Nach Dementi: Die Welt sucht den Bitcoin-Erfinder

Aktualisiert

Nach DementiDie Welt sucht den Bitcoin-Erfinder

Die bekannteste Internetwährung birgt seit ihrer Kreation 2009 ein Geheimnis: Wer schuf die Codes für das virtuelle Geld? Der vermeintliche Erfinder bestreitet jede Verbindung.

von
Ryan Nakashima
AP

Es sollte eine grosse Enthüllungsstory werden - doch das US-Magazin «Newsweek» hat möglicherweise doch nicht den geheimnisumwobenen Erfinder der Internetwährung Bitcoin aufgespürt. Der Mann, den die Zeitschrift in ihrer Ausgabe vom Donnerstag als Erfinder präsentiert, stritt in einem Exklusiv-Interview mit der Nachrichtenagentur AP jegliche Verbindung zur virtuellen Währung ab. «Ich habe nichts damit zu tun», sagte Dorian Prentice Satoshi Nakamoto mehrmals während des Gesprächs am Donnerstag (Ortszeit).

«Newsweek» besteht allerdings trotz des Dementi darauf, dass der gebürtige Japaner das «Gesicht hinter Bitcoin» sei. Tatsächlich stimmen viele Details der Geschichte mit dem Leben von Nakamoto überein, wie der im kalifornischen Temple City lebende 64-Jährige in dem AP-Interview bestätigte. So sei sein Geburtsname tatsächlich «Satoshi» - ein Satoshi Nakamoto gilt als der Bitcoin-Erfinder. Auch habe er als Computerexperte unter anderem für die US-Luftwaffe und die US-Marine gearbeitet. Doch vieles sei vertraulich gewesen, deshalb könne er nicht viel über sein Arbeitsleben sagen.

Alles nur ein Missverständnis?

Zugleich betonte Nakamoto jedoch, ein entscheidender Satz in der Reportage, der eine Verbindung zwischen ihm und Bitcoin suggeriere, sei missverstanden worden. So soll er einer «Newsweek»-Reporterin vor seiner Haustür im Beisein von zwei Polizisten gesagt haben: «Ich bin nicht länger darin verwickelt und kann darüber nicht sprechen.» Tatsächlich aber sagte er eigenen Worten zufolge: «Ich arbeite nicht mehr im Ingenieurswesen.»

Dem AP-Reporter versicherte Nakamoto, er habe zum ersten Mal von Bitcoin gehört, als sein Sohn ihm vor drei Wochen erzählte, er sei von einem Reporter von «Newsweek» angerufen worden. Auf die Frage, ob er technisch in der Lage sei, das System für eine virtuelle Währung wie Bitcoin zu entwickeln, sagte er: «Ja, aber das kann jeder Programmierer.»

Das Originaldokument über die Schaffung von Bitcoin verlinkte «Newsweek» in dem Artikel. Dazu sagte Nakamoto, er habe dieses Papier nicht geschrieben und die dahinter stehende E-Mail sei nicht die seine.

Als Kind in die USA eingewandert

Nakamoto war 1959 als Kind in die USA gekommen. Seinem Namen schob er den Zusatz Dorian Prentice vor, um unter anderem «westlicher» zu klingen. Das geschah zu einer Zeit, als er sich um die US-Staatsbürgerschaft bemühte. Nicht einmal seine Familie weiss eigenen Angaben zufolge, ob er nun der Bitcoin-Erfinder ist oder nicht. Blogger spekulieren, dass die Erfindung der Computercodes für Bitcoin Hunderte Millionen Dollar wert ist.

Seit der Publikation von «Newsweek» auf der Webseite am frühen Donnerstag belagerte ein Dutzend Journalisten Nakamotos Haus, zudem sei er von Anrufen bombardiert worden. Einem Journalisten von AP gewährte er schliesslich ein Interview.

Autorin glaubt an ihre Story

Die Autorin Leah McGrath Goodman, hielt trotz des Dementi von Nakamoto an ihrer Geschichte fest: «Es gab keine Verwirrung über den Kontext unserer Unterhaltung - und darüber, dass er anerkannte, in Bitcoin verwickelt gewesen zu sein.»

Die Journalistin hatte zwei Monate lang an der Geschichte recherchiert und sämtliche verfügbare Daten und Quellen über den angeblichen Bitcoin-Erfinder mit der Person von Nakamoto abgeglichen. «Newsweek» brachte die Story als Titelgeschichte ihrer ersten Printausgabe seit 15 Monaten.

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