Auszeit für NationalratDie SVP wünscht Luzi Stamm «gute Erholung»
Nach Kokain-Kauf und Falschgeld im Bundeshaus steht SVP-Nationalrat Luzi Stamm in der Kritik. An der Frühjahressession will er nicht mehr länger teilnehmen.
- von
- bee
Diese Woche geriet SVP-Nationalrat Luzi Stamm mit seinem Kokain-Kauf in die Schlagzeilen. Auch dass er mit 1 Million Euro Falschgeld im Bundeshaus rumlief, sorgte für Wirbel.
Nun will sich Stamm eine Auszeit gönnen, wie die SVP Aargau in einem Communiqué schreibt. «Der Präsident der SVP Aargau, Nationalrat Thomas Burgherr, und Nationalrat Luzi Stamm sind übereingekommen, dass Stamm erholungsbedingt eine Auszeit nimmt und dementsprechend nicht mehr weiter an der Frühjahrssession teilnimmt», schreibt die Kantonalpartei. «Die SVP wünscht Luzi Stamm gute Erholung und hofft, dass er seine Tätigkeit als Nationalrat bald wieder aufnehmen kann.»
Weitere Informationen möchte die SVP vorläufig nicht liefern. «Wir bitten um Verständnis, dass weder Luzi Stamm noch jemand aus seinem privaten oder politischen Umfeld vorläufig eine weitere Stellungnahme in dieser Angelegenheit abgibt», schreibt die Partei.
Kokain-Aktion und 1 Million Euro Falschgeld
Stamm hatte vergangenen Dienstagabend in der Berner Altstadt einem Strassenmusiker Drogen abgekauft. Der Deal fand hinter einer Hausecke statt. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um ein Gramm Kokain. Dieses hatte der SVP-Nationalrat nach einer schlaflosen Nacht am Tag darauf der Polizei übergeben. Nun droht Stamm ein Verfahren, da nicht nur der Kauf, sondern auch der Besitz von Kokain strafbar ist. Laut Gesetz könnten Stamm damit bis zu drei Jahre Gefängnis drohen. Mit der Aktion wollte Stamm auf den blühenden Drogenhandel in der Schweiz aufmerksam machen.
Ausserdem wurde bekannt, dass der SVP-Politiker während der Wintersession mit einem Koffer voller Falschgeld im Bundeshaus rumlief. Darin sollen sich eine Million gefälschte Euro-Noten befunden haben.
Seit 1991 im Nationalrat
Es handle sich um den Betrugsfall eines Klienten, sagt Stamm. Er habe das Geld «seinem Naturell entsprechend» von Spezialisten prüfen lassen wollen. Mehr zu dem Vorfall könne er aufgrund des Anwaltsgeheimnisses nicht preisgeben. Ob seine Handlung Konsequenzen hatte, ist nicht bekannt.
Stamm ist seit 1991 Mitglied des Nationalrats. Er war zuerst auf der Liste der FDP gewählt worden, wechselte später in die SVP. Wegen der Altersregelung ist Stamm nicht mehr auf der offiziellen Aargauer SVP-Liste für die nationalen Wahlen am 20. Oktober. (bee/sda)