Meteor über der SchweizEin solches Ereignis gibt es nur einmal alle 10 Jahre
Wer den Meteor beobachten konnte, darf sich glücklich schätzen. So grosse Exemplare sind selten. Das sind die wichtigsten Fakten zu Meteoren.
- von
- J.-C. Gerber
Der Meteor, der gestern über Süddeutschland und der Schweiz zu sehen war, versetzte Laien und Profis in helle Aufregung. Denn ein solches Ereignis gibt es nicht alle Tage zu sehen.
Wie oft treffen Meteore auf die Erde?
Meteore, die als Sternschnuppen am Nachthimmel sichtbar sind, haben im Normalfall die Grösse von einem Staub- oder einem Sandkorn. Solche Objekte treten täglich zu Hunderten in die Erdatmosphäre. Der Himmelskörper, der gestern über der Schweiz in die Atmosphäre eindrang, dürfte faust- bis fussballgross gewesen sein, wie Jonas Schenker von der Fachgruppe Meteorastronomie sagt. Ein solches Ereignis findet über der Schweiz etwa einmal alle zehn Jahre statt. Wer gestern den Meteor gesehen hat, erlebte also eines der selteneren Naturereignisse.
Was ist der Unterschied zwischen einem Meteor und einem Meteoriten?
Meteoroiden laufen wie die Planeten, Asteroiden und Kometen in einer Umlaufbahn um die Sonne. Treffen sie auf die Erdatmosphäre und verdampfen dort, werden sie als Meteore bezeichnet. Umgangssprachlich werden sie Sternschnuppen genannt, da beim Verdampfen die Luft um sie herum ionisiert wird und darum zu leuchten beginnt. Trifft ein Meteoroid von genügender Grösse in einem günstigen Winkel auf die Atmosphäre, kann es sein, dass er nicht vollständig verdampft und Teile davon auf die Erde fallen. Wenn diese Teile gefunden werden, bezeichnet man sie als Meteoriten.
Wie oft erreichen Meteoriten die Erde?
Sehr selten. Pro Jahr werden weltweit im Mittel nur etwa fünf Meteoritenfälle beobachtet. Das hat damit zu tun, dass die meisten davon über unbewohntem Gebiet oder den Ozeanen niedergehen. Eine kanadische Langzeitstudie kam zum Schluss, dass es auf der Erde pro Jahr zu insgesamt 19'000 Fällen kommt. Für das Gebiet der Schweiz würde dies etwa 1,6 Fällen pro Jahr entsprechen.
Wem gehört Meteoritengestein?
Das ist kantonal geregelt, wie Schenker erklärt. Im Aargau zum Beispiel gehören Meteoriten dem Kanton. Der Finder wird allerdings «angemessen entschädigt». So dürfte er wohl die Hälfte des Meteoriten behalten dürfen, während der Rest der Wissenschaft übergeben wird.
Wieviel ist Meteoritengestein wert?
Das hängt von der Grösse und der Zusammensetzung ab. Allerdings gibt es dafür laut Schenker keinen Markt. Zwar gibt es Börsen für Meteoritengestein, reich wird man davon aber nicht. 2008 bot das Auktionshaus Bonhams 1000 Kilo eines uralten Pallasiten aus China an. Der Schätzpreis war 2 Millionen Dollar. Ein Käufer fand sich aber keiner.
Wer zahlt, wenn ein Haus durch einen Meteoriten beschädigt wird?
Die meisten Hausrat- und Gebäudeversicherungen versichern Schäden durch Meteoriteneinschläge im Rahmen der Feuerversicherung. Allerdings gibt es einige kantonale Gebäudeversicherungen, die Schäden durch Meteoriten von vornherein ausschliessen. Ob man die Meteoritenversicherung jemals in Anspruch nehmen muss, ist unwahrscheinlich: Seit 1886 hat man in der Schweiz offiziell nur acht Meteoriten gefunden. Schäden wurden seit Menschengedenken nie gemeldet.
Wie gross ist die Gefahr, dass ein grosser Meteorit die Erde trifft?
Extrem klein. Der letzte grosse Meteorit, der auf der Erde einschlug, hat vor 40'000 Jahren den Barringer Krater im US-Bundesstaat Arizona mit einem Durchmesser von 1000 Meter geschaffen. Dieser Meteorit war etwa 25 Meter gross. Wann so etwas wieder passieren kann, lässt sich laut Schenker nicht voraussagen. Meteoriden können erst ab 40 Metern Durchmesser beobachtet werden. Und selbst bei diesen liegt die Vorwarnzeit bei lediglich zwei bis drei Tagen. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, getroffen zu werden, seit der Entstehung unseres Sonnensystems stetig zurückgegangen. Der Grossteil der Objekte, die die Erdbahn kreuzten, sind bereits in früheren Zeiten verdampft oder eingeschlagen.
Welche Schutzmassnahmen gibt es?
Obwohl Abwehrmassnahmen vermehrt diskutiert werden, gibt es keinen Schutz gegen den Einschlag solcher Objekte. Seit Tscheljabinsk wurde die Beobachtung von Meteoriden aber intensiviert, zudem wird daran gearbeitet, auch kleinere Objekte zu erkennen. Wird ein solches Objekt entdeckt, bleiben den Behörden zwei bis drei Tage Zeit, das Gebiet des Einschlags zu berechnen und die dortige Bevölkerung zu warnen.
Wie kann man sich selber schützen?
Sieht man einen Meteoriten am Himmel kommen, wie das in Tscheljabinsk der Fall war, kann man davon ausgehen, dass etwa zwei bis drei Minuten später eine enorme Druckwelle über das Land fegt. Schenker rät, sich in einem solchen Fall auf ein freies Feld zu begeben, um nicht von Gegenständen getroffen zu werden – und sich die Ohren zuzuhalten.
Die Allskycam der Sternwarte Mirasteilas-Falera im Kanton Graubünden hat den Meteor im Bild festgehalten.
(Video: Sternwarte Mirasteilas-Falera)