Good NewsDrohnenpilot rettet Reh vor qualvollem Tod
Jährlich kommen in der Schweiz laut Statistik rund 1500 Rehkitze durch Mähmaschinen ums Leben. Livio Son ist mit seiner Drohne im Linthgebiet im Einsatz, um genau das zu verhindern.
- von
- bd
Von Anfang Mai bis Mitte Juli werden die Wiesen und Felder gemäht. Zur gleichen Zeit kommen die Rehkitze zur Welt. Um sich
etwa vor dem Fuchs zu schützen, verstecken sie sich im hohen Gras. Doch dort fallen sie den Mähmaschinen zum Opfer. In der Schweiz kommen laut Jagdstatistik jährlich rund 1500 Rehkitze durch Mähmaschinen ums Leben. «Das ist nicht nur für die Tiere fatal, sondern auch für die Bauern sehr belastend», sagt Livio Son aus Kaltbrunn SG.
Damit es nicht so weit kommt, bietet Son ab diesem Jahr ortsansässigen Bauern und Jagdvereinen seine Unterstützung an und zwar als erfahrener Drohnenpilot. Die Drohnen samt Wärmebildkamera sollen dabei helfen, die Rehkitze in den Feldern aufzuspüren und vor dem Mähen aus dem Gras zu retten. Son tut dies ehrenamtlich und ist Mitglied im Verein Rehkitzrettung Schweiz. Im Linthgebiet sei er bisher der einzige Rehkitzretter.
Zeitersparnis
Sons grosses Hobby ist das Drohnenfliegen. Seit zwei Jahren ist er lizenzierter Drohnenpilot und im Drohnenverband. Es sei toll, dass er nun mit seinem Hobby sogar noch Tiere retten könne. Es gebe zwar oft Kritik, wenn es um das Einsetzen von Drohnen gehe, hier sei es aber absolut sinnvoll. Herkömmliche Methoden zur Rehkitzrettung, etwa die Suche mit Hunden oder Menschenketten, seien nämlich sehr zeitaufwendig und nicht immer erfolgreich.
Zudem werde so nicht das ganze Feld zertrampelt, weil man das Feld nur betreten müsse, wenn man etwas Verdächtiges auf dem Monitor ausmache.
Der Dachverband RevierJagd St. Gallen will die Rehkitzrettung mit Drohnen fördern. Erste Pilotprojekte verliefen sehr erfolgreich. Für die nötigen finanziellen Mittel wurde ein Crowdfunding lanciert.
(Video: RevierJagd St. Gallen)
Weitreichende Folgen
Suche und Rettung finden immer am frühen Morgen von etwa 4 bis 7 Uhr statt. An einem Morgen ist Son bei bis zu drei Bauern. «Ich gehe jeweils mit einem Jäger zum Bauern, und mit der Drohne wird das Feld systematisch abgeflogen», erzählt Son. Dies dauere circa 20 bis 30 Minuten. Auf dem Wärmebild sehe man das Kitz dann als weissen Punkt.
Das junge Tier werde dann aus dem Feld entfernt und am Feldrand in einer Kiste zugedeckt deponiert, damit der Bauer beruhigt mähen könne. Kitze dürfen dabei nur vom zuständigen Revierjäger aus den Feldern entfernt werden. Danach kommt es zurück zur Rehgeiss.
Werden die Kitze nicht gerettet, habe dies schwere Folgen. Oft leide das Tier, wenn es angemäht werde, schwere Qualen. Oder die Rehgeiss suche noch tagelang nach ihrem verlorenen Jungtier. Vermähte Kitze seien aber auch ein hygienisches Problem. Durch eine mögliche Futtervergiftung werden die Nutztiere gefährdet. Aus den Fleischresten im Schnittgras können Leichensäfte entweichen und die Silobällen können Spuren davon enthalten. Dies könne zu tödlichen Vergiftungen beim Vieh führen, das das Heu oder Silofutter fresse.