Bumble BeeEin Hund fürs Leben
Sinaia ist geistig, zerebral und autistisch behindert. Dem Mädchen fehlten Freunde und die Lust am Leben. Dann kam Bumble Bee, der erste Autisten-Hund der Schweiz.
- von
- Annette Hirschberg
(Kamera/Schnitt: Marion Bangerter; Interviews: Annette Hirschberg)
Lange hat Jacqueline Ilunamien gekämpft, damit ihre zerebral, geistig und autistisch behinderte Tochter Sinaia einen Hund bekommt. «Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, als mir klar wurde, dass Sinaia einen Hund braucht», sagt Ilunamien. Sinaia sei etwa sieben Jahre alt gewesen, als sie weinend zu ihr kam. «Sie realisierte, dass ihre jüngere Schwester viele Freundinnen hatte und sie keine. Da wollte sie gar nicht mehr leben.»
Zwei Jahre später hat Sinaia ihren Hund. Und er ist ihr nicht nur Freund und Begleiter. Er ist eine Hilfe für die ganze Familie. «Bumble Bee kann Sinaia suchen, wenn sie wegläuft, er beruhigt sie, wenn sie einen Anfall hat und führt sie durch die Menge und an ungewohnte Orte und gibt ihr dabei Sicherheit», erzählt die Mutter. Der Hund kann Sinaia auch dadurch beruhigen, dass er sie am Gesicht leckt, kratzt oder sich auf sie legt (siehe Videobeitrag).
Nur ein ausgebildeter Hilfshund durfte in die Wohnung
Bumble Bee ist der erste Autismus-Begleithund in der Schweiz. Doch der Weg von Jacqueline Ilumanien dorthin war steinig und lang. «Es fing mit der Genossenschaft an, von der wir unsere Wohnung mieten.» Einen jungen Hund, den Ilunamien zusammen mit einer Therapiehunde-Trainerin selbst ausbilden wollte, genehmigte die Genossenschaft nicht. «Zuerst wäre überhaupt nur ein Blindenhund erlaubt gewesen, dann schwenkte die Genossenschaft auf einen ausgebildeten Hilfshund ein», so Ilunamien.
Darum wandte sich die junge Mutter aus Zürich-Oerlikon an die Organisation «Le Copain», die Hunde für Behinderte schult. «Zuerst sah alles gut aus und man versprach mir einen Hund», erzählt Ilunamien. Sie musste die entsprechenden Papiere organisieren und mehrere Bewilligungen einholen. «Doch nach einem Jahr kam plötzlich die Absage.» Sie stand wieder vor dem Nichts.
«Cerebral und Sternschnuppe halfen mir»
Aufgeben wollte sie nicht. «Ich habe bei Organisationen in Deutschland, England und den USA nachgefragt und bin schliesslich im Internet auf die amerikanische Organisation 4 paws for ability (Vier Pfoten für Befähigung) gestossen.» Die Organisation bildet Begleithunde für autistische Kinder aus und trainiert sie auf deren spezielle Bedürfnisse.
Von den hohen Kosten von 15 000 Schweizer Franken liess sich Ilunamien nicht abschrecken. «Selber haben wir wenig Geld, wir haben uns aber an Organisationen wie Cerebral oder Sternschnuppe gewendet.» Am Schluss hatte sie genug Geld zusammen, um auch den zweiwöchigen Kurs in Xenia, Ohio, zu finanzieren.
Den Kurs besuchten sie in den Sommerferien. Seit Mitte August ist Bumble Bee, ein junger blonder Dudley Labrador, in der Schweiz und der ganze Stolz der Familie.