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Mitten im WaldEine Boeing 727 als Wohnung

Bruce Campbell wohnt seit Jahren in einer stillgelegten Boeing 727 in den Wäldern von Portland in Oregon. Ein Besuch.

Meret Steiger
von
Meret Steiger
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Was liegt denn da in Portland (Oregon) im Walde? Sie sehen richtig: Es ist eine Boeing 727-200.

Was liegt denn da in Portland (Oregon) im Walde? Sie sehen richtig: Es ist eine Boeing 727-200.

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Die ausgemusterte Boeing steht aufgebockt in einem Waldstück und fungiert als Wohnung. Sie fragen sich, wer hier wohnen könnte? Wir zeigen es Ihnen.

Die ausgemusterte Boeing steht aufgebockt in einem Waldstück und fungiert als Wohnung. Sie fragen sich, wer hier wohnen könnte? Wir zeigen es Ihnen.

Screenshot Youtube
Das ist Howard Bruce Campbell, der sich mit seinem zweiten Vornnamen vorstellt, ein ehemaliger Ingenieur und grosser Flugzeugfan.

Das ist Howard Bruce Campbell, der sich mit seinem zweiten Vornnamen vorstellt, ein ehemaliger Ingenieur und grosser Flugzeugfan.

Screenshot Youtube

Bruce Campbell, Ingenieur und Flugzeugfan, lebt sechs Monate pro Jahr in den Wäldern von Oregon – in einem Flugzeug. Und damit nicht genug: Der Tüftler plant ein zweites Heimflugzeug in Japan, wo er das restliche halbe Jahr verbringt.

Ein Traum vom Flugzeugheim

Bei dem Flugzeug im Wald handelt es sich um eine Boeing 727-200 mit drei Triebwerken. 1999 begann alles: Ingenieur Campbell träumte davon, ausgemusterte Flugzeuge vor der Verschrottung zu retten und anders zu nutzen. Es sollte eine Lebensaufgabe werden.

«Ich will das Wegwerfverhalten der Gesellschaft auf meine ganz eigene Art bekämpfen», sagt der 64-Jährige lachend in einem Youtube-Video, während er mit Besen und Hochdruckreiniger die Flügel putzt und aufmüpfige Äste schneidet, die seinem Flugzeug zu nahe kommen.

1200 bis 1800 ausgemusterte Flugzeuge

Campbell ist nicht der Einzige, aber doch einer von wenigen Menschen weltweit, die ein Flugzeug gekauft und umgenutzt haben. Wie viele es davon genau gibt, ist unbekannt. Nach dem Verkauf verschwinden die Flugzeuge aus der Statistik der Aircraft Fleet Recycling Association (AFRA), einer Organisation für die Rettung von alten Flugzeugen.

Die AFRA hat aber andere Zahlen: In den nächsten drei Jahren werden zwischen 1200 und 1800 Flugzeuge ausgemustert, global gesehen werden es in den nächsten Jahrzehnten 500 bis 600 pro Jahr sein. «Die AFRA freut sich, wenn die Flugzeuge auf kreative Weise weiterverwendet werden», sagt der Pressesprecher der AFRA, Martin Todd.

Inspiriert von einem Coiffeur

Campbell war erst in seinen frühen Zwanzigern, als er 23'000 Dollar für etwas mehr als 40'000 Quadratmeter Waldland bezahlte. Ursprünglich wollte er dort eine Art Lager aus alten Vans bauen, entschied sich dann aber doch für ein Flugzeug – einer der Vans, der erste, steht immer noch überwachsen auf dem Grundstück.

Auf die Idee mit dem Flugzeug kam Campbell allerdings erst, als er von einem Coiffeur aus Mississippi hörte, der sich ebenfalls ein Flugzeug geleistet hatte. Campbell kaufte die Boeing 1999 für 100'000 Dollar.

Zwölf Jahre harte Arbeit

Inzwischen hat Campbell aber noch viel mehr investiert: Viele Jahre harte Arbeit und weitere rund 120'000 Dollar für Transport, Umbau und wetterbedingte Probleme. Seit 2015 ist der Umbau sozusagen beendet, auch wenn der Ingenieur immer noch kleinere Verbesserungen vornimmt.

Immerhin: Auf nur knapp 99 Quadratmetern hat Campbell eine Küche, eine selbstgebaute Dusche, eine Toilette und im Cockpit den wohl coolsten Arbeitsplatz der Welt. «Dass hier die Flugzeugtechnik teilweise noch funktioniert, ist faszinierend», sagt Katie Braun, eine Pilotin, die das Flugzeug 2012 besuchte. «Ich finde es super, dass die Boeing jetzt so genutzt wird.»

Probleme mit Mäusen und Bewilligungen

Der Übergang war nicht leicht: Während der Umbauarbeiten wohnte Campbell in einem Wohnwagen auf dem Grundstück, bis dieser von Mäusen heimgesucht wurde. Campbell schlief daraufhin im Flugzeug, obwohl er noch keine Wohnbewilligung hatte.

An Bord lebt Campbell simpel: Er schläft auf einem Futon, wäscht sich in seiner selbstgebauten Dusche und kocht hauptsächlich mit Mikrowelle oder Toaster, da es keine Kochplatten gibt. «Das macht nichts, ich esse sowieso sehr gerne Cornflakes, und Dosennahrung finde ich auch ganz gut», sagt Campell gegenüber Medien.

Neue Projekte

Campbell hat eine Website, auf der die wichtigsten Fragen geklärt werden. Dort verkauft er auch unbenutzte Teile des Flugzeuges und zeigt Videos und Fotos.

Auf sein neues Projekt freut sich der pensionierte Ingenieur schon sehr: «Ich will wirklich noch ein Flugzeug umbauen. Und nicht nur ich: Die meisten Leute sind im Herzen irgendwo Handwerker und wollen etwas erschaffen. Hauptsache, es macht Spass!»

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