ImmobilienEigentums-Wohnungen sind viel weniger gefragt
Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen sinkt: Es wurden klar weniger Objekte ausgeschrieben und es ging länger bis zum Verkauf. Was heisst das für die Preise?
- von
- S. Spaeth
Ist dies das Ende des Booms? Eine zum Verkauf stehende Wohnung war im Durchschnitt 96 Tage auf einer Onlineplattform ausgeschrieben, einen Viertel länger als im Vorjahr. Zudem ist das Angebot an Eigentumswohnungen gegenüber dem Vorjahr um 14 Prozent zurückgegangen. Zwischen September 2015 und August 2016 wurden schweizweit noch etwas über 66'000 Eigentumswohnungen im Netz angeboten, wie aus dem neusten Online Home Market Analysis (OHMA) von Homegate.ch, die Plattform gehört wie 20 Minuten zu Tamedia, hervorgeht.
Die stark angestiegene sogenannte Insertionsdauer zeigt laut den Studienverfassern, dass die Nachfrage insgesamt stärker zurückging als das Wohnungsangebot. «Mittelfristig wird dies zu weiterhin sinkenden Preisen und einer weiteren Drosselung der Produktion von Eigentumswohnungen führen», erklärt Professor Peter Ilg vom Swiss Real Estate Institute der HWZ, das am OHMA mitarbeitet. Da immer noch ein Drittel der Online-Inserate Neubauobjekte seien, könne die Steuerung der Angebotsmenge auch bei noch tieferer Nachfrage über weniger Wohnungsbau erfolgen. Ilg rechnet künftig nicht mit einem wesentlichen Überangebot und darum auch nicht mit einer starken Preiskorrektur.

Ein Drittel weniger Inserate im Grossraum Zürich
Immobilienexperte Ilg sieht zwei Ursachen für die rückläufige Nachfrage nach Eigentumswohnungen: Die Wohneigentumsquote stieg in den letzten Jahren dank des Tiefzinsumfeldes auf gegen 40 Prozent. Will heissen: Wer Eigentümer werden wollte und sich dies leisten konnte, hat diesen Schritt bereits gewagt. Darum haben die Preise für Wohneigentum vor allem im unteren Segment nochmals zugelegt. Zudem ist das Potenzial an Personen, die sich Eigentum leisten können, langsam ausgeschöpft. Dies nicht zuletzt, weil die Banken aufgrund des behördlichen Drucks die Eigenmittelanforderungen bei der Hypothekenvergabe verschärft haben.
Die Anzahl angebotener Wohnungen ist laut dem OHMA in allen untersuchten Städten gesunken. Am stärksten war der Rückgang in der Grossregion Zürich, wo fast ein Drittel weniger Stockwerkeigentum inseriert wurde. Im Tessin, der Nordwestschweiz und der Innerschweiz wurden nur rund 10 Prozent weniger Inserate geschaltet. Bei den Quadratmeterpreisen zeigen sich grosse Unterschiede. Während in St. Gallen ein Quadratmeter Wohnraum im Schnitt für 5500 angeboten wurde, sind es in Genf 13'000 Franken. Eine typische 4,5-Zimmerwohnung mit 120 Quadratmetern wurde in St. Gallen für knapp 700'000 Franken angeboten, in der Stadt Zürich wurden dafür 1,4 Millionen Franken verlangt.

Investoren reagieren schnell
Die Immobilieninvestoren und Bauherren haben längst auf den Nachfragerückgang reagiert: Bei den meisten Projekten für Eigentumswohnungen werden die Wohnungen bereits «ab Plan» verkauft. Will heissen: Können nicht genügend Wohnungen vor Baubeginn abgesetzt werden, entscheiden sich die Bauherren in der Regel für eine Sistierung des Projektes, erklärt Immobilienexperte Ilg. Ein weiterer Grund für die sinkende Angebotsmenge liegt laut Ilg darin, dass Eigentumswohnungen von Investoren nicht mehr verkauft, sondern als Renditeobjekte vermietet werden. In Zeiten von Negativzinsen böten Liegenschaften attraktive Renditen.
