Rossrüti SGDieser Wolf knabbert an einem Rehbock
Ein Wolf hat am Wochenende bei Rossrüti ein Lamm und einen Rehbock gerissen. Aber auch der Wolf lebt im Winter gefährlich: Der Strassenverkehr setzt ihm zu.
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- mig/jeb
Der kantonale St. Galler Wildhüter erhielt am Samstag innert kurzer Zeit zwei Meldungen aus Rossrüti bei Wil SG. Zuerst wurde ein toter Rehbock gemeldet, wenig später ein totes Lamm. Wie das kantonale Amt für Natur, Jagd und Fischerei am Montag mitteilte, deuteten die Bissverletzungen auf einen Wolf hin.
Der Wildhüter stellte darauf beim Rehbock eine Fotofalle auf. Mit Erfolg: «Der Wolf kehrte zum Kadaver des Rehbocks zurück und wurde fotografiert», sagt Dominik Thiel, Leiter Amt für Natur, Jagd und Fischerei des Kantons St. Gallen. Dass Fotofallen aufgestellt werden, um den Urheber eines Risses zu ermitteln, sei bei Wildtieren nicht unüblich. «Oft kommen die Tiere zurück, um noch mehr zu fressen.» Bei Nutztieren wie Schafen sei das Aufstellen von Fotofallen jedoch keine Option, da unter anderem wegen Seuchengefahr der Kadaver sofort beseitigt werden muss.
Weitere Risse in der Nähe
Die beiden Wolfsrisse sind nicht die einzigen in der Region. Im Kanton Thurgau kam es in den vergangenen Wochen zu mehreren Rissen. Und am 22. Dezember 2019 waren bei Oberrindal SG zwei Lämmer einem Wolf zum Opfer gefallen.
Wird nun beim Bund eine Abschusserlaubnis beantragt? «Nein, dafür sind die Kriterien nicht ausreichend erfüllt», sagt Thiel. Dazu gehöre etwa eine gewisse Anzahl von Rissen. Dabei werden auch Risse von Nachbarkantonen mitgezählt, wenn sie vom selben Wolf sind. Die Risse werden im Labor untersucht und anschliessend Wölfen oder Rudeln zugeordnet.
In Graubünden hat das Bundesamt für Umwelt (Bafu) die Erlaubnis erteilt, vier Wölfe aus dem Beverinrudel unter Schonung der Elterntiere abzuschiessen. Mindestens eines davon wurde von einem Verkehrsmittel erledigt. Ende November wurde der Jungwolf von einem Auto angefahren und schwer verletzt, sodass das Tier später von seinem Leidern erlöst werden musste.
Wölfe auf Gleisen oder Strasse gestorben
Der Jungwolf ist bei weitem nicht der einzige, der durch ein Verkehrsmittel gestorben ist. Über die Festtage sind in Graubünden drei Wölfe bei Verkehrsunfällen gestorben. In der Nacht auf den 27. Dezember sind im Kanton Graubünden zwei Jungwölfinnen verstorben. Bei Brigels wurde ein Tier von einem Zug angefahren, bei Trin von einem Auto. Und in der Silvesternacht ist nördlich von Bonaduz GR eine Wölfin von einem Zug der Rhätischen Bahn erfasst und getötet worden.
Dass Wölfe gerade im Winter vermehrt von Fahrzeugen erfasst werden, könnte an Bequemlichkeit liegen. «Auch Wölfe gehen im Winter gerne den einfachen Weg», sagt Thiel. «Das sind dann Gleise und Strassen, die vom Schnee befreit wurden.» So könnten die Tiere Energie sparen. Bei einem Zug seien die Wölfe im Winter meist chancenlos, weil die Züge relativ leise daher fahren. Auch Autos seien auf beschneiten Strassen weniger laut. Zudem würden nicht alle Wölfe Autos und Züge als Gefahr erachten, weil sie schlicht noch keine Erfahrungen mit den Fahrzeugen gemacht haben. Zudem wachse die Wolfspopulation, weshalb es wohl auch zu mehr Unfällen mit Wölfen komme.
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