Islamismus-Experte«Die Verantwortlichen der Moschee Neuhausen sind ganz klar Extremisten»
Journalist Kurt Pelda recherchiert seit Jahren zum islamistischen Extremismus in der Schweiz, auch zur Moschee in Neuhausen. Man komme an diese Leute nicht heran, sagt er.
- von
- Claudia Blumer
Darum gehts
«Man kommt an die Leute der Neuhauser Moschee nicht heran», sagt CH-Media-Journalist und Extremismus-Experte Kurt Pelda.
Pelda forscht seit Jahren zur Moschee in Neuhausen sowie zum islamistischen Extremismus in der Schweiz.
Die Leute von der Moschee Neuhausen seien Extremisten, insbesondere die Verantwortlichen. Einige trügen Hochwasserhosen und Bärte, ihre Frauen seien zum Teil vollverschleiert.
Wir wollten herausfinden, wer die Leute hinter der Moschee in Neuhausen SH sind. Es ist fast nicht möglich.
Das ist so, man kommt an diese Leute nicht heran. Ich habe einmal vor der Moschee einen Verantwortlichen angesprochen und er hat gesagt, er werde sich bei mir melden. Doch da kam nichts. Diese Leute schotten sich total ab, sie sind in einer sektenmässigen Bubble gefangen. Mit anderen wollen sie nichts zu tun haben und mit Medien schon gar nicht. Sie sehen sich als Opfer der Medien und einer voreingenommenen Gesellschaft. Doch der wahre Grund ist der, dass sie nicht mit unangenehmen Fragen konfrontiert werden wollen. Sie beschäftigen mit Osamah einen Mann, der mehrere Jahre wegen IS-Mittäterschaft im Gefängnis sass und der die Schweiz eigentlich verlassen müsste. Osamah hat nie bereut oder gesagt, dass er seine Ansichten geändert hätte.
Genügt diese Tatsache schon, um die Moschee-Verantwortlichen als Extremisten zu bezeichnen?
Es sind Extremisten, ganz klar. Nicht alle Vereinsmitglieder, aber mehrheitlich und insbesondere die Verantwortlichen. Es sind Salafisten, die den Koran extrem auslegen. Manche tragen Hochwasserhosen und Bärte und ihre Frauen sind zum Teil vollverschleiert. Bei Anlässen herrscht strikte Geschlechtertrennung. Es gab in den letzten Jahren beispielsweise Hochzeiten, da waren auch die Leute von der Neuhauser Moschee sowie Extremisten aus der ganzen Schweiz. Sie haben das Restaurant mit einem Paravent unterteilt, damit Frauen und Männer getrennt sind. Osamah war persönlich darum bemüht, dass man nirgendwo auf die andere Seite blicken kann.
Woher wissen Sie das?
Ich hatte meine Leute dort, ich recherchiere seit Jahren zu den Hintergründen der Neuhauser Moschee sowie zur Ostschweizer Extremismus-Szene. Das geht nur mit verdeckter Recherche. Denn als aussenstehender Nicht-Muslim hat man wie gesagt keine Chance, an die Leute heranzukommen.
Sie sagen, nicht alle dort seien extrem.
Wenn Muslime zum Freitagsgebet in die Moschee gehen, wählen sie meistens nach der Sprache aus sowie nach der Glaubensrichtung. Manche gehen also dorthin, weil sie die extreme Auslegung des Korans unterstützen. Andere gehen wegen der Sprache. Die Moschee in Neuhausen ist eine deutsch-arabische Moschee mit Übersetzung. Damit können auch Muslime dort beten, die kein Arabisch, Albanisch oder Türkisch können. Das war ja auch das Ziel von Osamah und seinen Anhängern: mit dem Abbau von sprachlichen Barrieren mehr Leute zu erreichen. Sie sind auf Mission, und es hat deshalb auch eine beachtliche Anzahl Konvertiten in der Moschee in Neuhausen.
Wie muss man sich das Missionieren vorstellen?
In den Predigten wird nicht missioniert, denn die Moschee-Chefs sind vorsichtig geworden. Die Predigten sind ja öffentlich zugänglich. Aber bei den vielen Anlässen, Bräteln oder Rheinschwimmen, dort wird das Weltbild verbreitet: Der Westen ist des Teufels, die USA sowieso. Es braucht die Scharia, auch in der Schweiz. Osamah hat mehrmals gesagt, dass er die Todesstrafe bei Ehebruch und Homosexualität befürwortet.
Welche Gefahr geht von ihm und seinen Anhängern aus?
Ich glaube nicht, dass er wirklich gewalttätig würde. Da hat Osamah sicher gelernt aus dem Prozess. Auch seine Jünger nicht. Und doch kann es passieren, dass jemand zum Messer greift oder in den Jihad zieht. Die Hauptgefahr, die von ihm ausgeht, ist die Verbreitung von extremistischem Gedankengut. Und dass er auch noch Kinder und Jugendliche damit unterrichtet. Ich verstehe nicht, warum die Behörden das zulassen.
Was müssten sie konkret tun?
Wenn der Staat wollte, könnte er dies unterbinden. Es bräuchte ein Telefon von der zuständigen Behörde: «Entweder, Sie lassen Osamah nicht mehr Kinder unterrichten, oder wir schliessen die Moschee.» Die An’nur-Moschee in Winterthur wurde auch geschlossen. Wenn die Behörden wollen, finden sie eine Möglichkeit, eine Moschee zu schliessen oder das Unterrichten von Jugendlichen durch einen verurteilten Extremisten zu stoppen. Normalbürger werden vom Staat oft drangsaliert bis zum Gehtnichtmehr. Und in so einem Fall lässt man es einfach laufen, nur weil sich niemand dem Vorwurf der Islamophobie aussetzen will. Das ist fatal.
Wie lebt Osamah?
Er hat eine Partnerin, eine Konvertitin aus Winterthur. Ist aber nicht mit ihr nach Schweizer Recht verheiratet und wohnt offiziell auch nicht bei ihr. Sie hat einen kleinen Sohn, und Osamah ist sehr herzig mit ihm, er kümmert sich rührend um ihn, das sagen viele, die dabei sind. Er ist ohnehin sehr charmant und kommt bei den Leuten gut an. Gleichzeitig denkt er sehr schlecht über die Schweiz, obwohl er hier Schutz und medizinische Behandlung bekommen hat und immer noch bekommt.
Das sagen Experten
«Ein Nest von Salafisten»
Auch Islamismus-Experten äussern sich kritisch zur Moschee in Neuhausen. So sagt etwa Saida Keller-Messahli, die sich für einen fortschrittlichen Islam engagiert: «In Neuhausen haben wir es mit einem Nest von Salafisten, also Extremisten, zu tun. Osamah stellt eine Gefahr dar, auch wenn er zurzeit in der Schweiz geduldet ist.» Ihr Eindruck sei, dass Osamah nun alles tue, um als Imam ein harmloses Bild von sich und seinem Verein zu verbreiten. Er sei ein gerissener Akteur, der genau wisse, wie er die Öffentlichkeit an der Nase herumführen könne. Doch es sei naiv, zu glauben, dass er nicht aktiv mit internationalen jihadistischen Netzwerken verbunden sei.
Islam-Experte Ahmad Mansour nennt mehrere Faktoren, an denen eine Organisation mit Nähe zum Extremismus erkennbar sei: «Typische Merkmale sind etwa Geschlechtertrennung und Opferstatus, Abgrenzung von der Gesellschaft. Die anderen sind so böse, und wir sind arm.» Die fehlende Anerkennung rechtsstaatlicher Institutionen sei ebenfalls ein Anzeichen für Extremismus. Wenn ein Urteil, wie jenes gegen Osamah, trotz seiner Rechtskraft als falsch erachtet werde, ist das typisch für eine Organisation, welche die demokratischen Regeln nicht anerkennt.
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