Quartierbewohner sauer«Diese Lollipop-Bäume bringen uns nichts!»
Am Dienstagmorgen wurde am Basler Tellplatz ein rund 60-jähriger Baum notgefällt. Dass die übrigen Schattenspender dort ebenfalls weichen sollen, sorgt im Quartier für rote Köpfe.
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Am 4. Juni musste ein Spitzahorn am Tellplatz in Basel gefällt werden. Die Bäume sind schon länger ein Politikum. Anwohner wollen die Bäume vor der Fällung retten. Beim etwa 60 Jahre alten Spitzahorn war nichts mehr zu retten.
Marco Hug von der Stadtgärtnerei klopft gegen einen Spitzahorn am Tellplatz. «Hören Sie das? Es klingt hohl», sagt er zu den anwesenden Medienschaffenden und Anwohnern, die sich am Dienstagmorgen um den Baum versammelt haben.
Dass das Basler Bau- und Verkehrsdepartement zur Fällung des rund 60-jährigen Baumes einlädt, liegt an seinem Standort. Seit die Quartierbewohner erfahren haben, dass alle Bäume am Platz gefällt werden, laufen sie gegen den Entscheid Sturm.
Sie haben eine Petition mit über 3500 Unterschriften eingereicht und Protest-Transparente aufgehängt. Der Umweltschutzverein ProNatura hat bei einigen Bäumen Rekurs gegen die Fällung eingelegt.
«Lollipop-Bäume bringen nichts!»
Die Quartierbewohner fürchten, dass der Platz ohne Bäume massiv an Lebensqualität verliert. Entsprechend entrüstet äussert sich eine Frau unter dem zu fällendem Baum.
Sie wolle wissen, was für ein Baum den grossen Spitzahorn ersetzten soll. «Diese kleinen Lollipop-Bäume bringen uns gar nichts, wir brauchen Schatten!» sagt sie und zeigt auf die andere Platzseite, auf der ein Jungbaum gepflanzt wurde. Sie stürmt wütend davon.
Gärtner Hug führt inzwischen aus, warum der Baum gefällt werden muss. In der Hand hält er Unterlagen mit Berechnungen. «Eine Standfestigkeit von 150 Prozent aufwärts wäre in Ordnung. Der hier», er lehnt sich gegen den Spitzahorn und rüttelt, der daraufhin gut sichtbar wackelt, «hat noch eine Standfestigkeit von 95 Prozent.» Die Diagnose der Stadtgärtnerei: Stockfäule.
«Sicherheitsgründe sind berechtigt»
Kollegen von Hug zücken die Kettensäge. In weniger als 25 Minuten haben sie den alten Baum komplett zerlegt. Tatsächlich ist der Baumstamm massiv ausgehöhlt.
Einer, der das Treiben im Hintergrund beobachtet, ist Oliver Thommen, Anwohner und einer der Initianten der Petition zur Rettung der Tellplatz-Bäume. «Für uns ist klar: Wenn die Stadtgärtnerei einen Baum aus Sicherheitsgründen fällen muss, dann hat das seine Berechtigung», sagt er.
Bevölkerung schlecht informiert
Dagegen richte sich die Petition auch nicht. Es gehe darum, dass nicht alle Bäume im Rahmen der Platzumgestaltung gefällt werden sollen.
Trotzdem: Mit dem Vorgehen des Departements ist Thommen nicht zufrieden. «Es wäre sinnvoll gewesen, wenn das Baudepartement die Bevölkerung früher über die Fällung informiert und nicht nur einen Medientermin organisiert hätte. Auch die Informationstafel zur Fällung wurde erst einen Tag zuvor aufgestellt.»