Wieser-SperreEin Urteil, kein Exempel
Sandro Wieser vom FC Aarau wird für sein Foul an FCZ-Mittelfeldspieler Gilles Yapi mit sechs Sperren belegt. Ein Urteil mit Augenmass.
- von
- Sandro Compagno
Selten wurde in der jüngeren Vergangenheit in der Schweiz ein Foulspiel heftiger diskutiert als der brutale Tritt Wiesers gegen Yapis rechtes Knie. Der «Tages-Anzeiger» beispielsweise forderte «mindestens zehn Spielsperren» gegen den Täter, auch andere Medien verlangten drakonische Strafen.
Die Disziplinar-Kommission hat unbeeindruckt vom medialen Druck ein Urteil gefällt, das dem Gebot der Verhältnismässigkeit entspricht. Es ist der Versuchung widerstanden, ein Exempel zu statuieren. Wieser habe «übermotiviert und besonders leichtsinnig» gehandelt, argumentieren die Liga-Richter. Der Umstand, dass er dabei vermutlich die Karriere von Gilles Yapi beendet hat, ist in das Urteil nicht eingeflossen. Dafür aber das Verhalten Wiesers vor und nach dem Foul.
Wieser entschuldigte sich sofort
Davor: Sandro Wieser ist kein Wiederholungstäter. Der Mittelfeldspieler, der von der TSG Hoffenheim an den FC Aarau ausgeliehen ist, fiel bislang nicht durch eine rücksichtlose Spielweise auf.
Danach: Sandro Wieser hat sich unmittelbar nach dem Unfall bei Gilles Yapi entschuldigt und war später auch noch in der Kabine des FCZ. Er zeigte aufrichtige Reue.
Ein Leben lang bestraft
Warum sind sechs Spielsperren genug? Fussball ist keine exakte Wissenschaft. Mit dem Tritt gegen Gilles Yapis Knie nahm Sandro Wieser eine Verletzung seines Gegenspielers zwar in Kauf, im Sekundenbruchteil der Aktion derart gravierende Folgen abzuschätzen, ist jedoch unmöglich.
Im Strafrecht nimmt seit einigen Jahren das Bemühen zu, Wiedergutmachung ins Sanktionsspektrum einzubauen. Doch im Fall Wieser/Yapi ist Wiedergutmachung keine Option. Das Foul wird Sandro Wieser ein Leben lang verfolgen. Egal, ob er nun fünf, sechs oder zehn Sperren kassiert.