Warenhaus-FundgrubeEin Gebiss, verlorene Kinder und Happy Ends
Die Fundgrube des Warenhauses Loeb platzt fast aus den Nähten. Im vergangen Jahr haben sich dort rund 700 herrenlose Gegenstände angesammelt.
- von
- Mira Weingartner
Prall gefüllte Portemonnaies, massenhaft Regenschirme und verlorene Kleinkinder: Auf dem Einkaufsbummel durch das Berner Warenhaus Loeb ging 2014 so einiges vergessen.
«Was tagtäglich in unserer Fundgrube landet, kann man sich fast nicht vorstellen», sagt Andrea Beyeler, die die verlorenen Gegenstände der Loeb-Kunden jeweils für einen Monat aufbewahrt. «Die Masse ist zum Fürchten und stimmt einen nachdenklich» – rund 700 herrenlose Gegenstände wurden in den letzten 365 Tagen im 5. Stock des Warenhauses beim Kundendienst abgegeben. Nebst angebissenen Sandwiches und gebrauchten Schuhen blieben zwischen den Regalen etwa auch goldene Kreditkarten, Hörgeräte und sogar ein Schlüssel zum Bundeshaus liegen.
Die Fundgrube, ein Mittelding zwischen Mülldeponie und Schatzkammer, birgt viele Geschichten: «Uns wurde sogar einmal ein Gebiss abgegeben», erzählt Beyeler amüsiert. Der zahnlose Besitzer konnte nie ausfindig gemacht werden.
Happy End und Betrüger
«Nur etwa 30 Prozent der verlorenen Ware werden von den Eigentümern gesucht und abgeholt», so Beyeler. Wenn man jemandem aber den geliebten Teddy, die prall gefüllte Agenda oder einer verzweifelten Mutter ihr Kind zurückgeben könne, sei dies jeweils ein kleines Happy End: «Glückstränen sind bei uns an der Theke schon etliche geflossen.» Aber nicht alle seien gleich dankbar: «Auch im vergangen Sommer wurde mehrfach versucht, kostenlos fremde Sonnenbrillen zu ergaunern», berichtet Beyeler. Nach sieben Jahren im Geschäft hat sei ein Gefühl für solche Schlawiner entwickelt
Recycling der Gegenstände
Gegenstände, die auch in der Fundgrube liegen bleiben, werden nach einem Monat weggeräumt: «Die Regenschirme schenken wir dem Schirm-Service Baumann in Jegensdorf, der die Ersatzteile für Reparaturen verwenden kann. Andere Sachen wandern in den Abfall oder in die Fundgrube der Stadt Bern.» Bargeld werde für wohltätige Zwecke gespendet. Und neue Artikel aus dem eigenen Geschäft? «Die wandern zurück ins Regal.»