«Tricks, um Sanktionen zu umgehen»  – Die wichtigsten Antworten zum Abramowitsch-Aus bei Chelsea

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«Tricks, um Sanktionen zu umgehen» Die wichtigsten Antworten zum Abramowitsch-Aus bei Chelsea

Roman Abramowitsch hat die operative Leitung des FC Chelsea abgegeben. Dies aufgrund des Konflikts in der Ukraine. Doch es ist nicht alles, wie es auf den ersten Blick scheint.

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Roman Abramowitsch hat am Samstag für ein Beben in der Fussballwelt gesorgt. 

Roman Abramowitsch hat am Samstag für ein Beben in der Fussballwelt gesorgt. 

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Er gab bekannt, dass er das operative Amt bei Chelsea abgeben wird. 

Er gab bekannt, dass er das operative Amt bei Chelsea abgeben wird. 

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Dies tat er aufrund des Ukraine-Konflikts.

Dies tat er aufrund des Ukraine-Konflikts.

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Darum gehts 

Beim Champions-League-Sieger und Fussball-Clubweltmeister FC Chelsea herrscht nach dem teilweisen Rückzug von Besitzer Roman Abramowitsch Unklarheit über die Zukunft. Der russische Oligarch, dem eine Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nachgesagt wird, hatte am Samstag die Verwaltung an die Treuhänder der wohltätigen Stiftung des FC Chelsea abgegeben. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu diesem Entscheid. 

Wieso hat Abramowitsch die Chelsea-Führung abgegeben? 

Abramowitsch ist einer von zahlreichen Oligarchen und Firmen, denen aufgrund zur Nähe zu Russlands Machthaber Wladimir Putin nach der Invasion Russlands in die Ukraine Sanktionen drohen. Im britischen Parlament wurde bereits vorgeschlagen, seine Konten einzufrieren und Besitztümer – inklusive Chelsea – zu beschlagnahmen. Mit der Übergabe des Clubs an eine Stiftung umgeht Abramowitsch zumindest vorerst einem Zwangsverkauf. 

Ist der Entscheid definitiv? 

Als Besitzer fungiert Roman Abramowitsch weiter. Nur aus dem operativen Geschäft hat er sich zurückgezogen. Ob das dauerhaft bleibt, ist noch unklar. Was allerdings klar ist: Der Club, mit einem Wert von geschätzten zwei Milliarden Franken, steht derzeit nicht zum Verkauf. Vorerst hat Abramowitsch aber die Kontrolle über zentrale Entscheidungen wie Transferbudgets, Spielertransfers und Trainerverpflichtungen abgegeben.

Alles nur Taktik? 

Chris Bryant, ein britischer Abgeordneter, sagte am Sonntag dem «Guardian»: «Ich mache mir Sorgen darüber, dass das ein klassischer russischer Kniff ist, um Sanktionen gegen sich zu entgehen. Er hätte sich viel Ärger ersparen können, wenn er Putin und dessen kriminelle Invasion in die Ukraine verurteilt hätte.» Mit seinem Abgang will sich der 55-Jährige den Verein von den aktuellen Ereignissen fernhalten. Und sichert sich selbst etwas ab. Durch den Entscheid hat er nämlich einen möglichen Staatseingriff erschwert. Allerdings kann man noch nicht sagen, wie gross sein wirklicher Nachteil wäre, würden seine Besitztümer tatsächlich eingefroren werden. 

Wie nahe steht er Putin? 

Ein Sprecher des Oligarchen gab bekannt, dass der nun Ex-Chelsea-Boss bei den Friedensverhandlungen in der Ukraine vor Ort ist. «Ich kann bestätigen, dass Roman Abramowitsch von der ukrainischen Seite kontaktiert wurde, um Unterstützung bei der Herbeiführung einer friedlichen Lösung zu erhalten, und dass er seitdem versucht hat, zu helfen.» Weitere Kommentare werde es von der Oligarchen-Seite nicht geben, so der Sprecher weiter.  Für den britischen Politiker Bryant ist aber klar: «Wenn er Putin so nahe steht, dass er einen solchen Einfluss ausüben kann, sollte er jetzt sanktioniert werden.»

Wie geht es mit Chelsea weiter? 

Chelsea-Coach Thomas Tuchel erwartet durch den Teilrückzug Roman Abramowitsch vorerst keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Club. «Ich glaube nicht, dass sich für mich im Tagesgeschäft irgendwas verändert.» Er sei im engen Kontakt mit Sportdirektorin Marina Granowskaja und dem technischen Berater Petr Cech. «Ich kümmere mich um die erste Mannschaft, gebe meinen Input und gebe mein Bestes, um Fussballspiele zu gewinnen», sagte Tuchel. «Das wird sich dadurch nicht ändern.» Allerdings meinte Tuchel auch: «Wir sollten nicht so tun, als sei dies kein Thema. Die Situation für mich, meine Mitarbeiter und die Spieler ist schrecklich.» 

Was sagen seine Vertrauten? 

Seine Tochter hat sich auf Instagram klar zum Angriff auf die Ukraine geäussert. Die 27-Jährige zeigte den Schriftzug «Russland will einen Krieg mit der Ukraine» und strich dabei das Wort «Russland» rot durch und ersetzte es mit «Putin». Sie kommentierte: «Die grösste und erfolgreichste Lüge der Kreml-Propaganda ist, dass die meisten Russen hinter Putin stehen.» Sofia ist eines von insgesamt sieben Kindern Abramowitchs.

Müssen andere Oligarchen ebenfalls um ihren Verein bangen? 

Abramowitch ist nicht der einzige Russe, der im Besitz eines Vereins ist. Allerdings müssen nicht alle Oligarchen aufgrund von Sanktionen um ihren Verein bangen. Maxim Demin, der Besitzer von Championship-Club AFC Bournemouth, steht zum Beispiel nicht auf der schwarzen Liste der britischen Regierung. Ein Problem dagegen könnte der Besitzer von Everton haben. Wie der «Telegraph» schreibt, wurde Alisher Usmanow ein Ultimatum gesetzt. Er soll ein Zeichen gegen den Einmarsch von Russland in die Ukraine setzen. Ansonsten werde es zu Sanktionen kommen. 

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(dpa/fss)

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