GC-Präsident Sky Sun«Wir wollen immer noch der erfolgreichste Club der Schweiz werden»
Die Rückrunde der Hoppers läuft nicht wie gewünscht. Der Aufsteiger und Rekordmeister kämpft um den Klassenerhalt. Wir haben mit dem Präsidenten über die aktuelle Situation und die Investoren gesprochen.
Nach acht Spielen ohne Sieg gab es für GC mal wieder einen Dreier.
Darum gehts
Während der FCZ bereits am Wochenende Meister werden kann, kämpft GC gegen den Abstieg. Wir haben mit Sky Sun, dem Präsidenten des Schweizer Rekordmeisters gesprochen.
Gegen Servette hat man nach acht Spielen ohne Sieg wieder gewonnen. Wie gross ist die Erleichterung bei Ihnen?
Sky Sun: Man ist immer glücklich, wenn man gewinnt. Es war sehr wichtig für uns und gibt Vertrauen. Auch in den schwierigen Zeiten haben wir hart gearbeitet. Der Teamspirit war immer da. Ich hoffe, wir können das Momentum nutzen und weitere Spiele gewinnen.
Der FC Zürich steht nach einer überragenden Saison kurz vor dem Meistertitel. Gleiche Stadt, gleiches Stadion – da müsste es doch etwas geben, das man sich vom ewigen Rivalen abschauen kann?
Im Moment ist der FCZ erfolgreicher als wir. Das heisst, sie machen etwas besser als wir. Wir können natürlich nicht einfach Sachen kopieren. Aber das gibt uns natürlich zusätzliche Motivation. Eine lokale Rivalität ist im Fussball immer eine gute Sache.
Gibt es von ihrer Seite schon Gratulationen an den FCZ?
Noch nicht. Wenn es soweit ist, werde ich trotz der Rivalität sicher gratulieren. Sie haben es nach einer solchen Saison selbstverständlich verdient Meister zu werden.
Sie sind jetzt wieder in Zürich. Ist es die problematische Situation bei GC, die sie zur Anwesenheit bewegte?
Eigentlich kam ich später als geplant. Ich wollte schon im März zurück sein, aber der Lockdown in Shanghai und gecancelte Flüge haben zu einer Verspätung geführt. Ich bleibe jetzt sicher bis zum Ende der Saison hier.
Wie gehen Sie mit der Kritik um, zu wenig anwesend zu sein?
Egal wo ich bin, stehe ich immer im Austausch. Das hat sich nie geändert. Ich habe mich dem Projekt komplett verschrieben. Wenn ich hier bin, fühle ich mich auch wohl. Ohne unterschiedliche Zeitzonen ist es sicherlich einfacher.
Nicht nur die Punkte fehlten in den letzten Wochen, auch in der Chef-Etage, besonders zwischen Jimmy Berisha und Seyi Olofinjana soll es zu Konflikten gekommen sein. Was sagen Sie dazu?
Ich habe das Gerücht auch schon gehört. Es ist aber nicht wahr. Es kommt vor, dass Mitarbeiter unterschiedliche Ansichten haben, jeder Mitarbeiter im Club ist aber professionell und weiss wie man in einem Team arbeitet.

Der technische Direktor Seyi Olofinjana steht immer mehr im Fokus.
Generell gilt Seyi Olofinjana als sehr sympathischer Mann, doch im Umfeld wird ihm mangelnde Kompetenz unterstellt. Sie haben ihn aus Wolverhampton mitgebracht. Wie sehen Sie die Kritik an ihm und seiner Arbeit?
Wir arbeiten eng zusammen und haben eine eindeutige Regelung, was die sportlichen Entscheidungen betrifft. Eine seiner Stärken ist es, dass er sich Situationen anpassen kann. Er versucht immer Lösungen zu finden. Er ist in viele Diskussionen involviert und auch in die Entscheidungen.
Wie fest sind Sie an Transfers beteiligt? Gerüchten zufolge haben Sie drei Spieler ohne Wissen des Sportchefs nach Zürich geholt.
Das ist auch nicht wahr. Ich war aber an den Transfers beteiligt. Wir tätigen diese aber nicht einfach aus den Emotionen heraus, man analysiert die Spieler genau. Als Beispiel: Unseren Koreaner Sangbin haben wir mehr als ein Jahr lang beobachtet. Jeder Transfer ist am Ende Teamarbeit.
Giorgio Contini hat immer wieder über die unterschiedliche Kultur und die Anpassungszeit seiner Spieler gesprochen. Auch besonders bei denen, die neu im Winter kamen und nicht im Abstiegskampf helfen konnten. Wie sehen Sie diese Aussage ihres Trainers?
Er kennt das Projekt. Es ist auch nicht der erste Club, bei dem er so eine Situation vorfindet. Er hat die Erfahrung, die Spieler zu stärken. Wir wollen die Spieler unterstützen. Wir haben die Verantwortung für die Spieler auf und neben dem Platz und geben alles, um den Spielern zu helfen.
«Giorgio hat genug Erfahrung, mit dieser Situation klar zu kommen»
Wie sehen Sie Continis Arbeit generell? Gemäss unseren Informationen wäre er bei einer Niederlage gegen Luzern entlassen worden und ein 2:2 nach 2:0-Führung fühlte sich definitiv auch wie eine Niederlage an.
Ich weiss nicht, woher sie ihre Informationen haben. Sie ist auch nicht wahr. Es kommt nicht auf ein Spiel an. Giorgio hat genug Erfahrung, mit dieser Situation klar zu kommen.
Sie sollen auch direkten Kontakt zu Spielern haben. Was sagen die Ihnen über den Zustand der Mannschaft?
Alles, was ich gehört habe, ist positiv. Sie halten zusammen, egal woher ein Spieler kommt oder wie alt er ist. Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen. Die erfahrenen Spieler helfen auch den Jungen.
Was fehlt denn noch?
Es fehlen die Punkte. Als Fussball-Club sind die sportlichen Erfolge immer wichtig. Aktuell fehlen wichtige Spieler verletzungsbedingt. Einige haben uns auch verlassen, das ist Fakt. Am Ende sind aber Dinge wie Teamspirit und Solidarität am wichtigsten. Und diese Dinge sind da.
Was hätte ein Abstieg für Konsequenzen für den Club?
Wir versuchen unser Bestes, dass es nicht passiert. Ich bin zuversichtlich, dass es nicht so weit kommen wird. Wir haben das Momentum auf unserer Seite. Wenn wir aber absteigen würden, dann müssen wir daraus lernen. Für uns zählt das Langzeitprojekt. Wir wollen uns jedes Jahr verbessern.
Aber ein Abstieg wäre keine Verbesserung.
Es wäre sportlich gesehen schlimm. Aber man kann nicht einfach aufhören. Man muss zurückkommen – und zwar noch stärker.
Also man denkt auch nicht an einen Verkauf?
Wir haben nie gesagt, dass wir den Club verkaufen. Für uns zählt die Langzeitplanung. Wir haben uns dem Projekt verschrieben.
Haben sie aufgrund des sportlichen Drucks zurzeit mehr schlaflose Nächte als auch schon?
Der Druck ist immer da. Ich vertraue den Personen vor Ort, dass sie das Beste für GC wollen. Auch über die Distanz ist das Vertrauen da.
Sie haben oft über Lernprozesse gesprochen. Welche Fehler hat GC in den letzten zwei Jahren gemacht, aus denen man lernen muss?
Lernprozesse gehören zum Leben dazu. In China sagen wir: Wir lernen bis wir sterben. Ich werde jetzt keinen konkreten Fehler nennen, es gibt aber sicher Dinge, die wir verbessern können. Zum Beispiel, wie wir das Spielerlebnis für die Fans verbessern und die Fans zurück ins Stadion bringen.
Gibt es trotzdem etwas, das Sie bereuen?
Ich bereue nichts. Gewisse Dinge passieren nun mal. Wir werden aber nicht den gleichen Fehler wieder machen. Es geht immer darum, was man daraus macht.
Im letzten Sommer kamen mehrere Spieler aus Wolverhampton, im Winter folgten Spieler aus dem asiatischen Raum. Auf welchen Markt konzentriert sich GC bei den Transfers im kommenden Sommer?
Am Ende geht es einzig und allein um die Qualität eines Spielers und darum, das Team zu verstärken. Wenn der Spieler zusätzlich noch viel Zukunftspotenzial mitbringt, ist das natürlich perfekt. Woher der Spieler am Ende kommt, spielt keine Rolle. Es ist nicht so, dass wir uns auf spezifische Märkte konzentrieren.
Die Fans wünschen sich mehr GC in der Stadt. Haben Sie da schon konkrete Pläne?
Zuerst möchte ich sagen, dass ich sehr zu schätzen weiss, wie unsere Fans uns diese Saison unterstützen. Und natürlich wollen wir mehr Fans zurück ins Stadion holen. Wir wollen unsere Präsenz und unsere Aktivitäten in der Stadt weiter steigern. Am Ende sind aber auch die sportlichen Erfolge entscheidend, um die Fans zurückzugewinnen.
Sie haben kein Sponsoringlogo auf dem Trikot. Ist GC nicht mehr attraktiv für Firmen? Wie wollen sie die Marke für Sponsoren attraktiver machen?
Sponsoring ist vergleichbar mit einer Heirat, man muss zueinander passen. Wir haben eine Partnerschaft abgelehnt, weil wir denken, dass das aktuell nicht passt. Wir wollen eine Partnerschaft, bei der beide Seiten profitieren. Ein Sponsorenbeitrag ist nicht einfach eine Spende. Doch müssen wir auch hier besser werden und uns Mühe geben, um den richtigen Partner zu finden.
GC ist Teil eines weltweiten organisierten Systems, gleichzeitig wollen Sie die lokale Identifikation stärken. Ist das nicht zwangsläufig ein Konflikt?
Ich sehe keinen Konflikt, wichtig ist die Balance. GC als Marke soll eines Tages europaweit bekannt sein, aber die Identität als Zürcher Club möchten wir dennoch bewahren und sogar verstärken. Ich hoffe, wir können in naher Zukunft häufiger europäisch spielen, um uns dort zu präsentieren. Dadurch können wir auch Kredit bei den lokalen Fans sammeln.
Zurück zum FCZ: Wenn der FCZ sich fünf Jahre nach dem Aufstieg in die Super League zum Meister krönen kann, sollte das auch für GC möglich sein, oder?
Im Fussball ist alles möglich. Wenn du besser als die anderen arbeitest, hast du Erfolg. Wir haben aber unseren eigenen Plan, wie wir zum erfolgreichsten Club der Schweiz werden wollen.