Ehe auf Zeit: Sieben Jahre reichen
Die Deutsche CSU-Politikerin und Rebellin Gabriele Pauli will die Ehen künftig auf sieben Jahre befristen. In der Schweiz wäre eine solche Ehe auf Zeit rechtlich möglich und gemäss Fachleuten auch ein interessanter Ansatz. Bei der CVP hält man das Ganze für «Blödsinn».
Vor dem Traualtar Ja sagen und nach sieben Ehejahren nochmals über die Bücher. Für die CSU-Politikerin Gabriele Pauli eine gute Möglichkeit, eine Partnerschaft ohne grossen Scheidungsaufwand wieder zu trennen. Wer nach sieben Jahren noch nicht genug von der Ehe hat, kann «aktiv Ja sagen zu einer Verlängerung», so Pauli. «Das ist vielleicht ein Gedanke, an den man sich gewöhnen muss. Aber vielleicht lebt man ausserhalb der Ehe besser.»
Kürzere Ehe - weniger hohe Erwartungen
In der Schweiz wäre eine solche befristete Eheschliessung rechtlich problemlos umsetzbar. «In der Schweiz herrscht Vertragsfreiheit», erklärt Rechtsanwalt und Mediator Peter Balscheit gegenüber 20minuten.ch, «die formale Umsetzung müsste allerdings noch genauer bestimmt werden.»
Für den ehemaligen Dozenten am Institut für Ehe- und Familie Zürich ist Gabriele Paulis Ansatz interessant und sollte weiterverfolgt werden. Die Scheidungsrate in der Schweiz liegt heute bei über 50 Prozent, was Peter Balscheit vor allem auf die viel zu hohen emotionalen Erwartungen an die Ehe zurückführt. «Früher wurden Ehen als ökonomische Überlebensgemeinschaften geschlossen. Erwartungen gab es kaum. Heute erhofft man sich von der Eheschliessung das grosse Glück.» Er ist überzeugt davon, dass die hohe Erwartungshaltung an die Ehe durch eine Befristung auf sieben Jahre gesenkt werden könnte.
Eine «Ehe-Verfassung» wäre besser
Die Paarberaterin und Mediatorin Ursula Jenal ist der Meinung, dass vermehrt bilaterale Verträge zwischen Ehepartner geschlossen werden sollten, statt die Ehe auf eine bestimmte Länge zu beschränken. «Es gibt junge Leute, die heiraten, ohne sich wirklich zu kennen», so Jenal, «für diese Paare sind sogar ein bis zwei Ehejahre zu lange.» Sie plädiert auf eine «Ehe-Verfassung», in der das Paar gemeinsame Ziele und Übereinkünfte in ihrer Ehe schriftlich vereinbart.
«Einen solchen Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört»
CVP-Sprecher Reto Nause findet den Vorschlag der CSU-Politikerin Blödsinn. «Wir wollen die Familie stärken - sie will eine beliebige Lebensabschnittspartnerschaft», so Nause. Mit dieser Methode könne man das Problem der hohen Scheidungsraten nicht beheben. Vielmehr müsse man gegen die steuerliche Diskriminierung der Ehepaare ankämpfen. «Wir müssen nicht die Ehe befristen, sondern die staatlichen Voraussetzungen für die Ehe verbessern.»
Tina Fassbind, 20minuten.ch