Zürich: Diogenes-Gründer Daniel Keel gestorben

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ZürichDiogenes-Gründer Daniel Keel gestorben

Der Zürcher Verleger Daniel Keel ist tot. Er starb am Dienstag im Alter von 80 Jahren an seinem Wohnsitz in Zürich, wie der Diogenes Verlag mitteilte.

Nadine Emmerich
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Daniel Keel hat den Diognes-Verlag gegründet.

Daniel Keel hat den Diognes-Verlag gegründet.

Der Zürcher Verleger Daniel Keel lebt nicht mehr. Er ist am Dienstag im Alter von 80 Jahren an seinem Wohnsitz in Zürich verstorben. Das teilte der Diogenes Verlag mit. 1952 hatte er den Diogenes Verlag gegründet, den er zusammen mit seinem Jugendfreund Rudolf C. Bettschart bis zuletzt aktiv leitete. Beide sahen den Verlag immer als ein Familienunternehmen. Diogenes ist nach eigenen Angaben der grösste rein belletristische Verlag Europas. In ihm erschienen so erfolgreiche Romane wie Patrick Süskinds «Das Parfum» und Bernhard Schlinks «Der Vorleser».

Keel wurde am 10. Oktober 1930 im Schweizer Wallfahrtsort Einsiedeln geboren. Der Sohn eines Verlagslektors brach mit 14 Jahren die Schule ab und absolvierte eine Buchhändlerlehre. In jungen Jahren versuchte sich Keel auch als Maler, Schauspieler und als Schriftsteller. In einem «Spiegel»-Interview räumte er jedoch 2007 ein, ihm habe letztlich das Talent gefehlt.

Als Buchhändlergehilfe sammelte Keel Berufserfahrungen in Zürich, München, Paris, Frankfurt und London. Als ihm 1952 die Zeichnungen des Cartoonisten Ronald Searle in die Hände fielen, publizierte er dessen «Weil noch das Lämpchen glüht» als sein erstes Buch. Das Vorwort dazu schrieb bereits Friedrich Dürrenmatt, dessen Werke dann alle im Diogenes Verlag erschienen.

Keel galt als ein Verleger, der sein Verlagsprogramm stark nach dem eigenen subjektiven Geschmack gestaltete, dem aber auch ein sicheres Gespür für literarische Erfolge bescheinigt wurde. Nach eigenen Worten verliess er sich dabei immer auf sein Bauchgefühl. In seinen Anfängen galt der Verlag als reiner Humor-Verlag. Paul Flora wurde der erste Hausautor, hinzu kamen bald Loriot und Tomi Ungerer.

Grösster belletristischer Verlag Europas

Bei Diogenes erschienen den Angaben zufolge in einer Gesamtauflage von fast 190 Millionen Exemplaren bisher rund 5800 Titel - darunter Klassiker wie Michel de Montaigne, William Shakespeare, Molière und Charles Dickens, moderne Klassiker wie William Faulkner, F. Scott Fitzgerald und George Orwell, Bestsellerautoren wie John Irving, Paulo Coelho und Donna Leon sowie deutschsprachige Autoren wie Süskind, Schlink, Doris Dörrie und Martin Suter. Damit ist Diogenes heute nach eigenen Angaben der grösste rein belletristische Verlag Europas.

Neben Belletristik erscheinen im Diogenes Verlag auch Kunst- und Cartoonbände sowie Kinderbücher. 1971 erschienen die ersten Taschenbücher, in denen die Backlist des Verlags gepflegt wird. Verlegerische Absicht war es immer, nicht einzelne Bücher, sondern Autoren und ihr Gesamtwerk herauszugeben und lieferbar zu halten.

Daneben ist die Reihe bekannt für ihre Kriminalromane, etwa von Raymond Chandler oder Patricia Highsmith. Seit 2005 gibt der Diogenes Verlag auch Hörbücher heraus.

Ehefrau Anna starb vor genau einem Jahr

Auch mit dem kürzlich verstorbenen Vicco von Bülow alias Loriot machte Keel eine seiner früheren Entdeckungen. Fast exakt vor einem Jahr, am 14. September 2010, starb Daniel Keels Frau Anna. Die beiden hinterlassen zwei Söhne, Jakob (1966) und Philipp (1968).

Zu seinem 80. Geburtstag im vergangenen Oktober erschien die Briefesammlung «Lustig ist das Verlegerleben. Briefe von und an Daniel Keel», die eine sehr persönliche Verlagsgeschichte erzählt.

Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels zeichnete die Diogenes Verleger im Juni für ihr Engagement mit der Friedrich Perthes-Medaille aus.

Mit Material der Agentur sda.

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