Vergewaltigung Emmen «DNA-Massentest ist ein zweischneidiges Schwert»
Nach der brutalen Vergewaltigung von Emmen müssen 372 Männer zum DNA-Test antraben. Forensiker Josef Sachs sieht in diesem Vorgehen ein gewisses Risiko.
- von
- mme
Es ist schon jetzt der grösste DNA-Massentest, der je in der Schweiz durchgeführt wurde: 372 Männer erhalten in diesen Tagen Post mit dem Aufgebot, eine Speichelprobe abzugeben. Sie alle haben einen Bezug zum Tatort in Emmen und ein ähnliches Signalement wie der gesuchte Vergewaltiger von Emmen.
Sollte der gesuchte Täter nicht unter diesen 372 Männern sein, dann wird der DNA-Massentest wohl noch aufwendiger, als er jetzt schon ist. Dann nämlich würden die Tests allenfalls auf einen grösseren Kreis ausgedehnt, sagte Simon Kopp, Mediensprecher der Luzerner Strafuntersuchungsbehörden, zum «Tages-Anzeiger». Denn: «Wir machen alles, um den Täter zu kriegen.»
«Das Risiko einer Wiederholungstat steigt»
Doch zunächst müssen jetzt die 372 Männer zum Test antraben. Für den forensischen Psychiater Josef Sachs sind solche Massen-DNA-Tests ein «zweischneidiges Schwert». Denn: «Sollte er nicht in der Gruppe dieser 372 Männer sein, wird das sein Sicherheitsgefühl verstärken und er gewinnt an Selbstsicherheit. Dann steigt das Risiko, dass er wieder eine solche Tat verübt.» Allerdings muss der Täter jetzt damit rechnen, dass später noch mehr als die 372 Männer zum DNA-Test aufgeboten werden.
Wenn der gesuchte Vergewaltiger allerdings einer der 372 Männern ist, dann werde ihn der Massentest stark verunsichern, sagt Sachs. «In diesem Fall ist nicht auszuschliessen, dass er versuchen wird, dem Aufgebot nicht Folge zu leisten, indem er sich absetzt oder aber irgendwie betrügt, damit er seine DNA nicht abgeben muss», so Sachs. Laut Simon Kopp von den Strafuntersuchungsbehörden ist man für solche Eventualitäten jedoch gewappnet; aus polizeitaktischen Gründen geht er aber nicht näher darauf ein.