IQ-MerkmaleEinzelgänger und Linkshänder sollen klüger sein – stimmt das?
Wer im Umgang mit anderen Menschen kompliziert ist, hat mehr Grips, heisst es in der «Elle». Ein Wissenschaftler widerspricht.

- von
- Claudia Blumer
Darum gehts
Zeichen für Intelligenz sind laut der Zeitschrift «Elle», wenn sich jemand schwer verliebt oder lieber allein ist.
Auch Körpermerkmale deuteten auf mehr Grips hin: Grosse Menschen und Linkshänder seien klüger.
Intelligenzforscher Jakob Pietschnig widerspricht. Nur einen Befund lässt er halbwegs gelten.
«Wenn eines dieser drei Merkmale auf Dich zutrifft, bist du intelligent», heisst es in einem Artikel der Zeitschrift «Elle»:
Du magst keinen Smalltalk. Das bedeute, dass dein Hirn zu Höherem fähig ist als zu Geplänkel über das Wetter und über Schuhe. Lieber würdest du dich über Kunst, Wissenschaft und die neusten Trends in der richtigen Tiefe unterhalten.
Du brauchst Zeit, um dich zu verlieben. Kluge Menschen täten sich schwerer damit, sich Hals über Kopf zu verlieben, heisst es. Sie dächten generell viel über alles nach, so auch über die Konsequenzen, die ein neuer Mensch im Leben mit sich bringt. Intelligente Menschen stellten die eigenen Ziele oft vor die Ziele anderer, weswegen sie erst später bereit seien für die Liebe. Zudem seien ihre Erwartungen an eine Beziehung hoch.
Als unsozial gelten. Wer gern Zeit mit sich allein verbringt, werde als unsozial abgestempelt, sei jedoch in Wahrheit einfach intelligenter. «Kluge Menschen brauchen Zeit und Ruhe, damit ihre Gedanken reifen können. Sie lassen sich weniger gern ablenken von Menschen, Lautstärke und sozialen Verpflichtungen.»
Was hältst du von IQ-Mythen?
Es gebe auch körperliche Merkmale, an denen wir intelligente Menschen erkennen, heisst es in einem weiteren «Elle»-Artikel. Eines davon sei die Körpergrösse. Je grösser, desto klüger, das sei in einer Studie mit Jugendlichen festgestellt worden. Zudem deute ein grosser Kopf auf Intelligenz hin. Menschen, die als Säugling einen grossen Kopf haben, machten später eher einen Hochschulabschluss und seien auch im Alter intelligenter und erfolgreicher, heisst es unter Berufung auf Studien.
Und zu guter Letzt: Linkshänder seien erwiesenermassen kreativer und flexibler als ihre Mitmenschen, was vermutlich mit der Fähigkeit zusammenhänge, beide Gehirnhälften leichter nutzen zu können. Einem Mythos zufolge seien Linkshänder auch intelligenter.
Kopfgrösse ist ein Indikator – aber nur bedingt
Jakob Pietschnig, Intelligenzforscher an der Universität Wien, kann nur einer dieser Aussagen halbwegs etwas abgewinnen: «Zwischen Kopfgrösse und IQ gibt es tatsächlich eine Korrelation, aber sie ist klein.»
Die anderen Aussagen seien, böse gesagt, Blödsinn, sagt der Forscher. Erstaunt sei er nicht darüber, denn das Thema Intelligenz sei von Mythen und Fehlannahmen nur so umrankt. So glaubten beispielsweise die Leute immer noch, dass klassische Musik klug mache. Der sogenannte «Mozart-Effekt», der schon im Kleinkindalter wirken soll, gehe aber zurück auf eine Falsch-Information in einem NY-Times-Artikel von Anfang der Neunzigerjahre. Im Interview mit 20 Minuten sagt Pietschnig, was wirklich klug macht.
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