Solar-VanlifeDiese Westschweizer Firma erfüllt den Traum aller Vanlifer
Sonnenenergie statt Diesel: Ein Westschweizer Team entwickelt zur Zeit ein System, das erlauben soll, alte Vans und Wohnmobile auf Sonnenenergie umzurüsten.
- von
- Gabriella Alvarez-Hummel

Dieses Team will es möglich machen, mit Sonnenenergie im Van unterwegs zu sein.
Darum gehts:
Vanlife und Camping ist beliebt wie nie. In Europa sind mehr als 2,5 Millionen motorisierte Reisefahrzeuge im Umlauf. Tendenz steigend.
Davon sind weniger als 0,3 Prozent elektrisch betrieben. Alle in den kommenden Jahren durch Elektrofahrzeuge auszuwechseln, würde einen enormen Ressourcenaufwand bedeuten.
Soleva aus der Westschweiz will dieses Problem lösen und ein System entwickeln, mit dem man den alten Diesel auf Solarstrom umrüsten kann.
Curdin Wüthrich, Sie hatten die Idee zum Van, der durch Sonnenenergie betrieben wird. Lassen Sie mich raten: Auf einem Campingtrip?
Curdin Wüthrich: Die Idee entstand mit zwei meiner besten Freunde, als wir als Naturfotografen mit einem Van unterwegs waren und abends am Lagerfeuer diskutierten. Wir alle reisen gerne, aber die Umweltproblematik ist da. Natürlich kann man weniger fliegen und mit dem Van unterwegs sein, aber auch das ist nicht perfekt: Man fährt noch immer mit einem schweren, dieselbetriebenen Fahrzeug quer durch die Natur und behauptet, naturnah zu sein. So entstand die Idee von einem Elektrofahrzeug, das zumindest nicht die direkten Umwelt- und Lärmemissionen hat.
Aber Elektro-Vans gibt es doch schon?
Ja, aber die sind praktisch unbezahlbar und machen aktuell weniger als 0,3 Prozent aus. Und es gibt die Problematik, dass je nachdem, die Infrastruktur in den Reiseländern nicht vorhanden ist für ein Elektrofahrzeug. So kreierten wir unsere eigene Lösung: ein völlig selbstbetriebenes Elektroreisemobil. Die Energie fürs Fahren und Leben liefert die Sonne.

Zu diesem Zweck wird dieser alte Diesel-Van umgebaut.
Nun wollen Sie aber kein neues Fahrzeug bauen, sondern ein altes umbauen.
Es braucht neue Lösungen für den Automobilsektor. Stichwort: Kreislaufwirtschaft. Es ergibt keinen Sinn, alte Autos zu verschrotten und durch neue Elektrofahrzeuge zu ersetzen. Deshalb wollen wir einen alten Van umbauen. Damit zeigen wir, dass das möglich ist und dass so über 80 Prozent des Fussabdrucks reduziert werden können, im Vergleich zum Weiterfahren mit einem Dieselvan. Wir verwenden viele Komponenten des Fahrzeugs weiter und verdoppeln so die Lebensdauer des Fahrzeugs. Längerfristig wollen wir solche Umbau-Systeme grossflächig und bezahlbar an den Markt bringen. Etablierte Autobauer denken natürlich nicht an diese Möglichkeit, weil das von der markttechnischen Seite weniger attraktiv ist.
Wo steht das Umbau-Projekt momentan?
Der erste Schritt ist, die gesamte Dieselkomponente – Motor, Gastank, Auspuff – auszubauen und den Elektromotor und die Batterie einzubauen. Genau daran sind wir jetzt. Das Konzept ist vollendet und nun testen wir alle Komponenten. Der Umbau zum Elektrofahrzeug soll in den nächsten Monaten fertiggestellt sein. Im zweiten Schritt kommen die Solarelemente dazu. Dann kommt das Innenleben, denn wir möchten ein Innenkonzept entwickeln, das möglichst ausschliesslich aus rezyklierten Materialien besteht und natürlich nur mit erneuerbarem Strom angetrieben wird. Anfang 2024 sind wir hoffentlich bereit für die Schweiztour.
Das klingt ziemlich easy. Aber wahrscheinlich ist es komplexer, als man meint?
Die grösste Herausforderung ist die Flexibilität des Fahrzeugs, weil wir vieles einbauen und demonstrieren möchten. Dass alles zusammen gut funktioniert, ist eine Ingenieur-Challenge. Wir möchten als Hauptenergiequelle ausfaltbare Solarpaneele haben, die die Solarausrichtung, also den Winkel, automatisch finden können. Wir haben eine Windmessung, die sagen kann, wann es kritisch für die Struktur wird. Ausserdem braucht es die Möglichkeit, bei schlechtem Wetter eine Ladestation aufsuchen zu können.

Und so soll er dereinst aussehen, der umgebaute und komplett solarbetriebene Campervan.
Reisefahrzeuge stehen oft rum. Was passiert mit überschüssigem Strom?
Der Solarstrom, der nicht in die Batterie eingespeist wird, soll auf ein Haus übertragen werden können, oder beispielsweise als Generator an einem Festival oder Event Strom liefern. Sozusagen eine Solaranlage auf Rädern. Unseres Wissens ist diese Flexibilität einzigartig und wurde so weltweit noch nie umgesetzt.
Das Soleva-Team besteht aus einem Team aus neun Ingenieuren. CEO Curdin Wüthrich ist zweisprachig in Graubünden aufgewachsen und entschied sich deshalb für ein Studium in Lausanne. Nach dem Abschluss von Bachelor und Master in Physik und angewandter Energie, arbeitet er heute – neben Soleva – als Doktorand an der EPFL.
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