Dreifacher Triumph für Österreich
Österreichs Slalomfahrer haben zum Abschluss der alpinen Rennen noch einmal einen Glanzpunkt gesetzt. Benjamin Raich, der nach dem Sieg im Riesenslalom sein zweites Gold holte, Reinfried Herbst und Rainer Schönfelder sorgten für einen Dreifach-Triumph.
Das Schweizer Trio hatte die Chance auf Spitzenplätze schon im ersten Lauf mit Rückständen von 1,8 bis 2,85 Sekunden vergeben. Derweil Daniel Albrechts missratener Auftritt im zweiten Durchgang in einem Einfädler gipfelte, nutzte primär Marc Berthod die Chance zur Rehabilitation. Der Bündner, der das Finale eröffnen durfte, fuhr trotz eines groben Schnitzers einen Hundertstel hinter Benjamin Raich die zweitbeste Zeit und verbesserte sich in der Schlussrangliste immerhin um 16 Plätze in den 14. Rang. Unmittelbar dahinter klassierte sich Silvan Zurbriggen, der sich seinerseits um neun Positionen zu steigern vermochte. Im Weltcup ist Benjamin Raich seit Anfang Dezember 2004, als er den Saisonauftakt in Beaver Creek (USA) dominiert hatte, sieglos. In diesem Winter stand er zwar schon viermal auf dem Podest, doch den ganz grossen Wurf hielt er sich für den Saisonhöhepunkt auf: Nach dem WM-Gold von 2005 holte sich der Pitztaler nun auch den allerwichtigsten Titel.
Benjamin Raich schaffte bei Olympia als erst fünfter Fahrer das Double Riesenslalom/Slalom. Sein Name wird nun in einem Atemzug mit Alberto Tomba (Calgary 1988), Ingemar Stenmark (Lake Placid 1980) sowie den Triple-Gewinnern Jean-Claude Killy (Grenoble 1968) und Toni Sailer (Cortina 1956) genannt werden. Endlich brachte ihm auch eine "Halbzeit-Führung" wieder einmal Glück. Im Weltcup waren ihm in diesem Winter Bestzeiten in ersten Läufen meist nicht gut bekommen. Viermal lag er vorne, dreimal fiel er danach aus.
Der Gewinn der Silbermedaille wird Reinfried Herbst wie ein Märchen vorkommen. Nachdem ihn der ÖSV am Ende des letzten Winters aus seinen Kadern gekippt hatte, bereitete sich der Salzburger auf eigene Faust und eigene Kosten auf die Saison vor. Unterstützt wurde er dabei unter anderem vom früheren Schweizer Cheftrainer Dieter Bartsch, der ihm in seiner Race Academy im Pitztal Gastrecht gewährte. Die Selektion für Olympia hatte Herbst mit dem 2. Rang in Kitzbühel, seinem ersten Podestplatz im Weltcup, sichergestellt. Rainer Schönfelder hatte die Hundertstel erneut auf seiner Seite. In der Kombination war er als ebenfalls Dritter sechs Hundertstel vor Daniel Albrecht gelegen, nun schnappte er dem Japaner Kentaro Minagawa um drei Hundertstel die Bronzemedaille weg.
Im Kreis der einheimischen Zuschauer war die Stimmung schon im ersten Lauf nach wenigen Sekunden auf den Nullpunkt gesunken. Der mit der Nummer 1 gestartete Giorgio Rocca, von dem die Tifosi nach fünf Saisonsiegen im Weltcup nichts anderes als die Goldmedaille erwartet hatten, stürzte bereits im obersten Streckenteil. Vorbei war Roccas Traum, nach Piero Gros (Innsbruck 1976) und Alberto Tomba (Calgary 1988) als dritter Italiener Slalom-Olympiasieger zu werden. Für die Alpin-Abteilung der "Squadra Azzurra" gehen derart die "Heimspiele" ohne einen einzigen Medaillengewinn zu Ende.
Ebenfalls im ersten Durchgang auf der Strecke blieb Ted Ligety, dem nach dem Sieg in der Kombination nicht wenige einen weiteren (Gold-)Coup zugetraut hatten. Der Amerikaner fädelte wie sein Landsmann Bode Miller ein und wurde nachträglich disqualifiziert. Miller, dem in allen fünf Disziplinen Medaillenchancen eingeräumt worden waren, reist damit mit leeren Händen und jeder Menge Frust aus Sestriere ab.
Für Jean-Pierre Vidal, den Slalom-Olympiasieger von 2002, kam das Aus schon 24 Stunden, an seinem 29. Geburtstag, vor dem Wettkampf. Der Franzose, der sich mit seinem Sieg in Kitzbühel nach langer Durststrecke eindrücklich zurückgemeldet hatte, brach sich beim freien Skifahren den linken Arm.
Schlussklassement des Männer-Slaloms:1. Benjamin Raich (Ö) 1:43,14. 2. Reinfried Herbst (Ö) 0,83 zurück. 3. Rainer Schönfelder (Ö) 1,01. 4. Kentaro Minagawa (Jap) 1,04. 5. Andre Myhrer (Sd) 1,04. 6. Ivica Kostelic (Kro) 1,31. 7. Naoki Yuasa (Jap) 1,43. 8. Johan Brolenius (Sd) 1,67. 9. Thomas Grandi (Ka) 1,70. 10. Martin Hansson (Sd) 2,10. 11. Pierrick Bourgeat (Fr) 2,34. 12. James Cochran (USA) 2,54. 13. Drago Grubelnik (Sln) 2,55. 14. Marc Berthod (Sz) 2,86. 15. Silvan Zurbriggen (Sz) 2,96. -- Ausgeschieden im 2. Lauf u.a.: Daniel Albrecht (Sz), Kalle Palander (Fi).