Reform: Eine Fifa als Firma wäre ehrlicher

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ReformEine Fifa als Firma wäre ehrlicher

Der Weltfussballverband macht Milliardenumsätze, hat aber als Verein tiefe Steuersätzen und wenig Transparenz. Ginge die Fifa besser an die Börse?

Isabel Strassheim
von
Isabel Strassheim
Der Verein mit Milliardenumsätzen: Fifa-Chef Sepp Blatter mit dem WM-Pokal 2010 in Südafrika

Der Verein mit Milliardenumsätzen: Fifa-Chef Sepp Blatter mit dem WM-Pokal 2010 in Südafrika

Die Fifa ist offiziell zwar kein gemeinnütziger Verein, der ganz von der Steuer befreit ist. Aber doch ein Verein, der in der Schweiz statt acht Prozent lediglich vier Prozent an Gewinnsteuern zahlen muss. Bei einem Gewinn von 144 Millionen Dollar im WM-Jahr 2014 macht das eine Differenz von knapp sechs Millionen aus.

«Schluss mit der Steuerbefreiung für die Fifa», so lautete eine Petition ans Parlament, über die vor zwei Monaten entschieden wurde. «Es gibt keinen Grund, der Fifa den gleichen rechtlichen Status zu gewähren wie einem Jodlerclub im Berner Oberland», sagte SP-Nationalrat Cédric Wermuth in seinem Votum dafür. Das Parlament lehnte den Antrag aber ab.

Verein mit Idealen

Dennoch: Der Hauptunterschied zwischen einem Verein und einem Unternehmen ist ein ideeller Zweck. Vereine sind in der Regel nicht gewinnorientiert und auf Unterstützung angewiesen, deshalb erhalten sie auch reduzierte Steuersätze. Für die Fifa sei das nicht gerechtfertigt, wie der Jurist und Fifa-Experte Jean-François Tanda kritisisert: «Es mutet tatsächlich etwas seltsam an, dass ein Milliardengeschäft durch einen Verein betrieben wird.»

Dabei sei die Fifa eigentlich eine Firma: «Eine Aktiengesellschaft wäre sicher ehrlicher, denn die WM-Organisation ist ganz klar gewinnorientiert», sagt Tanda. Unternehmensberater wollten sich zu der heiklen Vereinsfrage nicht äussern. Denn die meisten haben Aufträge von der Fifa und reden prinzipiell nicht über ihre Kunden.

Ein Börsengang brächte Transparenz

Tanda hebt hervor, dass es mit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft allein nicht getan sei. «Das würde nur mehr Transparenz bringen, wenn sie dann auch an die Börse ginge.» Denn nur kotierte Gesellschaften sind etwa zur Offenlegung ihrer Gewinn- und Verlustrechung, Rückstellungen und Bilanz verpflichtet. Damit bei einem Fifa-Börsengang nicht kurzfristig orientierten Spekulanten Tür und Tor geöffnet würde, könnten Mehrheits-Anteile sichergestellt oder Stimmrechte beschränkt werden.

Die Fifa wird derzeit aber eben nicht von Verwaltungsrat und Aktionären, sondern von ihren Vereins-Mitgliedern kontrolliert. Und da liegt Tanda zufolge der Grund für die mutmassliche Korruption: «Ein grosses Problem sind im Moment die vielen Vereinsmitglieder der Fifa, die finanziell total von ihr abhängig sind und deshalb dem Vorstand nicht auf die Finger schauen, obwohl das eigentlich ihre Aufgabe wäre.»

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