Hühner können rechnen: Dummes Huhn? Von wegen!

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Hühner können rechnenDummes Huhn? Von wegen!

Hühner können rechnen. Offenbar sind sie zu abstrakterem Denken als die meisten anderen Tiere fähig. Und dies schon wenige Tage, nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind

Zwar können viele Tiere zwischen «grösser» und «kleiner» unterscheiden, aber oft nur dann, wenn sie zwei Gruppen im direkten Vergleich miteinander sehen. Hühner hingegen scheinen zu abstrakterem Denken fähig zu sein: Sie unterscheiden auch dann zwischen grösser und kleiner, wenn die zur Wahl stehenden Gruppen nach kurzer Zeit verdeckt werden. Und sie rechnen sogar mit, wenn anschliessend vor ihren Augen Objekte von einer Gruppe auf die andere verteilt und dadurch die Gruppengrössen verändert werden; zu diesem Schluss kommen italienische Wissenschaftler.

Flauschige Mathematikgenies

Das Ergebnis ist besonders verblüffend, da vorherige Studien ergeben hatten, dass beispielsweise Affen und selbst mehrere Monate alte Kleinkinder auf den Zahlenraum von eins bis drei beschränkt sind. Die Küken hingegen konnten offenbar im Zahlenraum von eins bis fünf rechnen, dabei waren die kleinen flauschigen Genies nur drei bis vier Tage alt, als die Forscher ihnen die Aufgaben stellten.

In der Vorbereitungsphase legten sie den Küken zunächst für einige Stunden fünf kleine gelbe Bälle in den Käfig, damit sich die Küken an diese künstlichen Artgenossen gewöhnen konnten. Anschliessend entfernten die Wissenschaftler die Bälle aus dem Käfig und liessen sie vor den Augen der eingesperrten Küken hinter zwei Abschirmungen verschwinden: zwei Bälle links und drei Bälle rechts. Nachdem die Küken freigelassen worden waren, liefen sie spontan zu der Abschirmung, hinter der sich mehr Bälle und damit der grössere Anreiz befanden.

1 + 2 = 3, das weiss jedes Huhn

Dann steigerten die Forscher den Schwierigkeitsgrad und stellten den Küken Rechenaufgaben: Sie liessen zunächst vier Bälle hinter dem linken und einen Ball hinter dem rechten Schirm verschwinden. Während das Küken zusah, liessen sie anschliessend zwei Bälle von links nach rechts wandern. Nun befanden sich auf der linken Seite nur noch zwei Bälle und auf der rechten Seite drei. Der Vorgang entsprach also der Subtraktion 4 -­ 2 = 2 in Bezug auf die linke Seite beziehungsweise der Addition 1 + 2 = 3 in Bezug auf die rechte Seite.

Die Küken liefen daraufhin zu rechten Seite. Sie hatten offenbar mitgezählt und wussten, wo sich nun die grössere Anzahl an Bällen befand. Die Forscher testeten noch drei weitere Aufgaben, die die Küken alle ohne Probleme lösten.

Zusätzlich überprüften die Forscher, ob sich die jungen Hühner auch dann für die grössere Zahl an Objekten entscheiden, wenn diese unterschiedlich gross

sind: Hatten die Küken die Wahl zwischen zwei Würfeln auf der linken Seite und drei kleineren Würfeln auf der rechten Seite, entschieden sie sich dennoch für die rechte Seite. Ausschlaggebend waren also tatsächlich die Anzahl und nicht Grösse und Volumen der Gegenstände.

Mascha Schacht, wissenschaft.de

Die Studie stammt von Rosa Rugani und ihre Kollegen von der Universität Trient. Sie veröffentlichen ihre Ergebnisse im Fachmagazin "Proceedings of the Royal Society" (Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1098/rspb.2009.0044).

Die Studie stammt von Rosa Rugani und ihre Kollegen von der Universität Trient. Sie veröffentlichen ihre Ergebnisse im Fachmagazin "Proceedings of the Royal Society" (Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1098/rspb.2009.0044).

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