Champions LeagueDrogba lässt Barcelona im Regen stehen
Barcelona erlitt beim 0:1 in London gegen Chelsea die erste Niederlage der aktuellen Champions-League-Kampagne. Didier Drogba markierte nach einem Konter das goldene Tor.
Erst in den letzten Sekunden der Begegnung taumelte Chelsea noch einmal. Der Pfosten trennte Barças Pedro vom 1:1, das die Ausgangslage komplett verändert hätte. Nun aber besitzt der letzte englische Vertreter eine zumindest ansprechende Option, das europäisch zuletzt ramponierte Image der Engländer mehr als nur aufzupolieren. Die Kommentatoren auf der Insel hatten im Vorfeld fast pausenlos das höchst umstrittene Out von 2009 in den Mittelpunkt der Diskussionen gerückt. Drei Jahre nach jenem aus englischer Sicht desaströsen Abend beteiligten sich selbstredend auch die Direktbetroffenen an der aggressiven Debatte. «Wir haben noch eine Rechnung offen mit ihnen», stellte Frank Lampard klar.
Einen Teil der «Ausstände» haben die Engländer eingespielt - mehr nicht. Der Coach Roberto Di Matteo ist sich dessen bewusst. Er betonte mehrfach, dass «wir zwei perfekte Spiele benötigen». Vom zweiten Finalvorstoss in der Klubgeschichte ist das Team des Italo-Schweizers nach wie vor weit entfernt.
Auf der «Road to Munich» hat Chelsea das Rückspiel im Camp Nou zu überstehen. Vor eigener Kulisse ist «Barça» in der Regel kaum zu stoppen. 23 von 25 Partien haben die Katalanen eher mit vier als drei Toren Differenz gewonnen, nur zweimal spielten sie remis. Der erste Fehltritt in der aktuellen Europacup-Kampagne ist für die Auswahl mit den unbestritten grössten Offensivqualitäten aller CL-Teilnehmer (33 Treffer in elf Spielen) durchaus zu korrigieren.
Chancen und Lattenschuss
Barça hätte sich die Rücklage zur Halbzeit ersparen können. Die Katalanen kontrollierten das Geschehen wie gewünscht und beanspruchten (wie fast üblich) über 65 Prozent Ballbesitz. Das Ensemble von Pep Guardiola trat an der Stamford Bridge auf, als wäre Chelsea im eigenen Stadion nur ein schreckhafter Gast.
Mit ihrer offensiven Haltung erspielten sich die Spanier früh mehrere hochprozentige Chancen. In der 9. Minute setzte der Chilene Sanchez einen Heber an die Latte - die Abwehr der Engländer war ein erstes Mal ausgespielt. An den weiteren prekären Situationen war Fàbregas beteiligt. Der frühere Arsenal-Stratege scheiterte zweimal; im einen Fall entschärfte Ashley Cole den Ball wenige Zentimeter vor der Torlinie.
In der 87. Minute vereitelte Keeper Petr Cech mit einem «Big Save» den späten Ausgleich des Favoriten. Einen Kopfball Puyols wehrte der Tscheche mirakulös ab. Als Pedro im letzten Angriff der Partie nur den Pfosten traf, beanspruchte das Glück des zuvor Fehlerlosen.
Drogbas 1:0 nach einem Konter
Die Londoner stemmten im Rahmen ihrer physischen Möglichkeiten mit Härte und guter Organisation gegen die Spielkunst der Südeuropäer. Und ein einziges Mal lösten sich die Einheimischen in der ersten Hälfte aus dem katalanischen «Würgegriff»: Ramires sprintete solo in den Strafraum und legte Didier Drogba den Ball perfekt vor. Der Stürmer von der Elfenbeinküste schlug die Offerte nicht aus.
Ein perfekter Konter genügte zum Wunschresultat, derweil der FC Barcelona in der Champions League nach dem 0:0 in Mailand in der Offensive erneut keine Spuren hinterliess. Das sind für die Verhältnisse und Ansprüche der weltbesten Klub-Mannschaft ungewohnte Kennzahlen.
Messi erfolglos
Speziell ist auch «Null-Bilanz» von Lionel Messi. Der mehrfache Weltfussballer des Jahres fand auch im siebten Duell mit Chelsea keine Lücke. Ausgerechnet er, der im spanischen Championat schon zu 41 Treffern gestürmt ist und mittlerweile zum besten Skorer der Geschichte Barcelonas aufgestiegen ist, trifft gegen die Londoner partout nicht.
Ganz ohne Vorwarnung kam die Enttäuschung indes nicht. Seit Jahren tut sich die Kreativabteilung Barcelonas mit dem robusten Premier-League-Verein schwer. Viermal erreichte der Titelhalter gegen Chelsea zuletzt nur ein Unentschieden, einmal verlor er gar. Der «Joga-Bonito-Fraktion» behagt die aggressive Note der Blues überhaupt nicht.
Chelsea - FC Barcelona 1:0 (1:0)
Stamford Bridge. - 38'039 Zuschauer. - SR Felix Brych.
Tor: 45. Drogba 1:0.
Chelsea: Cech; Ivanovic, Cahill, Terry, Cole; Lampard, Mikel, Meireles; Mata (74. Kalou), Drogba, Ramires (88. Bosingwa).
FC Barcelona: Valdes; Daniel Alves, Puyol, Mascherano, Adriano; Xavi (87. Cuenca), Busquets, Iniesta; Messi, Sanchez (66. Pedro), Fàbregas (78. Thiago).
Bemerkungen: Chelsea ohne Luiz (verletzt), Barcelona ohne Villa (verletzt), Abidal (krank). 9. Heber von Sanchez an die Latte. 93. Pfostenschuss von Pedro. Verwarnungen: 69. Ramires, 71. Pedro, 76. Busquets, 86. Drogba (alle Foul). (si)