Erhöhtes SterberisikoEinsamkeit ist genauso schlimm wie Rauchen
Ohne sozialen Anschluss ist das Leben nicht nur halb so schön, sondern im Zweifelsfall auch bedeutend kürzer.
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Keine Freunde zu haben, drückt auf die Stimmung. Doch das ist nicht der einzige Nachteil. Laut mehreren Studien hat Einsamkeit negative Folgen für die Gesundheit. So kann sie zu Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Depressionen, Schlafstörungen und einer früher einsetzenden Altersvergesslichkeit führen.
Der Grund: Wer sich ausgeschlossen und nicht irgendwo dazugehörig fühlt, erlebt chronischen Stress. Dieser wirkt sich negativ auf den Stoffwechsel der Hormone aus und schränkt die Immunabwehr ein.
Einsamkeit kann töten
Forscher der Harvard University verlängern die Liste der Negativfolgen von Einsamkeit nun noch um einen weiteren Punkt: Ihrer in den «Proceedings of the Royal Society B» (Pdf hier kostenpflichtig herunterladbar) veröffentlichten Studie zufolge haben einsame Menschen ein deutlich erhöhtes Sterberisiko – vergleichbar mit dem von Rauchern.
Das Team um Mediziner David A. Kim hat für die Arbeit die Zahl der Kollegen einer Person mit deren Blutgerinnungswerten verglichen, konkret mit dem Vorkommen des Proteins Fibrinogen (siehe Box). Ist dessen Wert erhöht, zeugt das von einem verschlechterten Gesundheitszustand, weil zu viel Fibrinogen zu Bluthochdruck und einer gesteigerten Fettablagerung in den Arterien führt.
Gleiche Folgen wie bei Übergewicht und Nikotinsucht
Die Auswertung zeigte: Je weniger Freunde jemand hatte, desto höher war der Fibrinogen-Wert. So hatten Menschen mit nur fünf Kollegen 20 Prozent höhere Proteinwerte als jene mit 25 Freunden. Schon zehn bis zwölf Freunde weniger zu haben, birgt damit das gleiche Risiko, wie regelmässig Zigaretten zu konsumieren, so das Fazit der Wissenschaftler.
Eine von Facebook geführte Studie sagt, Katzenliebhaber sind häufiger einsam und single. TEXT: Was sagen die Leser dazu?
Dass Einsamkeit zum Tod führen kann, schlussfolgerte vor einigen Monaten auch ein anderes Forscherteam. Für seine Studie hatte das Team um Julianne Holt-Lunstad, Psychologin an der Brigham Young University, etwa 70 wissenschaftliche Arbeiten mit Daten von mehr als drei Millionen Menschen analysiert. Demnach haben Vereinsamte ein um 30 Prozent erhöhtes Risiko vorzeitig zu sterben. Der Effekt sei vergleichbar mit dem von Übergewicht, so das Fazit damals.
Was ist Fibrinogen?
Fibrinogen zählt zu den Blutgerinnungsfaktoren, die dafür sorgen, dass bei einer Verletzung das Blut gerinnt und so die Blutung gestoppt werden kann. Fibrinogen ist einer der wichtigsten.
Soll eine Blutung gestoppt werden und das Blut gerinnen, wird Fibrinogen in Fibrin umgewandelt. Fibrin legt sich zu kettenartigen Strukturen zusammen, die den Blutgerinnungspfropf stabilisieren. Fibrinogen zählt zudem zu den sogenannten Akut-Phase-Protein. Das heisst: Es kann auf eine Entzündung im Körper weisen.