
Ein Dachzelt auf einem Porsche? Das ist gewöhnungsbedürftig, geht aber gut.
Edel-CampinGEine Nacht auf dem Porsche Taycan Cross Turismo
Dachzelte passen zu Geländewagen oder SUV. Aber auf einem Sportwagen? Was total abwegig klingt, hat durchaus seinen Reiz. Man muss sich nur trauen.
- von
- Mario Hommen
Seit Corona sind Dachzelte ein Outdoor-Trend, auf den nun auch Porsche mit einem seit November verfügbaren Angebot reagiert. Der mit einem grossen Porsche-Schriftzug versehene Kasten, der auf dem Dachträger des rein elektrisch angetriebenen Taycan Cross Turismo ruht, kann beim Hersteller bezogen werden. Das Zelt stammt zwar von iKamper, doch Porsche hat der äusseren Hartschale einen aerodynamischen Feinschliff verpasst, der sich unter anderem akustisch bezahlt macht. Störende Windgeräusche zwischen Dach und Aufbau haben wir während unserer mehrstündigen Anfahrt zur Saddlerock Ranch im Hinterland von Los Angeles jedenfalls keine wahrgenommen.
Aerodynamisch optimiert
Trotz der Abenteuer-Optik des Taycan Cross mutet die Box aber eher wie ein Fremdkörper denn schmückendes Beiwerk an. Und trotz Windkanal-Optimierung sorgt der Kasten für einen nicht unerheblichen Mehrverbrauch, wie Porsche einräumt, was sich im Fall des elektrischen Taycan entsprechend negativ auf die Reichweite auswirkt. Konkrete Zahlen, wie viel das im Detail ausmacht, nennt der Sportwagenhersteller nicht. Allerdings kann das Dachzelt auch positiv auf die Reichweite einzahlen, da es zu entspannter Fahrweise nötigt: Mit dem Aufbau sind 130 km/h das obere Limit.
Mit dem kraxelaffinen Taycan Cross Turismo sind wir auf dem weitläufigen Gelände der Ranch eine steile Schotterpiste zu einem einsamen Plätzchen mit grandiosem Berg- und Pazifik-Panorama hinaufgefahren. Ein idealer Standplatz war schnell gefunden. Anschliessend brauchte es lediglich ein paar Handgriffe, um das Nachtlager mit Deluxe-Aussicht aufzuschlagen. Im Zeltboden liegt eine fein gearbeitete, allerdings etwas dünne Schaummatratze. Legt man anschliessend Bettzeug oder ein Schlafsack hinein, ist das Nachtlager perfekt. Wird das Zelt auf einer Dachreling montiert, verträgt die Konstruktion 190 Kilogramm.
Die Zelthaut besteht aus einem atmungsaktiven Baumwollmischgewebe, was für gutes Klima auch im geschlossenen Zustand sorgt. Besonders positiv sind uns während der Nacht der topfebene und vor Kälte schützende Boden sowie die Abwesenheit nerviger Geräusche aufgefallen. Bewegt man sich im Zelt, wird dies nicht von Quietschen oder Knarzen begleitet. Ausserdem schaukelten wir nicht hin und her, denn der Taycan Cross ist ein Sportwagen und also ein alles andere als wankelmütiger Typ. Muss man nachts aufs Töpfchen, kann die schlaftrunkene Kletterpartie auf der Leiter allerdings etwas lästig sein. Doch der flache Sportwagen-Unterbau macht den Abstieg kurz.
Das Konzept Dachzelt hat natürlich auch Schwächen. Doch wer dieses auf dem Dach seines Pkw mitführt, hat stets die Möglichkeit, an schönen Orten spontan ein Päuschen mit Übernachtung einzulegen. Vor allem in einem Land wie den USA mit grossartiger Wildnis und toleranten Regeln für Wildcamper ist das eine reizvolle Outdoor-Option. Die Schweiz ist enger und reglementierter. Doch auch hier finden sich charmante Plätze jenseits überfüllter Campinganlagen, die ein durchaus romantisches Setting für einen Dachzelt-Trip bieten können. Man muss sie nur suchen und sich ausserdem trauen, der Komfortzone von Hotels zu entsagen.