Banken in SorgeDiebe sprengen jetzt auch Schweizer Bancomaten
Im Kanton Jura haben Unbekannte einen Geldautomaten gesprengt, um an die Banknoten heranzukommen. Bisher wurde dieses Vorgehen nur im Ausland gewählt.
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Diebe haben in der Nacht auf Donnerstag in Le Noirmont im Kanton Jura einen Geldautomaten der Kantonalbank gesprengt. Die Explosion zerstörte den Bancomaten, beschädigte die Fassade und löste einen Brand aus. Die lokale Feuerwehr wurde um 2.45 Uhr alarmiert und musste Verstärkung aus Bern anfordern, um das Feuer zu löschen.
Als die Polizei gegen 3 Uhr vor Ort eintraf, konnte sie nur noch den Schaden eines unbekannten Sprengstoffs feststellen. Die Diebe waren bereits mit einer noch unbekannten Summe über alle Berge. Die Täter werden in Frankreich vermutet.
2015 sprengten Täter in Deutschland 134 Automaten
Bereits im Dezember hatten Diebe in Troinex GE einen Bancomaten gesprengt. Sie liessen Gas in den Automaten einlaufen, um es dann zu entzünden. Die Polizei leitete eine Fahndung in der Schweiz und im französischen Grenzgebiet ein.
In Deutschland ist diese Taktik schon seit Längerem im Gange: 2015 wurden laut «Spiegel Online» über 134 Automaten gesprengt. Allein im Bundesland Nordrhein-Westfalen waren es 64.
Explosionen führen zu hohen Sachschäden
Die Vorgehensweise ist immer ähnlich: Die Täter machen den Geldautomaten luftdicht und leiten Gas hinein. Mit einer Zündschnur wird das Gasgemisch zur Explosion gebracht, anschliessend können die Täter die Geldkassetten entnehmen. Meistens finden die Sprengungen nachts statt, der Sachschaden ist oft enorm.
Auch in Italien kam es vergangenes Jahr mehrmals zu ähnlichen Fällen.
In diesem Youtube-Video hat die Polizei von Torino zwei Gasbomben-Diebe bei ihrer Tat gefilmt:
Der Sachschaden war ebenfalls oft höher als der finanzielle Verlust. Eine Sprengung in Bogliasco beispielsweise hat die gesamte Hauptstelle einer Bank zum Einstürzen gebracht; die Explosion war derart gewaltig, dass die Bewohner in der darüber gelegenen Wohnungen dachten, es handle sich um einen Bombenanschlag.
Gasbombe vor dem Geldausgabe-Schlitz
Im Piemont hat sich eine ganze Gruppe auf Bancomaten-Sprengungen spezialisiert. Die Täter verschaffen sich mit einer normalen Karte Zugang zur Bank, platzieren eine Gasbombe direkt vor dem Geldausgabe-Schlitz und lassen das Gas hineinströmen.
Wenn alles gut geht, fliegt nur die Panzerwand in die Luft und gibt die Schutzzelle frei, die das Geld beinhaltet. Die Bande schnappt sich den Behälter und ist innert Minuten verschwunden. Läuft die Aktion allerdings schief, fliegt die ganze Maschine auseinander und reisst die halbe Bank mit sich.
Solche Überfälle können aber auch für die Täter selbst gefährlich sein, wie ein Beispiel aus Österreich zeigt: Ein Dieb verletzte sich bei einer Sprengung eines Geldautomaten in Wien derart stark, dass er ins Spital musste.
«Jeder Fall wird genau analysiert»
Dass sich die Überfälle nun vom Ausland in die Schweiz verschoben haben, wird hierzulande mit Sorge beobachtet. Franz Würth, Sprecher von Raiffeisen, sagt: «Jeder Fall wird von uns genau analysiert und wir überprüfen laufend, ob wir unsere Sicherheitsvorkehrungen verbessern können.» Wie diese aussehen, könne er nicht sagen. Sicherheitsmassnahmen seien selbstredend nicht öffentlich.
Einen Bancomaten komplett sprengsicher zu machen, sei schwierig, so Würth. «Aber es gibt Möglichkeiten, die Hürden für die potenziellen Täter so hoch wie möglich machen.»
Ähnlich klingt es bei der Credit Suisse und der UBS. «Wir beobachten die Situation sehr genau und investieren laufend in die Sicherheit unserer Bancomaten», sagt UBS-Sprecherin Ursula Dober.