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Star StyleDie von der Farm

Jennifer Lawrence wuchs im ländlichen Kentucky auf. An Hollywood muss sich die Schauspielerin erst noch gewöhnen. Und Hollywood sich an sie.

Die und hässlich?!? Debra Granik schüttelte den Kopf, als sie die damals 18-jährige Jennifer Lawrence beim Casting vor sich sah. Lange blonde Haare, ein süsses rundes Gesicht und volle Lippen. Völlig unpassend für die Rolle, die Granik in ihrem Film «Winter's Bone» noch besetzen musste. Ree Dolly, ein Mädchen aus den Wäldern von Missouri. Ree sollte stark sein, verbissen nach ihrem verschwundenen Vater suchen und auf keinen Fall mit Schönheit ablenken.

Jennifer Lawrence hatte sich zwar wirklich Mühe gegeben und war extra ungepflegt zum Vorsprechen gekommen: «Ich wusste, ich musste so hässlich aussehen wie möglich. Ich hatte meine Haare Wochen nicht gewaschen, war ungeschminkt und sah total zerschlagen aus.» Sie wollte diese Rolle unbedingt: «Ich war so beeindruckt von Rees Hartnäckigkeit und dass Nein für sie keine Antwort war.» Doch Jennys schlampiger Look überzeugte die Regisseurin nicht. Wohl aber ihr Talent. Schliesslich bekam das hübsche blonde Mädchen aus Kentucky den Part. Und schritt zwei Jahre später als Nominierte bei den Oscars in einer leuchtend roten, figur­betonten Calvin-Klein-Robe über den roten Teppich. Strahlend schön – und ein bisschen verlegen. Der Preis für die beste Hauptdarstellerin ging dann zwar an Natalie Portman für «Black Swan». Doch für Jennifer war es bestimmt auch so die aufregendste Nacht ihres Lebens.

Ferien mit vielen Folgen

Als sie entdeckt wurde, war sie ge­rade mal 14. Weit weg von der Farm in Kentucky, auf der sie mit ihren zwei Brüdern aufwuchs, auf der Strasse in New York. Sie war in den Ferien mit ihrer Mutter. Eine Agentur hatte sie zum Casting eingeladen. «Die sagten, es wäre das beste Vorsprechen einer 14-Jährigen, das sie je gehört hätten», sagt Jenny. Ihre Mom hätte ihre Tochter viel lieber scheitern gesehen, damit sie zusammen zurück nach Kentucky hätten gehen können. Doch für Jennifer lief es so gut, dass sie nicht mehr heimfuhren. Sie bekam Jobs für Werbespots, dann für Sitcoms, dann für Kinofilme. Und erlebt jetzt ihren Durchbruch mit dem Independent-Drama «Winter's Bone».

Gehemmt und aufgemotzt

Noch fühlt sich die 20-Jährige nicht wie ein Hollywoodstar. Sie ist ja auch gerade erst dabei, einer zu werden, und muss noch viel lernen. Wie man auf dem roten Teppich cool bleibt zum Beispiel. Sie findet sich da immer «viel zu aufgemotzt». Und geniert sich ein bisschen vor den Stars. «Angelina Jolie und Brad Pitt standen einen Meter von mir entfernt!», sagte sie nach der Golden-Globe-Party ganz aufgeregt zu Showmaster Jimmy Kimmel. Er: «Hast du mit ihnen gesprochen?» Jenny: «Nein, natürlich nicht!»

Demnächst feiert «X-Men: First Class» in Hollywood Premiere. Jenny ist eine sexy Mutantin namens Mystique. Sie musste sich dafür jeden Tag von Kopf bis Fuss mit blauer Farbe bemalen lassen, stundenlang. Ihre Haut reagierte allergisch, sie bekam juckende Pusteln und Blasen. Machte aber ohne zu murren weiter. Und das mit dem roten Teppich kriegt sie auch noch hin.

Das andere Amerika

Tief in den Wäldern von Missouri macht sich Ree Dolly (Jennifer Lawrence) auf die Suche nach ihrem Vater. Ohne ihn, der das Haus als Kaution hinterlegt hat, droht die Familie alles zu verlieren. Ein ergreifendes Drama über das Amerika fernab von Hollywood.

«Winter's Bone», jetzt im Kino

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