Basel: Müllpressen vom Grossen Rat wegen Stadtbild abgelehnt

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Basel«Unser Stadtbild ist seit zwei Jahren nicht mehr dasselbe»

Abfuhr für die Regierung: Das Basler Kantonsparlament findet die neuen smarten Müllpressen zu hässlich für das Stadtbild und zieht nach 160 Exemplaren die Notbremse. Die Baudirektorin hätte gerne noch 940 der «Abfallmonster» angeschafft.

von
Jonas Gut
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Im Grossen Rat wurde am Mittwochmorgen über eine Anschaffung von mehr als 900 neuen Solarpresseimern diskutiert. Diese sollten die bestehenden Abfallkübel ersetzen.

Im Grossen Rat wurde am Mittwochmorgen über eine Anschaffung von mehr als 900 neuen Solarpresseimern diskutiert. Diese sollten die bestehenden Abfallkübel ersetzen.

20min/Vanessa Travasci
Die neuen Solarpresskübel hätten der Stadtreinigung rund 1,4 Millionen Franken pro Jahr sparen können. Da sie durch ihre Müllpressfunktion und das grössere Volumen nicht wie die aktuellen Kübel täglich geleert werden müssen.

Die neuen Solarpresskübel hätten der Stadtreinigung rund 1,4 Millionen Franken pro Jahr sparen können. Da sie durch ihre Müllpressfunktion und das grössere Volumen nicht wie die aktuellen Kübel täglich geleert werden müssen.

20min/Alexia Mohanadas
Bei der Bevölkerung sind die Müllpressen wegen ihrer Ästhetik allerdings umstritten. Auch bei der Mehrheit des Grossen Rats kommen sie gar nicht gut an.

Bei der Bevölkerung sind die Müllpressen wegen ihrer Ästhetik allerdings umstritten. Auch bei der Mehrheit des Grossen Rats kommen sie gar nicht gut an.

Kanton Basel-Stadt

Darum gehts

«Sie sind fehleranfällig, hässlich und nicht behindertengerecht», wetterte SVP-Präsident Pascal Messerli. Die neuen Solarpresskübel sind in Basel ein Ärgernis. Schon 160 der mausgrauen Müllpressen säumen das Rheinbord und andere Orte in Basel und verschandeln damit in den Augen vieler das Stadtbild. Am Mittwoch hat der Grosse Rat, das Basler Kantonsparlament, die Notbremse gezogen und einen 5,6 Millionen-Kredit zur Beschaffung weiterer 940 Solarpresskübel mit 53 zu 33 Stimmen versenkt.

Dabei fiel auch der Gegenvorschlag der Umwelt-, Verkehrs- und Energiekommission (UVEK) ins Wasser. Dieser schlug vor, die neuen Abfallkübel aus ästhetischen Gründen nicht in der Innenstadt zu platzieren, jedoch trotzdem neue Solarpressekübel anzuschaffen. 

Ästhetik wichtiger als Funktionalität

Die neuen Solarpresskübel hätten der Stadtreinigung rund 1,4 Millionen Franken pro Jahr sparen können. Da sie durch ihre Müllpressfunktion und das grössere Volumen nicht wie die aktuellen Kübel täglich geleert werden müssten, sondern je nach Bedarf und Standort nur alle paar Tage. Das mache sie auch zu einer klima- und verkehrsfreundlichen Alternative, da so weniger Fahrten für die Stadtreinigung anfielen. Den Strom für die Pressfunktion beziehen die Mülleimer über die integrierten Solarzellen.

Auch wenn Kostenpunkt und andere Faktoren für einige überzeugend klingen, war die Ästhetik für die Ratsmehrheit ein No-Go. «Unser Stadtbild ist seit knapp zwei Jahren nicht mehr dasselbe. In unserer Architektur-, Kultur- und Kunststadt darf man weiss Gott schönere Abfallkübel erwarten», fand etwa Nicole Strahm-Lavanchy (LDP). Die «Abfallmonster» seien auch nach zwei Jahren noch immer gewöhnungsbedürftig. 

Jetzt drohen Plastikcontainer

«Wir nehmen hier nichts, was noch in einer Testphase ist», entgegnete Regierungsrätin Esther Keller. Sie beharrte darauf, dass man der Technik der Mistkübel vertrauen könne. Die Solarpressen seien bereits in anderen europäischen Städten schon länger im Einsatz und zu Genüge getestet worden. Die Kritik, dass die Einwurfklappen nicht behindertenfreundlich seien, sei dem Regierungsrat bekannt und diese seien dementsprechend angepasst worden.

In Bezug auf die Ästhetik der Müllpressen konterte sie schlicht, dass die altbekannten, auffälligen und auch nicht gerade hübschen blau-orangen Container vermehrt zum Einsatz kommen werden müssten, falls die Solarpresskübel nicht verwendet werden könnten. Die bestehenden 160 Solarpresskübel werden indes nicht verschrottet. Sie sollen weiterhin im Einsatz bleiben, allerdings an Orten, wo sie das Stadtbild weniger stören. Keller deutete an, dass etwa Entsorgungsstellen geeignete Standorte sein könnten. 

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