Wurst-Warnung«Die WHO will uns zu Vegetariern umerziehen»
Der Immunologie-Professor Beda M. Stadler beisst trotz WHO-Warnung weiterhin herzhaft in die Wurst. Die Gründe.
- von
- daw
Herr Stadler*, die Weltgesundheitsorganisation WHO stuft Wurst und Schinken als krebserregend ein. Verzichten Sie inskünftig auf Speck, Cervelat und Co.?
Nein, ich lasse mich von solchen Warnungen nicht mehr erschüttern. Erst wollte man uns weismachen, dass Spinat und Olivenöl ach so gesund sind – bis sich herausgestellt hat, dass das nicht stimmt. Auch den Pommes aus der Friteuse wurde wegen des Acrylamids nachgesagt, dass sie krebserregend seien. Und nun ist es eben die Wurst.
Die WHO übertreibt also masslos?
Es ist immer auch eine Frage der Menge: Wenn man sich nur noch von verarbeitetem Fleisch ernährt, ist das sicher nicht gesund. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir: Seit der Mensch gelernt hat, mit dem Feuer umzugehen, hat er Fleisch gegessen. Wenn die Gefahr so gross wäre, gäbe es nur noch Krebs auf der Welt. Hier einen Zusammenhang zu konstruieren, scheint mir sehr gewagt.
Was bezweckt die WHO mit der Warnung?
Es ist tatsächlich so, dass wir zu viele Fleischprodukte essen. Das ist in jeder Wohlstandsgesellschaft so: Immer wenn es uns gut geht, essen wir viel Fleisch. Es hat eine grosse Energiedichte und ist wegen der fettlöslichen Vitamine extrem gesund. Darum müssen sich Veganer auch meist Vitamine in der Apotheke holen. Die WHO möchte die Weltbevölkerung wohl zu Vegetariern umerziehen. Die Warnerei ist aber kontraproduktiv und sogar gefährlich.
Warum?
Die WHO ist leider zu einem Warner-Klub verkommen. Denken Sie nur an all die Pandemien, die sie ausgerufen hat – und viel zu zögerlich Entwarnung gegeben hat. Irgendwann nimmt man auch berechtigte Warnungen nicht mehr ernst, wenn der Absender seine Glaubwürdigkeit verspielt hat.