Auf InstagramElena Miras wettert gegen Frauen – Expertinnen warnen vor sexistischem Rollenbild
Elena Miras hat schlechte Erfahrungen mit Frauenfreundschaften gemacht. Mit ihren Aussagen bediene sie sich aber laut einer Soziologin eines kontraproduktiven Narrativs.
- von
- Leonie Projer
Darum gehts
Influencerin Elena Miras (30) findet Frauenfreundschaften schwierig.
Laut der Soziologin Katja Rost gibt es sowohl bei Frauen wie bei Männern sozio-biologische Gründe für Kämpfe innerhalb von Freundschaften.
Paartherapeutin Dr. Johanna Friedli gibt Tipps für gesunde Freundschaften.
Elena Miras erzählte jüngst auf Instagram, dass sie in ihrem eigenen Haus bestohlen wurde. Nun packt sie über Freundschaftsprobleme aus. «Wenn eine Freundschaft beendet ist, dann bleibt das, was du mir gesagt hast, bei mir. Es gibt aber Frauen, die dann alles ausplaudern und Scheisse erzählen, die nicht stimmt», meint die 30-Jährige. Bei Männern sei das anders. «Männerfreundschaften sind viel schöner als Frauenfreundschaften. Bei den Frauen gibt es immer Streit, jemand beneidet den anderen und man gönnt sich nichts», so die Zürcherin. Eine Anfrage von 20 Minuten bei der Influencerin ist hängig. Sind Miras’ Aussagen problematisch oder gar frauenfeindlich? Expertinnen klären auf.
Laut der Soziologin Dr. Katja Rost gibt es sozio-biologische Gründe für Elenas Erfahrungen. «Sie befindet sich mitten im reproduktiven Alter. Andere Frauen gelten als mögliche Konkurrentinnen für den besten Mann. Es kommt folglich verstärkt zu Konkurrenzkämpfen.» Jedoch gibt es diese auch bei Männern – aufgrund hormoneller und körperlicher Unterschiede einfach auf eine andere Art. «In Männerfreundschaften haut man sich eher mal eine auf die Nase», meint die Expertin.
Auf ihrem Instagramkanal lässt sich Elena Miras über Frauenfreundschaften aus.
Frauen haben emotionalere Bindungen
Paartherapeutin Dr. Johanna Friedli aus Zürich hält grundsätzlich wenig von der binären Denkweise der zwei Geschlechter. Trotzdem beobachtet sie, dass Frauen oft «tiefere und emotionalere Freundschaften führen als Männer.» Bei Männern sieht man in Freundschaften mehr Abstand. «Frauenfreundschaften gleichen in dieser Hinsicht fast einer Partnerschaft. Genau diese hohe Emotionalität und Verbundenheit kann aber zu Reibereien führen», meint sie.
Das Problem an Elenas Statement: Sie verstärkt damit das sexistische Stereotyp, dass sich Frauen untereinander nicht leiden können. «Durch solche Aussagen wird dieses Klischee ins Extreme gezogen und Frauen schaden sich letztendlich selbst, indem sie die traditionelle Welt aufrechterhalten», meint Rost. Doch, wieso bedienen sich Frauen dieses Stereotyps, wenn sie sich damit nichts Gutes tun? «Sowohl Frauen wie Männer haben gesellschaftliche Geschlechterstereotypen verinnerlicht», erklärt die Uni-Dozentin. Wenn sich eine Frau sexistisch äussert, hat das häufig einen Grund: «Sie möchte sich von anderen Frauen abheben und signalisieren, dass sie anders ist. Davon erhofft sie sich, dass sie sich mit den Männern zusammentun und so einen höheren Status erlangen kann. Denn in unserer Gesellschaft geniessen Männer immer noch mehr Ansehen als Frauen.»
Frauen müssen zusammenhalten
Rost ist über Elenas Aussagen nicht überrascht. «Es handelt sich um einen normalen soziologischen Prozess in unserer Gesellschaft, dass Klischees bedient werden. Als Beauty-Influencerin basiert ihr Erfolg auf dem klassischen Rollenbild, das besagt, dass sich Frauen für Schönheitsthemen zu interessieren haben.» Aufgelöst werden die Stereotypen dadurch aber nicht. «Damit Frauen künftig denselben sozialen Status wie Männer zugesprochen bekommen, ist es kontraproduktiv wenn sie sich gegenseitig für die Gunst der Männer verfeinden. Sie müssen miteinander arbeiten», meint die Wissenschaftlerin.
Dem stimmt Friedli zu. «Frauen sollten sich in Freundschaften mehr Konfrontation zutrauen und Konflikte direkt ansprechen. Ansonsten stauen sich Probleme an», meint Friedli. Das braucht Vertrauen und Mut, unangenehme Situationen aushalten zu können. «Ein wenig Abstand kann der Freundschaft auch guttun», empfiehlt die Therapeutin.
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