Inzest-FallEin Tagebuch über 8642 Tage in der Hölle
24 Jahre verbrachte Elisabeth Fritzl in einem Kellerverlies, das ihr Vater gebaut hatte. In einem Notizbuch registrierte sie die wichtigsten Ereignisse aus ihrem Alltag – darunter den Tod eines ihrer Zwillinge.
Am Montag beginnt in Österreich der Prozess gegen den Mann, der seine eigene Tochter 24 Jahre lang in einem Keller gefangen hielt und über 3000-mal vergewaltigte. Während der Zeit im Bunker entstand ein Tagebuch, das nun vor Gericht an Wichtigkeit gewinnt.
Die ersten Einträge erfolgten auf losen Zetteln, später auf Kalendern. Ihr Vater soll von den Tagebüchern gewusst haben – obwohl Elisabeth immer wieder versuchte, diese vor ihm zu verstecken. Denn der Inhalt beschreibt eine knallharte Realität: Zum Beispiel, wie sich die junge Frau auf die Lauer legen musste, um Ratten mit blossen Händen zu fangen, weil ihr Vater die Familie nicht mit genügend Lebensmitteln versorgte.
So steht am 2. März 1991: «Milch aus, Lebensmittel sind auch kaum vorhanden.» Elisabeth vermerkt alles. Auch die Schläge, die der Inzest-Vater ihren Kindern auf den Po gibt.
In eine bessere Welt
Ganz besonders interessant für die Staatsanwaltschaft dürfte der Eintrag zur Geburt ihrer Zwillinge sein. Am Tag der Geburt bringt Elisabeths Vater ein Gitterbett in den Keller. Ebenfalls registriert wird am selben Tag der Tod eines der Kinder: Elisabeth notiert, wie das Neugeborene in ihren Armen nach Luft ringt, blau anläuft und stirbt. Die Mutter schreibt: «Wenigstens ist er jetzt in einer besseren Welt.»
Josef Fritzl soll danach die Leiche im Ofen des Kellers verbrannt haben. Die Asche trägt er in den Garten und verstreut sie.
Es gibt auch schöne Erinnerungen
Zu den spassigsten Momenten im Tagebuch Elisabeths gehört der Tag, an dem ihr Vater einen Spiegel in den Keller stellt. Die Kinder seien so begeistert gewesen, dass sie ständig davor gestanden seien und nicht mehr davon hätten lassen können.
Ähnliche Freude bereitete eine Personenwaage, die Fritzl ihnen brachte. Völlig fasziniert hätten sich die Kinder immer wieder abwechselnd daraufgestellt.
Bilder von der Aussenwelt
Besonders hart sei für Elisabeth die Sommerzeit gewesen. Wie die österreichische Zeitung «Kurier» schreibt, soll der Inzest-Vater seiner Zweitfamilie immer wieder Bilder aus der Aussenwelt präsentiert haben. Die Bilder zeigten Elisabeths Kinder beim Planschen im Garten – während die Gefangenen bei den hohen Temperaturen im ungelüfteten Keller ausharren mussten.
(kle)