US-Republikaner am TVEine Wahlkampfdebatte, passend zu Halloween
Jeb Bush implodierte, die zwei Kubaner brillierten und ein TV-Kanal holte sich eine rote Nase: die dritte Debatte der republikanischen Präsidentschaftskandidaten.
- von
- Martin Suter
- New York
Das Datum, drei Tage vor dem Schauerfest Halloween, hätte für die dritte Fernsehdebatte der Republikaner nicht besser gewählt sein können. Es war ein Festival des Grauens, was sechs Moderatoren des Business-Kanals CNBC am Mittwochabend in Boulder, Colorado, inszenierten.
Die zwei Stunden dauernde Debatte der zehn populärsten Präsidentschaftskandidaten der republikanischen Partei schien über weite Strecken schlecht organisiert. Die schnöden Moderatoren verloren mehrfach die Kontrolle über die Diskussion und liessen die Teilnehmer übers Kreuz reden. Immer wieder verrieten sie Vorurteile gegen die konservativen Kandidaten.
Insgesamt fehlte der Debatte ein überraschender Aha-Moment, der die Rangfolge der Anwärter fundamental hätte verschieben könnte. Doch mehrere Dinge fielen auf:
Jeb Bush ist am Ende: Der einst als haushoher Favorit gehandelte Zögling der Bush-Dynastie hatte einen schlechten Abend. Der Ex-Gouverneur von Florida wirkte demoralisiert und gab nur kurze Antworten. In der Rangliste der Redezeit rangiert er mit unter sieben Minuten auf dem zweitletzten Platz. Im Vergleich: Carly Fiorina, Ex-CEO von Hewlett-Packard, sprach während zehneinhalb Minuten. Zum Rohrkrepierer wurde Bushs Angriff auf Senator Marco Rubio, dem er Absenzen bei Abstimmungen im Kongress vorwarf. Rubios Replik war vernichtend: «Jemand hat dich davon überzeugt, dass es dir hilft, wenn du mich angreifst.»
Donald Trump hat seine Sonderstellung verloren: Anders als in den ersten zwei Debatten drehte sich diesmal nicht alles um den New Yorker Immobilienkönig. Ausser der Enthüllung, dass er manchmal eine Schusswaffe trägt, sagte Trump nichts Neues. Doch er gab sich milde und fügte seiner Kampagne keinen offensichtlichen Schaden zu. Dasselbe galt für Ben Carson: Der Neurochirurg kam selten zu Wort und blieb wie immer ruhig. Dass er in Fragen zur Wirtschaft nicht gerade souverän wirkte, dürfte ihm bei seiner wachsenden Anhängerschaft nicht geschadet haben.
Marco Rubio und Ted Cruz sind im Kommen: Die zwei aus Kuba stammenden Senatoren hatten die besten Momente des Abends. Zuerst wetterte der ultrakonservative Texaner Cruz gegen die Fangfragen der Moderatoren – und vermochte damit elegant einem heiklen Thema auszuweichen. Dann brachte der jungenhafte Rubio die Kritik an der ideologischen Voreingenommenheit auf die Formel: «Die Demokraten haben die ultimative Wahlkampfkommission. Sie heisst: Mainstream-Medien.» Rubio etablierte sich als der grosse Sieger des Abends.
Carly Fiorina und Chris Christie verschafften sich Gnadenfristen: Die einstige Wirtschaftsführerin stellte erneut ihre bestechendsten Eigenschaften unter Beweis: Sie spricht eloquent über Sachfragen, hat eine Portion Selbstironie und verfügt über einen Power-Blick: Einmal schaute sie einem Moderator so stählern in die Augen, dass er ihr mehr Redezeit gab. Christie, der Gouverneur von New Jersey, wurde seinem Ruf als unerschrockener Populist gerecht. Er sprach oft direkt in die Kamera und punktete gleichermassen gegen seine Rivalen und gegen die Fragesteller.
CNBC schoss ein Eigentor: Den grössten Applaus ernteten die Kandidaten, wenn sie es den Moderatoren zurückgaben. Diese Reaktionen hatten die CNBC-Fragesteller selbst verursacht, indem sie auf Konfrontation mit den Debattenteilnehmern gingen, anstatt diese aufeinanderzuhetzen. Das schlachteten die Kandidaten genüsslich aus. Sie wirkten plötzlich stark – und hatten das republikanische Publikum auf ihrer Seite.