Polizist spitalreif geprügelt«Eine angemessene Strafe wäre ein Signal an Fussball-Szene»
Nach dem brutalen Angriff auf zwei Stadtzürcher Polizisten erklärt ein Experte, wie sich solche Vorfälle verhindern lassen.
- von
- Shila Ochsner
Während des Basler Fanmarsches rannten am Sonntag mehrere vermummte Personen auf eine Motorradpatrouille zu, stiessen sie vom Töff und schlugen auf sie ein. Zwei Stadtzürcher Polizisten wurden verletzt, einer von ihnen musste ins Spital gebracht werden. Dirk Baier ist Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und ordnet den brutalen Angriff ein.
Herr Baier, hat die Attacke auf die Polizisten eine neue Eskalationsstufe erreicht?
Ich würde nicht von einer neuen Eskalationsstufe sprechen. In den letzten zwei Jahren ist es aufgrund der Corona-Massnahmen etwas ruhiger geworden, vorher gab es aber Übergriffe auf die Polizei. Der Vorfall zeigt nun auf traurige Weise, dass das Feindbild Polizist bei bestimmten Fangruppen nicht verschwunden ist.
Wie kommt es zu diesem Aggressionspotential?
Es kommen mehrere Dinge zusammen. Erstens werden bestimmte Personen, junge Männer mit impulsiver Persönlichkeit, von der Fussballfanszene angezogen. Zweitens verhalten sich diese Personen in Gruppen noch einmal aggressiver, weil man sich gegenseitig aufschaukelt. Dies wird durch den Alkoholkonsum verstärkt. Drittens gibt es in der Szene Feindbilder. Die Polizei, die als Spielverderber eingestuft wird, weil sie für Ruhe und Ordnung im Umfeld von Spielen sorgt, gehört dazu.
Wie lassen sich solche Vorfälle verhindern?
In Bezug auf den Fussballbereich erscheint mir wichtig, dass einerseits solche Vorfälle möglichst schnell juristisch aufbereitet werden und Täterinnen und Täter angemessen bestraft werden. Dies ist zumindest ein Signal an die Szene. Andererseits braucht es zum Abbau von Feindbildern und der Gewaltbereitschaft eine intensive, sozialarbeiterische Fanarbeit.
Könnten die Fussballclubs für mehr Sicherheit sorgen?
Die Fussballclubs sollten zumindest ein grosses Interesse daran haben, dass im Umfeld von Spielen keine Gewalt stattfindet, weil darunter der Ruf des Sports leidet. In der Partnerschaft Polizei, Vereine, Fanarbeit liegt dabei der Schlüssel für mehr Sicherheit. In diese Partnerschaft sollten die Clubs investieren.
VBZ schränken ÖV ein
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von sexualisierter, häuslicher, psychischer oder anderer Gewalt betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Polizei nach Kanton
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Lilli.ch, Onlineberatung für Jugendliche
Frauenhäuser in der Schweiz und Liechtenstein
Zwüschehalt, Schutzhäuser für Männer
Agredis, Gewaltberatung von Mann zu Mann, Tel. 078 744 88 88
LGBT+ Helpline, Tel. 0800 133 133
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147