StadtparlamentEin Zischlaut soll für Ruhe sorgen
Wenn es zu laut ist im Zürcher Gemeinderat, schlägt die Ratspräsidentin auf die Glocke. Weil dies aber selten nützt, hat sie jetzt eine neue Methode.
- von
- Roman Hodel

Statt mit Glocke sorgt Marina Garzotto neu mit «schschscht!» für Ruhe.
Laut war es im Zürcher Stadtparlament am Mittwochabend. Wie immer. Während die Redner ihre Argumente für oder gegen die Autobahnüberdeckung beim Katzensee vorbrachten, quatschten andere Parlamentarier auf ihren Plätzen munter weiter. Ratspräsidentin Marina Garzotto (SVP) schlug deshalb mehrmals auf die Glocke – ohne Erfolg. Da ergriff sie energisch das Wort: «Es ist wieder viel zu laut im Saal.» Da die Glocke nichts nütze, werde sie künftig anderweitig für Ruhe sorgen. Also zischte Garzotto «schschscht!» ins Mikro. Das habe sie dem Speaker von Weltklasse Zürich abgeschaut: «Schschscht!» Im Parlament brach Gelächter aus und aus den Reihen tönte es nun ebenfalls «schschscht!».
Matthias Probst (Grüne) sagt: «Ich kam mir vor wie in einer Schulklasse. Das bringt doch nichts.» Bislang habe noch jeder Ratspräsident vergeblich gegen den Lärmpegel angekämpft. Niklaus Scherr (AL) attestiert Garzotto hingegen eine angenehme Hartnäckigkeit, «auch wenn mit dem Zischlaut die Lehrerin in ihr durchschimmert».
Auch Roger Tognella (FDP) findet es eine «erfrischende» Methode: «Sie erlangt dadurch Kultstatus.» Am lautesten gelacht über den Zischlaut hat Mirella Wepf (SP): «Aber nur, weil ich den Speaker des Weltklasse-Meetings kenne – im Grundsatz hat Frau Garzotto mit ihrem Einschreiten nämlich recht.»