FusionenDiese Gemeinden wird es 2015 nicht mehr geben
Die Tendenz zu Gemeindefusionen hält an. 2015 werden 38 weitere Gemeinden von der Schweizer Landkarte verschwinden.
- von
- Th. Bigliel
Die Zahl der Gemeinden in der Schweiz schrumpft weiter. Zwischen 1990 und 2014 verschwanden bereits 669 Ortsnamen von der Karte. Ab 2015 werden im amtlichen Gemeindeverzeichnis noch 2352 Kommunen aufgeführt, fast ein Fünftel weniger als noch im Jahr 2000.
Insgesamt 38 Gemeinden werden im neuen Jahr in den Kantonen Zürich, Bern und Graubünden zusammengelegt (siehe Liste). Die meisten Fusionen auf Anfang nächsten Jahres wird es im Kanton Graubünden geben: Im Albulatal etwa spannen per 1. Januar gleich sieben Ortschaften zur Gemeinde Albula/Alvra zusammen. Fusionsfreudig ist man aber auch in Bern, wo vier Kommunen zur neuen Gemeinde Petit-Val fusionieren. In Zürich sind es die Gemeinden Bauma und Sternenberg, die ab 2015 gemeinsame Wege gehen.
Auf dem Land wird eher fusioniert
Fusioniert wird vor allem auf dem Land. Die kleinste Fusionsgemeinde zählt gerade einmal 36 Einwohner. Im bündnerischen Cauco wird man sich zusammen mit den Nachbargemeinden Arvigo, Braggio und Selma zur neuen Gemeinde Calanca GR zusammenschliessen.
Vier der zehn neuen Gemeinden werden keinen neuen Namen annehmen. Bei Bauma (Fusion mit Sternenberg), Vals (Fusion mit St. Martin), Scuol (Fusion mit Ardez, Guarda, Tarasp, Ftan und Sent) und Zernez (Fusion mit Susch und Lavin) bleibt zumindest beim Namen alles beim Alten.
«Zwei Bettler werden nicht zur Millionärsfamilie»
Laut den Angaben des Bundesamts für Statistik sind es vor allem kleine Gemeinden, die im neuen Jahr verschwinden werden. Dass dies nicht nur Vorteile mit sich bringt, belegt eine Studie der Universität Bern. «Die Ziele eines Zusammenschlusses werden im finanziellen Bereich oft nicht erreicht, da die Steuern gesenkt und die Leistungen ausgebaut werden», fasst Reto Steiner, Professor an der Uni Bern, die Ergebnisse verschiedener Studien zusammen: «Zwei Bettler werden nicht zu einer Millionärsfamilie.»
Die Hauptvorteile sieht er bei der Verbesserung der Dienstleistungsqualität. Der Experte für öffentliches Management geht davon aus, dass heute jede zweite Gemeinde über eine Fusion nachdenkt. Rund 200 solcher Projekte befinden sich aktuell in der Pipeline: «Nach wie vor hat die Schweiz zusammen mit Frankreich die kleinsten Gemeinden Europas. Es wird immer schwieriger, genügend Leute für die Behörden zu finden und kleine Gemeinden stossen an ihre Leistungsgrenzen», so Steiner.
Auch Nachbarländer sind betroffen
Nicht nur in der Schweiz sinkt die Zahl der Gemeinden. In Österreich sank der Gemeindebestand in den letzten 50 Jahren um 42 Prozent. In Deutschland sind gar 59 Prozent der Ortsnamen verschwunden. Hierzulande fiel der Rückgang mit 7 Prozent also vergleichsweise zurückhaltend aus. Der Trend zu weniger Gemeinden hat in den vergangenen 20 Jahren jedoch deutlich an Fahrt aufgenommen. Rund 40 Gemeinden verschwinden pro Jahr von der Schweizer Landkarte. In Zukunft werden es deutlich mehr sein.
Diese Gemeinden fusionieren 2015
Gemeinde Albula/Alvra GR (neu)
Alvaschein, Mon, Stierva, Tiefencastel, Alvaneu, Brienz/Brinzauls und Surava
Gemeinde Domleschg GR (neu)
Almens, Paspels, Pratval, Rodels und Tomils
Gemeinde Scuol GR
Ardez, Guarda, Tarasp, Ftan, Scuol und Sent
Gemeinde Vals GR
St Martin und Vals
Gemeinde Zernez GR
Lavin, Susch und Zernez
Gemeinde Calanca GR (neu)
Arvigo, Braggio, Cauco und Selma
Gemeinde Petit-Val BE (neu)
Châtelat, Monible, Sornetan und Souboz
Gemeinde Valbirse BE (neu)
Bévilard, Malleray und Pontenet
Péry-La Heutte BE (neu)
La Heutte und Péry
Gemeinde Bauma ZH
Bauma und Sternenberg