Islamismus«Emir» von Winterthur betrügt Sozialwerke
Sandro V. gilt als Führungsfigur der Schweizer Islamistenszene. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er mit Betrügereien und Sozialhilfegeldern.
- von
- ehs
Sandro V. spielt eine zentrale Rolle unter Schweizer Islamisten. Er gehört zur grossen Winterthurer Salafistenszene und soll sich der Terrormiliz IS angeschlossen und Jihad-Reisende rekrutiert haben. Die «Rundschau» berichtete, dass sich der 31-Jährige als «Emir» bezeichnet.
Nun ist der Konvertit mit bosnisch-italienischen Wurzeln rechtskräftig verurteilt worden, berichtet die NZZ heute. Grund ist allerdings nicht sein salafistisches Gedankengut, sondern sein betrügerischer Lebenswandel.
Im Oktober letzten Jahres wurde V. zu einer bedingten Geldstrafe wegen mehrfachen Betrugs verurteilt. Er habe mehrfach andere durch Vorspiegelung von falschen Tatsachen arglistig irregeführt, heisst es im Strafbefehl.
Sportauto-Videos auf Facebook
Sein Auto, einen Citroën-Kleinwagen, lieh er einem Bekannten, der das Auto beschädigte. Bei der Versicherung meldete er einen Parkschaden durch Unbekannte an und kassierte 4000 Franken. Einen ähnlichen Trick wendete er mit einem Beamer eines Bekannten an. Bei der Sozialhilfebehörde reichte er gefälschte Lohnabrechnungen ein und kassierte mehrere Tausend Franken zu viel.
Die Verurteilung steht im Widerspruch zum Lebensstil, den V. im Internet zelebriert. Wie die NZZ schreibt, hat V. mehrere Kurzfilme mit Sportautos auf seine Facebook-Seite gestellt – neben Koran-Zitaten und Ausführungen zum Thema Islam.
«Lies!», An'Nur-Moschee und Syrien
V. gelte als Vorbild in der Islamistenszene, weil er 2013 nach Syrien gereist sei. Dort habe er sich schwer bewaffnet und in militärischer Kleidung in einem Camp aufgehalten. Seine Frau habe ihm geraten, zurückzukehren oder als Märtyrer zu sterben. V. soll zudem gute Verbindungen zu extremistischen Kreisen haben. Er sei beim Aufbau der Koran-Verteilaktion «Lies!» beteiligt gewesen und habe beste Kontakte zur umstrittenen An'Nur-Moschee.
Die Bundesanwaltschaft ermittelt seit über zwei Jahren gegen ein ehemaliges Vorstandsmitglied dieser Moschee – nicht nur wegen Unterstützung des IS, sondern auch wegen des Verdachts auf Sex mit Kindern, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete. Die Moschee sollte ursprünglich im Sommer geschlossen werden. Sie könnte nun allerdings doch bis Ende Oktober geöffnet bleiben, wie 20 Minuten berichtete.
Sandro V. ist Hauptbeschuldigter
Eine zentrale Rolle im Winterthurer Islamisten-Netzwerk spielte auch die Kampfschule MMA Sunna, die V. mitinitiiert haben soll. Acht der dort aktiven Kampfsportler reisten in den letzten Jahren nach Syrien oder versuchten es.
Eine Ex-Freundin von Sandro V. soll bei einer Vernehmung ausgesagt haben, er habe nach Syrien gewollt, um dort zu kämpfen. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, führt die Bundesanwaltschaft ein Strafverfahren gegen insgesamt vier Männer, wobei Sandro V. der Hauptbeschuldigte ist. V. sass zwischen dem Februar 2016 und dem Februar dieses Jahres in Untersuchungshaft. Mittlerweile ist er wieder auf freiem Fuss, muss aber Auflagen einhalten.
(ehs/20 Minuten)