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VIP-Angebot in Laax«Eine homöopathische Dosis Luxus»

In Laax kann man für rund hundert Franken an der wartenden Schlange beim Sessellift vorbeiflitzen. Die übrigen Gäste stört das nicht.

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M. Gilliand/D. Wild

Was meinen die Pistengänger zum neuen VIP-Ticket? 20 Minuten Online fragte nach. (Video: Mathieu Gilliand)

Das Parkhaus bei der Talstation in Laax ist kurz nach 8 Uhr bereits proppenvoll. Glücklich, wer ein Blueline-Ticket gebucht hat. 10 Personen pro Tag dürfen jeweils einen der VIP-Parkplätze in Anspruch nehmen und in der Blueline an den wartenden Schlangen bei den Sesselliften vorbeidüsen. Kostenpunkt: mindestens 99 Franken. Klingt vielversprechend. Ist aber ernüchternd. Die Eröffnung der Bahn verspätet sich an diesem Morgen, es schneit und stürmt. Wer jetzt vor der geschlossenen Bergbahn rumsteht, ist Skilehrer. Der VIP-Zugang zur Gondel: leer.

Trotzdem: Das exklusive Angebot scheint beliebt zu sein. Reto Gurtner, CEO der «Weisse Arena Gruppe» ist überzeugt: «Es ist etwas völlig normales, für mehr Service mehr zu bezahlen. Wir machen nur, was bei den Airlines und im Europapark an der Tagesordnung steht.» Der Erfolg gibt ihm recht. Die Blueline-Tickets für die nächsten Tage sind fast komplett ausverkauft. Zieht das Angebot reiche Gäste nach Laax? «Wir wollen kein exklusives Schickimicki-Skigebiet sein. Das entspricht uns nicht. Wir haben ja ein wesentlich jüngeres Publikum als die Konkurrenz», sagt Gurtner. Wer sich dennoch über die Klassengesellschaft auf dem Berg ärgere, könne ja in eine andere Region reisen.

Eine «saubere Marktsegmentierung»

Denn auch für Gäste mit schmalem Budget gibt es Angebote. Wer frühzeitig ein Ticket in Laax bucht, kann bereits ab 39 Franken eine Tageskarte kaufen. «Die 10 Blueline-Tickets sind eine homöopathische Dosis Luxus», sagt Gurtner. «Bei den anderen Angeboten gilt: First come, first serve. Jeder kann sich einen Skitag hier leisten.» Warum aber ziehen die anderen Skigebiete nicht nach, wenn das Konzept ein solcher Erfolg ist? «Der Konkurrenz fehlt die Infrastruktur», sagt Gurtner. «Wir sind ein voll integriertes Unternehmen, beinhalten Gastro- Hotellerie- und Bergbahnbetriebe. Wir können uns das leisten.»

Die «saubere Marktsegmentierung», wie Gurtner die Massnahmen nennt, würden sich dennoch bald überall durchsetzen. Grenzen nämlich, gäbe es eigentlich keine. Der Ausbau solcher Angebote hänge von der Kreativität der Anbieter ab, sagt Gurtner. «Und von der Zahlungsbereitschaft der Gäste.»

Der Sturm hat sich gelegt, endlich fahren die Gondeln auf den Berg. Noch immer schneit es. An der Blueline vor den Sesselbahnen stehen die Skilehrer mit ihren Schülern an. Das wird schon seit Jahren so gemacht. Dass nun zusätzlich zehn Gäste einen Platz in der Blueline bekommen, stört deshalb die wenigsten Laax-Kunden. Der Tenor am Sessellift: «Wer sichs leisten kann, soll doch. Mich störts nicht.»

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