BaselDieser Patient vermachte auch sein letztes Hemd dem Spital
In der Basler Einkaufsmeile Freie Strasse haben Werkleitungsarbeiten Skelette freigelegt. Es handelt sich dabei um ehemalige Patienten von Basels erstem Spital.
- von
- Lukas Hausendorf
Darum gehts
- Unter der Freien Strasse wurden bei Sanierungsarbeiten Skelette entdeckt.
- Sie gehören zum früheren «Spital an den Schwellen», das bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts dort war.
- Im ersten Basler Spital, das bereits 1265 errichtet wurde, wurden nur Armengenössige behandelt.
Basels teuerste Einkaufsmeile, die Freie Strasse, wird derzeit umgestaltet. Die neue Pflästerung mit Alpnacher Quarzsandstein ist auch Gelegenheit für Leitungsarbeiten. Die Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt hat deshalb schon Rettungsgrabungen mittelalterlicher und römischer Zeitstellung geplant. Als erstes sind nun aber Leichen entdeckt worden.
Mehrere, offenbar gut erhaltenen Skelette wurden an der Ecke zur Barfüssergasse freigelegt. Die Archäologische Bodenforschung hat den makaberen Fund am Freitag auf Facebook publik gemacht. Und es scheint auch schon klar zu sein, wer sie dort verscharrt hat. Es handelt sich bei den Verstorbenen wohl um ehemalige Patienten des mittelalterlichen «Spitals an den Schwellen».
Patient tot, Buchhalter zufrieden
Wo heute Boutiquen von Luxusmarken ihre Ware feilbieten und die gute Gesellschaft ein- und ausgeht, verkehrten im Mittelalter Armengenössige in Basels erstem Spital, das 1265 errichtet wurde. Damals stand es nämlich nur Bedürftigen offen. Beim Eintritt mussten sie aber ihren gesamten Besitz dem Spital überlassen. Konnten sie gesund wieder austreten, erhielten sie diesen wieder vollständig zurück, wie dem Basler Stadtbuch zu entnehmen ist, das dem Spital 2014 ein Kapitel widmete.
Wehe aber, der Patient überlebte die Behandlung nicht. Dann ging sein materieller Besitz in das Eigentum des Spitals über. Die Toten in der Freien Strasse gaben dem Spital also wirklich ihr letztes Hemd. Damit allein konnte sich das Basler Spital aber nicht finanzieren. Es war auch auf die Spenden Vermögender und Opferstöcke in den Kirchen angewiesen.
Aristokraten-Residenz wurde zu Spital
Noch bis Anfang des 19. Jahrhunderts wurden zwischen Barfüsserkirche und Freier Strasse kranke Bedürftige gepflegt, dann wurde es zu eng und die Stadt zügelte das Spital in den Markgräflerhof in die Hebelstrasse. In der ehemaligen Residenz des Markgrafen von Baden wurden in 217 Räumen 340 Betten gestellt. Das reichte aber nur wenige Jahre.
Für die Erweiterung auf dem Gelände, auf dem heute die Kliniken 1 und 2 des Universitätsspitals stehen schrieb die Stadt 1836 einen Spendenaufruf aus, der – für damalige Verhältnisse sagenhafte – 274’450 Franken eintrug. Angeführt hatte die Liste der Gönner der damals 37-jährige Christoph Merian-Burckhardt, der auch danach einer der grössten Unterstützer des Bürgerspitals blieb.
cilopium
23.08.2020, 15:07
Zum Glück geht das heute etwas anders. Man stelle sich vor, das Spital verdient nur an denen die bei der Behandlung ableben. Die Spitalbakterien müssten nur so rumschwirren, bis nur die Gehälter der Speziallisten eingefahren sind. Daumen mal Hangelenk die Hälfte käme da nicht mehr raus.
Vergleich Mittelalter und Heute
23.08.2020, 14:48
Fast wie heute. Wohlhabende lassen sich "zuhause" pflegen und den Armen wurde der Besitz (bei Todesfall) genommen.
Rüffli
23.08.2020, 14:02
Machen die jetzt den selben Fehler wie die Zürcher? Der Sechseläutenplatz wurde mit Quart "zubetoniert", jetzt ists im Sommer unerträglich heiss. Echte Profis, die das geplant haben. Eine Wiese mit Seeanstoss wäre was gewesen. Lernt man von Fehlern anderer Städte eigentlich nichts?