Neue EinnahmequellenEasyjet verhökert Sitze neben WC gegen Aufpreis
Sitz neben dem WC gefällig? Bitte sehr, aber das kostet einen Fünfliber extra. Der britische Billigflieger lässt seine Passagiere erstmals ihren Sitzplatz frei wählen – zu einem Aufpreis.
- von
- kri

Easyjet-CEO Carolyn McCall stellt ihren Kunden eine revolutionäre Neuerung in Aussicht: Sitzplatz-Reservation.
Wer mit Easyjet fliegt, reist eng. Der Sitzabstand seiner Airbus-Flotte beträgt mickrige 74 Zentimeter. Bisher mussten langbeinige Passagiere, die einen der begehrten Sitze in der vordersten Reihe oder bei den Notausgängen ergattern wollten, für rund 30 Franken die sogenannte Speedy-Boarding-Option lösen, frühzeitig am Gate sein und in der Schlange ausharren. Nun bietet Easyjet einen einfacheren Weg an: In der Branche schon länger bekannt unter der Bezeichnung «Sitzplatzreservation».
Ab nächstem Monat können Passagiere versuchsweise auf fünf Flügen ihren eigenen Sitz wählen. Der Test umfasst die Strecken London-Malaga, London-Istanbul, London-Sharm-el-Sheikh und Glasgow-Alicante und soll den ganzen Sommer andauern. Passagiere, welche für diesen Sommer bereits einen Flug auf einer der fünf Teststrecken gebucht haben, werden im Vorfeld benachrichtigt, wie Easyjet auf Anfrage mitteilt.
Mindestgebühr bei jeglicher Reservation
Wer einen Sitz in der ersten Reihe oder bei den Notausgängen mit mehr Beinfreiheit buchen will, zahlt 18 Franken extra. In den vorderen Reihen beträgt die Gebühr 12 Franken. Wer sicher gehen will, dass er einen Sitz am Gang oder einen Fensterplatz erhält, zahlt 5 Franken. Das entspricht zugleich der Mindestgebühr für eine Sitzplatzreservation. Wer aus unerfindlichen Gründen unbedingt in der hintersten Reihe neben dem WC fliegen will, zahlt gleichviel. Wer keinen Sitz reserviert, muss wie bisher nehmen, was noch frei ist.
Easyjet-CEO Carolyn McCall stellte die Neuerung anlässlich der Einweihung einer neuen Flugroute am Montag vor und betonte deren Versuchscharakter: «Wir werden die Reservationen nur dann auf allen Flügen anbieten, wenn der Test operationell gelingt und die Kundenzufriedenheit erhöht wird.»
«Nervenaufreibendes» Boarding
Die 50-jährige Britin verriet zudem die Motivation hinter dem Angebot: Boarding nach dem Prinzip First-come-first-served könne «nervenaufreibend» sein. «Manche Leute sind unsere Art des Boardings nicht gewohnt», sagte sie. Das könne ein «Hindernis» darstellen, mit Easyjet zu fliegen. Die Kosten für die Umstellung seines Buchungssystems gibt das Unternehmen mit umgerechnet 7,2 Millionen Franken an.
Mit dem Pilotprojekt folgt Easyjet anderen Billigfliegern wie Ryanair, die für eine Sitzplatzreservation ebenfalls eine Gebühr erheben. Selbst British Airways bittet ihre Passagiere zur Kasse, wenn sie ihren Sitzplatz 25 Stunden vor dem Flug oder früher auswählen.