«Grüne Wirtschaft»: Droht uns wirklich ein Kaffee-Verbot?

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«Grüne Wirtschaft»Droht uns wirklich ein Kaffee-Verbot?

Laut den Gegnern müssen Konsumenten bei einem Ja zur «Grünen Wirtschaft» krasse Einschränkungen hinnehmen. «Eine Lüge», sagen die Initianten.

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Würden Sie freiwillig auf Ihren Kaffee verzichten? Kalt duschen? Oder Ihre Kleider von Hand waschen? Wahrscheinlich nicht. Glaubt man den Gegnern der Initiative «Grüne Wirtschaft», droht aber genau das, sollte das Volksbegehren angenommen werden.

Würden Sie freiwillig auf Ihren Kaffee verzichten? Kalt duschen? Oder Ihre Kleider von Hand waschen? Wahrscheinlich nicht. Glaubt man den Gegnern der Initiative «Grüne Wirtschaft», droht aber genau das, sollte das Volksbegehren angenommen werden.

zvg
Ziel der Initiative, über die wir im September abstimmen und hinter der neben den Grünen auch die GLP, die SP und eine ganze Reihe von Umweltverbänden stehen, ist eine Reduktion des Ressourcenverbrauchs und der Umweltbelastung. Auf dem Bild: Vertreter der unterstützenden Organisationen an einer Pressekonferenz am 28. Juni in Bern.

Ziel der Initiative, über die wir im September abstimmen und hinter der neben den Grünen auch die GLP, die SP und eine ganze Reihe von Umweltverbänden stehen, ist eine Reduktion des Ressourcenverbrauchs und der Umweltbelastung. Auf dem Bild: Vertreter der unterstützenden Organisationen an einer Pressekonferenz am 28. Juni in Bern.

Keystone/Peter Schneider
Die Initiative fordert eine Reduktion des Ressourcenverbrauchs und der Umweltbelastung. Konkret: eine Senkung des ökologischen Fussabdrucks der Schweiz auf «eine Erde» bis zum Jahr 2050.

Die Initiative fordert eine Reduktion des Ressourcenverbrauchs und der Umweltbelastung. Konkret: eine Senkung des ökologischen Fussabdrucks der Schweiz auf «eine Erde» bis zum Jahr 2050.

http://gruenebern.ch/

Würden Sie freiwillig auf Ihren Kaffee verzichten? Kalt duschen? Oder Ihre Kleider von Hand waschen? Wahrscheinlich nicht. Glaubt man den Gegnern der Initiative «Grüne Wirtschaft», droht aber genau das, sollte das Volksbegehren angenommen werden.

Ziel der Initiative, über die wir im September abstimmen und hinter der neben den Grünen auch die GLP, die SP und eine ganze Reihe von Umweltverbänden stehen, ist eine Reduktion des Ressourcenverbrauchs und der Umweltbelastung. Konkret fordern die Initianten die Senkung des ökologischen Fussabdrucks der Schweiz auf «eine Erde» bis zum Jahr 2050.

«Niemand muss auf Kaffee verzichten»

Bastien Girod, Nationalrat der Grünen und Co-Präsident des Initiativkomitees, kritisiert, Economiesuisse wolle die Initiative mit einer «millionenschweren Lügen-Angst-Kampagne» bekämpfen. «Die Vorwürfe sind absurd.» Niemand müsse bei einer Annahme der Initiative auf Kaffee verzichten.

Um die Vorgaben der Initiative zu erfüllen, müssten stattdessen der Verbrauch fossiler Energien wie Kohle oder Erdöl reduziert und dafür die erneuerbaren Energien wie Wind- oder Sonnenenergie gefördert werden. Auch die Herstellung umweltfreundlicher Produkte – wie etwa LED-Lampen – müsse vorangetrieben werden. «Allein damit könnten wir den ökologischen Fussabdruck bis 2050 um etwa 30 Prozent senken.»

Weitere 30 Prozent will Girod durch strikte Umweltstandards für ausländische Importe einsparen. «Etwa Palmöl von Plantagen, für die der Regenwald abgeholzt wird, wäre untersagt.» Es gehe aber nicht um ein generelles Importverbot: «Auch Kaffee gibt es dank Umweltstandards in umweltfreundlichen Varianten.»

«Skiferien ohne Schneegarantie»

Nochmals 20 Prozent wollen die Grünen schliesslich durch Ressourceneffizienz, sprich mehr Recycling und langlebigere Produkte, einsparen. «Ersteres hiesse beispielsweise, nicht nur PET, sondern möglichst alle Arten von Plastik konsequent wiederzuverwerten.» Bei Zweiterem gehe es darum, dass etwa Handys so gebaut würden, dass sie nicht nach einem Jahr bereits wieder komplett ersetzt werden müssen.

Laut Anthony Patt, Professor am ETH-Institut für Umweltentscheidungen, sind Girods Rechnungen plausibel. Er hält fest: «Um den Umweltverbrauch zu reduzieren, muss die Ressourceneffizienz durch bessere Technologie und die bessere Anwendung der existierenden Technologien schneller steigen als unser Konsum.»

Matthias Leitner, Koordinator des von der FDP angeführten bürgerlichen Gegenkomitees, bleibt dabei: «In ihrer Konsequenz würde die Initiative auf umfängliche Konsumbeschränkungen hinauslaufen.» In den Skigebieten etwa würde es wegen fehlenden Kunstschnees keine Schneegarantie mehr geben. «Oder mit der fünfköpfigen Familie mit dem Auto in die Ferien fahren? Ausgeschlossen.» Eine Annahme der Initiative wäre zudem, so Leitner, ein Freipass für jede auch noch so extreme Forderung seitens der Grünen.

«Was bleibt noch auf dem Teller?»

Auch Adrian Michel, Kampagnenleiter bei Economiesuisse, ist überzeugt, dass die Ziele der Initiative «nur mit Konsumbeschränkungen» zu erreichen seien. Für ihn ist klar, dass alle Personen im Alltag – beim Essen, beim Reisen oder beim Wohnen – einschneidende Konsequenzen spüren würden. «Was bleibt dann noch auf dem Teller, wenn Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Importwaren erheblich teurer werden? Vielleicht ein Rüebli und ein Apfel.» Wie viel Geld Economiesuisse in die Gegenkampagne steckt, will Michel nicht sagen.

Ökologischer Fussabdruck

Der «ökologische Fussabdruck» gibt in sogenannte globalen Hektaren an, wieviel Erdfläche ein einzelner Mensch jährlich für seinen persönlichen Lebensstil und -standard benötigt. Eingeschlossen sind dabei etwa die Flächen, die er zur Herstellung seiner Nahrung oder Kleidung benötigt. Daneben auch diejenigen zur Bereitstellung von Energie oder auch zum Abbau des von ihm erzeugten Abfalls. Würde alle Menschen wie der Schnitt der Schweizer leben, dann wären pro Jahr mehr als 2,8 Erden erforderlich.

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