Brutaler Angriff im Zürcher Kreis 4«Die Teenager fragten mich, was mein Problem sei und schlugen zu»
Der 53-jährige D. wurde am Wochenende im Zürcher Kreis 4 spitalreif geprügelt. Die Polizei ermittelt.
- von
- Monira Djurdjevic
- Lynn Sachs
Darum gehts
Ein geschwollenes Auge, Platzwunden und Schrammen im Gesicht: Der 53-jährige D.* wurde am Freitagabend von mehreren Personen an der Langstrasse im Kreis 4 angegriffen und verletzt. «Sie haben mir sogar die Nase gebrochen. Ich muss am Donnerstag operiert werden», erzählt D. Zur brutalen Attacke sei es kurz vor Mitternacht gekommen. «Ein Jugendlicher hat in der Nähe meines Ladens randaliert. Ich sagte ihm, dass er das lassen soll.»
Was D. nicht wusste: Der Jugendliche war nicht alleine. «Plötzlich kamen ein Kollege und eine Kollegin des Teenagers um die Ecke. Sie fragten mich, was mein Problem sei und gingen auf mich los.» Wie der 53-Jährige erzählt, traktierte ihn das Trio mit Schlägen und Tritten, schlägt ihm sogar eine Flasche über den Kopf.
Um die Polizei zu alarmieren, holte er sein Handy aus der Hosentasche. «Sie schlugen es mir aber aus der Hand und rannten davon. Ich rannte ihnen blutend und verletzt hinterher.» Obwohl zu dieser Zeit reger Betrieb an der Langstrasse herrscht, sei ihm niemand zur Hilfe geeilt. «Überall standen Leute herum. Geholfen hat mir aber niemand.»
«Diese Brutalität schockiert mich»
Schliesslich holte er die Jugendlichen bei der Kreuzung Brauer-/Langstrasse ein: «Da gingen sie nochmals auf mich los und flüchteten dann samt Handy in unbekannte Richtung.» D. alarmierte anschliessend die Polizei. «Eine Patrouille kam vorbei und rapportierte den Vorfall. Ich begab mich dann selbstständig ins Spital.»
Diese Woche will der 53-Jährige noch Anzeige gegen Unbekannt erstatten. «Diese Brutalität schockiert mich. Heutzutage scheint es den jungen Leuten richtig Spass zu machen, jemanden zu quälen. Was sie den Betroffenen damit antun, scheint ihnen nicht bewusst.»
Die Stadtpolizei Zürich bestätigt den Vorfall auf Anfrage. «Kurz vor Mitternacht wurde eine Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen gemeldet. Vor Ort hat die Patrouille einen verletzten Mann angetroffen», sagt Sprecher Marc Surber. «Die Polizei hat entsprechende Ermittlungen aufgenommen.»
Jugendgewalt in Zürich
Zunahme von gewalttätigen Auseinandersetzungen
In Zürich vergeht kaum ein Wochenende, ohne eine blutige Auseinandersetzung. Erst im Oktober wurden beim Bahnhof Stadelhofen ein 19- und ein 20-jähriger Mann mit einer Stichwaffe schwer verletzt. Die Polizei nahm vier Personen fest. Auf der Chinawiese in Zürich eskalierte im Juli ein Streit unter Jugendlichen. Dabei wurde der 16-jährige R.* angegriffen und mit einem Messer verletzt.
Im April wurde der 18-jährige Matiss B.* bei einer Tramhaltestelle in Zürich-Altstetten angegriffen. Laut seiner Mutter Sigita B.* kam es zum Streit aus nichtigem Grund: «Weil er sich weigerte, einer Gruppe Teenager seine Cola-Flasche zu geben, gingen sie auf ihn los.» Ebenfalls im April eskalierte auf dem Gelände einer Dietikoner Schule ein Streit unter Jugendlichen. Der 15-jährige S.* wurde von einer Gruppe Teenager brutal attackiert und musste operiert werden.
Im Mai prügelten Unbekannte in einem Zürcher Tram auf den 20-jährigen Kunststudenten L.* ein. «Auch als er auf dem Boden lag, schlugen sie weiter auf ihn ein», sagte S.*, eine gute Freundin von L., gegenüber 20 Minuten. Kurz darauf wurde bei einem Streit unter Teenagern in Wädenswil der 16-jährige A.* mit einer Stichwaffe schwer verletzt. Laut zwei jungen Männern hatte der Streit auf einem Basketballplatz begonnen. Angeblich ging es um Zigaretten. Vier Personen wurden festgenommen.
*Name der Redaktion bekannt
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
Agredis, Gewaltberatung von Mann zu Mann, Tel. 078 744 88 88
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147