Heftli-Krieg«Die Verlage haben gejammert»
Wegen überrissener Preise boykottiert Coop 13 Zeitschriften. Coop-Einkaufschef Philipp Wyss ist sich sicher, dass der Verkaufstopp rasch wirken wird.
- von
- S. Spaeth
Die Verhandlungen mit den deutschen Verlagen haben nicht gefruchtet. Wie hat die Gegenseite argumentiert, weshalb können die Preise nicht gesenkt werden?
Die Argumente waren stets in etwa die: Hohes Kaufkraftniveau in der Schweiz; den Verlagen ginge es ja auch so schon schlecht genug; die Logistik- und Werbekosten seien hierzulande sehr viel höher. Die Verlage haben teilweise gejammert.
Das Mickey-Mouse-Heft ist in der Schweiz fast doppelt so teuer. Ist ein Schweiz-Aufschlag bei Magazinen überhaupt gerechtfertigt?
Uns geht es in erster Linie um die Weitergabe des Währungsgewinns. Ich verstehe einfach nicht, dass hier die Verlage diesen Vorteil für sich selbst verbuchen. Ein Aufschlag für Transporte, Logistik und Werbekosten ist teilweise nachvollziehbar. Aber diese enormen Unterschiede sind als Ganzes nicht erklärbar.
Nach den Auslistungen im Jahr 2011 sind beispielsweise Produkte von L'Oréal und Ferrero wieder ins Sortiment zurückgekehrt: mit einem Preisabschlag von 10 bis 20 Prozent. Wird es auch diesmal so herauskommen?
Das werden wir sehen. Wir hoffen, dass die Verlage bald einlenken werden. Aber es wird wohl von Verlag zu Verlag unterschiedlich sein. Ein Verkaufsstopp zeigt in der Regel aber rasch Wirkung.
Wie viel Umsatz wird Ihnen und den Verlagen durch den Boykott entgehen?
Als zweitgrösste Kioskbetreiberin der Schweiz haben wir ein gewisses Gewicht. Zwei von drei bei uns verkauften Zeitschriften sind aus dem Ausland. Die ausgelisteten 13 Titel machen hiervon 15 bis 20 Prozent des Umsatzes aus. Wir sind für die Verlage also kein unwesentlicher Absatzkanal. Und die ausgelisteten Zeitschriften sind wichtige Titel.
In welchen anderen Produktkategorien sind die Preise noch immer zu hoch?
Wir haben bei über 10'000 Produkten die Preise senken können. Das ist ein riesiger Erfolg. Aber es hat noch Luft nach unten in einzelnen Bereichen, beispielsweise bei Textilien und bei Damenhygieneprodukten.
Wir es da bald zu weiteren Auslistungen kommen?
Wir warten ab. Die allermeisten Verhandlungen sind positiv verlaufen! Gegenwärtig haben wir aber bei gewissen Markenherstellern die Lieferungen gestoppt und importieren deren Produkte parallel. Wenn das nichts bringt, könnten wir auch hier zu Auslistungen greifen.
Dass Sie auch zum letzten Mittel greifen, wird die widerspenstigen Coop-Lieferanten einschüchtern. Wie wichtig war es, dieses Exempel zu statuieren?
Auslistungen sind immer das letzte Mittel, wenn Verhandlungen nicht fruchten. Wir bevorzugen grundsätzlich den Verhandlungsweg. Hier ging es aber schlichtweg nicht anders, ganz nach dem Motto "Wer nicht hören will, muss fühlen".
Dass Sie die 13 Magazine aus dem Sortiment werfen, verhilft Coop zu einem guten Image. Inwiefern geht es Coop auch um einen Reputationsgewinn?
Es ist für uns eine Frage der Konsequenz. Wir wollen für unsere Kundinnen und Kunden, dass die Währungsvorteile weitergegeben werden. Hierbei haben wir durch alle Sortimentsbereiche hindurch viel erreicht. Weil es aber bei den Zeitschriften hapert, greifen wir jetzt durch. Dass die Massnahme bei den Kunden gut ankommt, freut uns natürlich.
Das Interview wurde schriftlich geführt.