VorstossEltern sollen für «Problemschüler» bezahlen
Schwyz hat genug von «Problemschülern»: Nun sollen die Eltern zur Verantwortung gezogen werden - und unter Umständen eine happige Busse bezahlen.
- von
- Janko Skorup
Der Kanton Schwyz will «verhaltensauffällige» Jugendliche unter Kontrolle bringen. Sie mobben Mitschüler, klauen und werden gewalttätig. «Immer mehr Kinder haben Mühe mit der Sozialkompetenz», sagt Felix Hof, Leiter des Beratungszentrums für Sozialfragen in Rapperswil. Nun hat die Schwyzer Arbeitsgruppe «mehr Elternmitwirkungspflichten», bestehend aus Politikern von links bis rechts, drei Vorstösse im Kantonsrat eingereicht: Erstens sollen Eltern bei Auffälligkeiten ihrer Kinder beigezogen werden – und im Verweigerungsfall mit bis zu 1000 Franken gebüsst werden.
Zweitens sollen auch Eltern von volljährigen Kindern, die noch in der Erstausbildung sind, benachrichtigt werden, wenn ihrem Kind Lehr- oder Schulabbruch droht. «Denn die Eltern zahlen schliesslich auch, bis die Erstausbildung abgeschlossen ist», sagt Claudia Kälin-Treina von der Koordinationsstelle Elternbildung Ausserschwyz. Drittens sollen Schulen künftig Informationen von vorgängigen Schulen der Problemkinder einholen können.
Jürg Brühlmann, Leiter der Pädagogischen Arbeitsstelle des Lehrerdachverbands, findet die Vorstösse «nachvollziehbar». Das Benachrichtigungsrecht bei drohendem Schulausschluss begrüsst er, «denn zahlende Eltern haben ein Anrecht auf Information». Brühlmann bezweifelt aber, ob die Vorstösse so umsetzbar sind, denn «sie kollidieren mit dem Mündigkeitsgesetz und müssten national geregelt werden». Kälin-Treina plant denn auch schon eine Standesinitiative, falls die Vorstösse im Kantonsrat durchkommen.
FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen rät davon ab: «Das wäre ein unnötiger Umweg, denn die Umsetzung läge doch wieder bei den Kantonen. Volksschulangelegenheiten werden ohnehin kantonal geregelt.»

«Familientragödien hätten verhindert werden können»
Herr Annen*, Sie wollen Eltern von Problemschülern zur Verantwortung ziehen. Warum? Benno Annen: Die Probleme mit verhaltensauffälligen Schülern sind akut und müssen dringend angegangen werden. Die Täter müssen in die Schranken gewiesen werden. Ihre Eltern müssen die Verantwortung wahrnehmen.
Herr Annen*, Sie wollen Eltern von Problemschülern zur Verantwortung ziehen. Warum? Benno Annen: Die Probleme mit verhaltensauffälligen Schülern sind akut und müssen dringend angegangen werden. Die Täter müssen in die Schranken gewiesen werden. Ihre Eltern müssen die Verantwortung wahrnehmen.
Herr Annen*, Sie wollen Eltern von Problemschülern zur Verantwortung ziehen. Warum? Benno Annen: Die Probleme mit verhaltensauffälligen Schülern sind akut und müssen dringend angegangen werden. Die Täter müssen in die Schranken gewiesen werden. Ihre Eltern müssen die Verantwortung wahrnehmen.
Wann ist ein Schüler denn verhaltensauffällig?
Das beginnt beim Mobbing von Mitschülern. Häufig wird auch geklaut oder Gewalt angewendet. Zum Teil gehen die Jugendlichen gar bandenmässig vor das ist erschreckend. Die Kinder stammen aus allen Schichten und Gattungen. Die fremde Kultur von Einwandererfamilien verstärkt das Verhaltensproblem allerdings oft.
Was erhoffen Sie sich von den Massnahmen?
Fälle wie die Prügelschüler von München, der Jugendliche, der im Muotathal seine Mutter und seine Schwester im April 2008 tötete, oder der Autounfall vor rund drei Wochen in Zürich, bei dem ein Mädchen ums Leben kam, hätten dank Früherkennung verhindert werden können. (JSK)
*Benno Annen ist Oberstaatsanwalt des Kantons Schwyz.