BundesrätinnenDrei Viertel wollen vier oder mehr Frauen
76 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer begrüssen eine Frauenmehrheit im Bundesrat. Eine alt Bundesrätin distanziert sich dezidiert von dieser Geschlechterdiskussion.
Lediglich 22 Prozent der Befragten sind der Ansicht, die heutigen Bundesrätinnen müssten sich zuerst bewähren. Dies zeigt eine Umfrage des Instituts Isopublic im Auftrag der «SonntagsZeitung».
83 Prozent der Befragten halten das Geschlecht für bedeutungslos - 9 Prozent glauben, Männer würden besser regieren, und 8 Prozent schreiben den Frauen bessere Regierungsfähigkeiten zu.
Ein anderes Bild ergibt sich, wenn die Befragten nicht ihre eigene Meinung kundtun, sondern die Stimmung in der Bevölkerung einschätzen sollen. Knapp die Hälfte der Befragten glauben, dass die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer ein Problem mit einer Frauendominanz in der Regierung hätte.
Das Institut Isopublic hat in einer repräsentativen Umfrage 500 Personen in der Deutsch- und Westschweiz befragt.
Die Frage nach einer Frauenmehrheit im Bundesrat stellt sich nach der Ankündigung von Moritz Leuenbergers Rücktritt. In den Startlöchern für seine Nachfolge stehen überwiegend Frauen.
Kopp: Frauenmehrheit im Bundesrat sollte kein Thema sein
«Heute gibt eine mögliche Frauenmehrheit im Bundesrat Anlass für Diskussionen. Warum eigentlich?», fragt alt Bundesrätin Elisabeth Kopp.
«Warum sollen sich Männer daran stören, wenn möglicherweise bald fünf Frauen im Bundesrat Einsitz nehmen? Während fast 150 Jahren bestand der Bundesrat fast ausschliesslich aus Männern», schreibt die 73-jährige Kopp in einem Essay in der «NZZ am Sonntag».
In die Schweizer Regierung gehörten Frauen und Männer. Welches Geschlecht die Mehrheit habe, sei unerheblich. Entscheidend sei die Eignung für das Amt. «Dass das Thema Geschlecht nicht mehr thematisiert wird, muss der nächste Schritt sein.»
«Zickenkrieg»
Die ehemalige FDP-Justizministerin mischt sich damit in die Diskussion ein, die mit dem überraschenden Rücktritt von SP- Bundesrat Moritz Leuenberger an Dynamik gewonnen hat.
Frauen genössen im Volk hohe Glaubwürdigkeit, «weil sie in der Regel unabhängiger sind». «Trotzdem werden an Frauen immer noch andere Massstäbe angelegt. Haben zwei Frauen das Heu nicht auf der gleichen Bühne, wird sofort das abschätzige Wort 'Zickenkrieg' laut. So als gäbe es unter Männern keine Abneigung über die sachlichen Differenzen hinaus.»
Mit einer Frauenmehrheit werde aber nicht alles besser, «natürlich nicht». «Das Geschlecht schafft weder Engel noch Bengel.»
(sda)