Arnisäge BEEmmentaler Kälteloch freut sich über den Frost
In der Arnisäge bibbern die Einwohner besonders, denn hier fällt das Thermometer tief. Am Montagmorgen zeigte es -20 Grad an. Den Bewohnern gefällts.
- von
- Sonja Mühlemann

Gemeindepräsident Kurt Rothenbühler vor dem Thermometer, welches besonders tiefe Temperaturen anzeigt.
Die Einwohner des Weilers Arnisäge lieben ihre «Kühltruhe»: Durchschnittlich ist es bei ihnen sechs Grad kälter als schon nur im Dorf vorne. «Wenn man zu uns kommt, merkt man mit jedem Meter, wie die Temperatur sinkt», sagt Gemeindepräsident Kurt Rothenbühler.
Am Montagmorgen habe sein Thermometer -20 Grad angezeigt – etwas weiter die Strasse rauf waren es «nur» -14. «Das ist aber noch gar nichts – die tiefste gemessene Temperatur, an die ich mich erinnern kann, war -30 Grad.»
Mit dem am Montag gemessenen Kälterekord in diesem Winter kann Arnisäge auf 822 Metern über Meer fast mit dem Jungfraujoch mithalten: Dort wurden auf gut 3000 Metern -23 Grad gemessen.
Kälte wird gefeiert
«Arnisäge gehört zu einem der kälteren Orte auf dieser Höhenlage in der Schweiz», sagt Roger Perret von Meteonews. Es handle sich um ein typisches Kälteloch: «Es fliesst Kaltluft zusammen, wenn es nachts aufklart. Diese bleibt dann liegen.» Arnisäge sei vergleichbar mit bekannteren Kältelöchern wie etwa La Brévine im Neuenburger Jura, wo am Montagmorgen -29 Grad gemessen wurden.
Die Bewohner der Arnisäge beklagen sich indes nicht über die «Eiszeit»: «Wir müssen zwar kräftig einfeuern, aber die Leute sehnen die tiefen Temperaturen jeweils herbei», so Gemeindepräsident Rothenbühler. Wenn man miteinander telefoniere, sei die erste Frage die nach der Temperatur. Und die frostige Zeit werde gar besonders zelebriert: «Die Oberstufenschüler können die Kälte kaum erwarten und richten dann auf dem Schulhausplatz eine Eisbahn ein.» Bei Spaghetti und Fondue würden dann die Nächte durchgefeiert – so wie die vergangene.
Schlöfler kommen aus Nachbardörfern
Einer der Neuntklässler, die diese Tradition weiterführen, ist Tom Rothenbühler: «Die Eisbahn ist für mich das Winter-Highlight», sagt der 15-Jährige. Zuerst werde der Schnee mit Ski «träppelet», damit er schön fest sei. Dann wässern die Teenager das Feld die ganze Nacht über. «Die Eisbahn misst 35 auf 15 Meter – wenn die Schicht fest ist, werden wir schlöflen und Eishockey spielen.» Gar aus den Nachbardörfern würden die Leute mit ihren Schlittschuhen anreisen.
Im vergangenen Jahr mussten die Anwohner wegen des zu warmen Winters fast auf ihr Vergnügen verzichten. «Wir haben die Kälte richtig vermisst und freuen uns jetzt umso mehr», sagt Rothenbühler.