Projekt Pheme: Ein Lügendetektor für 140 Zeichen

Aktualisiert

Projekt PhemeEin Lügendetektor für 140 Zeichen

Gerüchte, Enten, Geflunker: Europäische Forscher arbeiten an einem Lügendetektor, der Falschmeldungen im Netz in Echtzeit erkennen soll. In drei Jahren soll die Software fertig sein.

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Im letzten Jahr knackten Hacker den Twitter-Account der Nachrichtenagentur AP – mit weitreichenden Folgen. Nach der Meldung sackte der Dow Jones für kurze Zeit ins Bodenlose.

Im letzten Jahr knackten Hacker den Twitter-Account der Nachrichtenagentur AP – mit weitreichenden Folgen. Nach der Meldung sackte der Dow Jones für kurze Zeit ins Bodenlose.

«Rest in Peace Miley Cyrus» – im Internet wurde der singende Superstar schon etliche Male für tot erklärt. 2008 wurde der ehemalige Disney-Star angeblich Opfer eines Autounfalls. Der digitale Tod soll Cyrus auch 2011, 2012 und zuletzt in diesem Jahr eingeholt haben. Die Meldungen entpuppten sich alle als Enten, also Falschmeldungen, die über soziale Medien verbreitet wurden.

Immer wieder kursieren Gerüchte und Lügen im Internet. Ein anderes Beispiel: Im letzten Jahr wurde der Twitter-Account der Nachrichtenagentur AP gehackt. Die Angreifer verbreiteten über das Konto die Falschmeldung, dass im Weissen Haus zwei Bomben explodiert und US-Präsident Barack Obama verletzt worden sei.

Griechische Göttin als Patronin

Europäische Forscher wollen diesem Geflunker im Internet nun einen Riegel schieben. Sie arbeiten an einem System, das in Echtzeit Enten erkennen soll: «Meldungen – egal, ob wahr oder falsch — verbreiten sich im digitalen Zeitalter oft so schnell wie ein Lauffeuer, zum Teil mit weitreichenden Folgen», heisst es in der Projektbeschreibung. Finanziert wird das Projekt von der Europäischen Union. Benannt wurde es nach Pheme, der Gottheit für Gerüchte in der griechischen Mythologie.

Die Software der Forscher soll soziale Medien und öffentliche Bereiche des Internets wie zum Beispiel Blogs durchforsten und Nutzer in Gruppen wie Journalisten, potenzielle Augenzeugen oder Personen des öffentlichen Lebens einteilen. Kategorisiert werden sollen auch einzelne Meldungen. Diese werden in vier Klassen eingeteilt: Spekulationen, kontroverse Informationen, Fehlinformationen und bewusste Desinformation.

In drei Jahren einsatzbereit

«Wir analysieren nur öffentlich zugängliche Informationen in sozialen Netzwerken, Blogs oder Foren. Wir werden alle Informationen, die wir über Personen sammeln, offenlegen», sagt die Projektverantwortliche Kalina Bontcheva von der Universität Sheffield auf Anfrage des ZDF-Blogs Hyperland.

Noch steht das Projekt, das in Zusammenarbeit mit fünf verschiedenen Universitäten ins Leben gerufen wurde, ganz am Anfang. Spätestens in drei Jahren soll die Analyse-Software Pheme fertig sein. Die Kosten für die Forschung belaufen sich auf rund fünf Millionen Franken. Journalisten und Behörden sollen dereinst die Software nutzen können. So könnte zum Beispiel bei Falschmeldungen im Zusammenhang mit Katastrophen eine Massenpanik verhindert werden.

Weil die Vögel es nicht von den Dächern zwitschern

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