SVP-Chef Toni Brunner«Die Zeit der Spielchen ist vorbei»
SVP-Chef Toni Brunner hat mit dem Abgang Widmer-Schlumpfs gerechnet. Ob die SVP den zweiten Sitz bekomme, liege in den Händen der übrigen Parteien.
- von
- daw
Herr Brunner, Eveline Widmer-Schlumpf nimmt den Hut. Knallen bei der SVP die Korken?
Toni Brunner: Es hat schon schlimmere Tage gegeben, aber ich habe mit dem Rücktritt gerechnet. Wenn es nach diesen Wahlen anders gewesen wäre, hätte es mich sehr verwundet. Damit gibt es die Chance, dass die Parteien wieder gemäss ihrer Wählerstärke in der Regierung vertreten sind. Ich hoffe, dass der Abgang zu einer Entkrampfung der Schweizer Politik führen wird.
Zu den Bundesratswahlen vom 9. Dezember: Ein zweiter SVPler ist so gut wie gewählt, oder?
Dies liegt in den Händen der anderen Parteien. Wir werden in den nächsten Tagen das Gespräch mit den übrigen Parteien suchen. Unser Angebot ist klar: Wir sind bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Noch einmal: Wenn alle massgeblichen Kräfte im Bundesrat vertreten sind, trägt dies zur Stabilität unseres Landes bei.
CVP-Präsident Christophe Darbellay anerkennt den Anspruch der SVP – wünscht sich aber einen Kandidaten, der sich zum Kollegialitätsprinzip bekennt.
Die Kantonalparteien können noch bis Freitag, 13. November Meldungen machen, weshalb ich nicht vorgreifen möchte. Nach der ausserordentlichen Fraktionsvorstandssitzung werden wir unsere Kandidaten zuhanden der Bundesversammlung präsentieren – wohl ein Zweierticket. Es ist aber so, dass inhaltliche Konzessionen nicht Voraussetzung sind, um in der Landesregierung mitzumachen. Es geht ja gerade darum, dass unterschiedliche Ansätze vertreten sind. Es wäre wichtig, wenn künftig asyl- und europapolitisch kritische Stimmen am Regierungstisch Platz nehmen könnten. Andererseits muss ein Bundesrat auch Mehrheitsentscheide mittragen, so wie es Verteidigungsminister Ueli Maurer macht.
Werden Sie auch einen Westschweizer aufstellen?
Das ist gut möglich. Wir haben gute Leute in den verschiedenen Sprachregionen.
Die Mitte schielt längerfristig auf den Sitz der FDP. Würden Sie den Freisinn angreifen?
Die Zeit der Spielchen ist vorbei. Wir haben immer gesagt, dass die drei grössten Parteien mit je zwei Sitzen und die viertgrösste mit einem Sitz in der Regierung vertreten sein sollen.
Sie werden ebenfalls als Bundesratskandidat gehandelt. Bleibt es dabei, dass es keinen Bundesrat Toni Brunner geben wird?
Das ist richtig.