Für 200 Millionen FrankenDieses Megaprojekt soll die Reuss sicherer und schöner machen
Überschwemmungen im Luzerner Reusstal wie 2005 sollen in Zukunft nicht mehr passieren. Verhindern soll dies ein Projekt, das vom Regierungsrat bewilligt wurde, aber noch einige Hürden überwinden muss, bis der Startschuss fallen kann.
- von
- Daniela Gigor
Darum gehts
Über 135'000 Menschen leben und arbeiten in der Region Reusstal. Darum gilt das Gebiet als einer der bedeutendsten Lebens- und Arbeitsräume im Kanton Luzern. Dass der grösste Fluss im Kanton aber auch Leid und viel Schaden anrichten kann, zeigte sich im Jahr 2005, als sowohl der Fluss als auch Seen sich mit Überschwemmungen aufs Land ausdehnten. Aus diesem Grund hat der Regierungsrat das Projekt «Hochwasserschutz und Renaturierung Reuss» bewilligt, wie der Kanton Luzern am Mittwoch mitteilte.
«Es besteht die Gefahr, dass die über 150-jährigen Reuss-Dämme einem grossen Hochwasser, wie im Jahr 2005, nicht mehr standhalten»
Das Schadensausmass eines Jahrhundert-Hochwassers an der Reuss wird zurzeit mit rund 600 Millionen Franken beziffert. Privat versicherte Schäden, Ertragsausfälle der lokalen Wirtschaft sowie Lohn- und Steuerausfälle sind dabei nicht eingerechnet. «Es besteht die Gefahr, dass die über 150-jährigen Reuss-Dämme einem grossen Hochwasser, wie im Jahr 2005, nicht mehr standhalten», so die Regierung in der Mitteilung. Mit dem rund 200-Millionen-Franken-Projekt werden Menschen und Tiere sowie Infrastrukturen und Güter vor Überflutungen geschützt. Zudem wird der Gewässerraum ökologisch aufgewertet und die Lebensqualität der Bevölkerung gesteigert, indem neue Erholungsräume geschaffen werden und die Trinkwasserversorgung gesichert wird.
Keine Einigung mit rund einem Drittel der Einsprechenden
Mit der Projektbewilligung hat der Regierungsrat auch über die Einsprachen befunden. Während der öffentlichen Auflage im Herbst 2019 gingen 56 Einsprachen ein. Aus den Einspracheverhandlungen resultierten etwa Projektanpassungen im Bereich Schiltwald und im Gebiet Studeschachen. Insgesamt 23 Einsprachen konnten gütlich erledigt werden oder wurden zurückgezogen. Positiv: Alle Anrainer-Gemeinden stehen hinter dem Projekt. Aber mit rund einem Drittel der Einsprechenden konnte keine Einigung gefunden werden, mit den restlichen Einsprechenden konnte nur teilweise eine Einigung erzielt werden. «Die noch bestehenden Einsprachen wurden mit der Projektbewilligung abgewiesen. Die Einsprechenden haben nun 20 Tage Zeit, ob sie mit der Bewilligung einverstanden sind, oder ob sie den Entscheid ans Kantonsgericht weiterziehen wollen», sagt Andrea Muff, Medienverantwortliche des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements auf Anfrage.
Fliessgewässer benötigen genügend Raum
Das Land oder der Wald werden benötigt, damit der Hochwasserschutz nachhaltig und robust gestaltet werden kann. Denn Fliessgewässer benötigen dafür genügend Raum. Deswegen wurde im Sommer 2016 eine Land- und Forstwirtschaftliche Begleitplanung (LaFoBe) eingesetzt, die ihre Arbeit im Hinblick auf Entschädigungen und Realersatzforderungen parallel zur Projektbewilligung weitergeführt hat. Die Eigentümer von Land und Wald, die vom Projekt betroffen sind, sollen, wenn immer möglich, vom Kanton Luzern Angebote für Ersatzland oder Ersatzwald erhalten. Die LaFoBe arbeitet mit den Direktbetroffenen an Lösungen, um die Auswirkungen, etwa auf die Betriebe, möglichst gering zu halten. Diese Entschädigungen und Realersatzforderungen sind nicht Bestandteil der Projektbewilligung, sondern werden im Landerwerbsverfahren separat behandelt. «Die Ausgaben für die Entschädigungen sind aber im Gesamtkredit von 200 Millionen Franken bereits enthalten», wie Muff weiter sagte.
Das letzte Wort über den Baukredit werden die Stimmberechtigten haben. Weil ein Termin von den Beschwerdeverfahren abhängig ist, wird die Abstimmung frühestens 2023 stattfinden.
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