FamiliensacheEn Garde!
Fabian Kauter ist einer der weltbesten Fechter. Wie es geht, hat ihm sein Bruder Michael gezeigt.
- von
- Martin Fischer

Zwei Banker, zwei Spitzenfechter und ein Rapper – alles aufeinem Bild: Fabian (r.) und Michael.
Michael, 32, Vormacher
«Wir hatten mal eine Indianer-Phase, mit einem Tipi im Garten. Ich hab mir mit einem selbst gebastelten Beil die Fingerkuppe abgeschnitten. Ich band den Finger mit einer Schnur ab und sagte zu Fabian: ‹Ein echter Indianer kennt keinen Schmerz!› Er stand nur neben mir und weinte, weil es so schlimm aussah. Im Training verlässt auch mal einer von uns vorzeitig die Bahn und sagt: ‹Mit dir fechte ich nicht!› Meistens wegen kleinen Sachen, weil der eine falsch gezählt hat oder bei engen Matchs, wenn beide unbedingt gewinnen wollen. Wir sind auch sehr debattierfreudig. Früher hat Fabian mehr auf mich gehört. Jetzt, wo er sich emanzipiert hat und sportlich erfolgreich ist, komme ich mit meinen Meinungen nicht mehr so an bei ihm. Er ist ohnehin mehr der Macher, er ziehts einfach durch, ich überleg lieber zweimal. Seine Songtexte kriege ich nie zu Gesicht, das macht er im stillen Kämmerlein. Aber an die Konzerte gehe ich schon.»
Fabian, 26, Macher
«Ich weiss noch, als ich das erste Mal mit Michael snowboarden ging. Ich hatte noch nie im Leben solche Angst! Er hat mich an den Schultern gepackt und neben sich gestellt und ist mit mir den Hang runtergerast, einfach geradeaus. Ich hab nicht mal richtig den Boden berührt mit dem Brett. Michael hat mir vieles gezeigt. Auch das Fechten oder Hip-Hop. Wir sehen uns häufig, telefonieren fast jeden Tag, schreiben uns Mails. An die Turniere reisen wir zusammen und teilen uns das Hotelzimmer. Besonders schön wars, ihn am Weltcup dieses Jahr in Stockholm dabeizuhaben. Ich hatte einen Match gegen einen Russen und ziemlich Respekt. Ich war hinten, ehe ich Michael am Rand gehört hab: ‹Beiss rein, bleib hart! Hab keine Angst!› Danach habe ich sogar das Turnier gewonnen. Was nerven kann: Michael ist ein extremer Hirner. Stress abbauen kann ich am besten beim Rappen. Ich schreib am liebsten, wenns mir nicht so gut geht. Zum Beispiel nach der EM dieses Jahr, wo ich echt mies war.»
Hoch hinaus
Auf dem Bild aus dem Jahr 1987 zeigt Michael seinem kleinen Bruder schon mal, wie es ist aufzusteigen. Heute ist Fabian Kauter der beste Fechter der Schweiz: Im September hat er WM-Bronze im Einzel und mit dem Team geholt. Fabian ist auch als Rapper Yuri erfolgreich: Vor zwei Jahren erschien sein Soloalbum «Summer in Sibirie». Anfang 2012 kommt sein zweites Album raus. Michael hat in seiner Karriere zwei Weltcupsiege geholt, war 2008 an Olympia in Peking dabei und gewann 2009 mit Fabian an der EM Team-Silber. Zurzeit ist er verletzt. Neben dem Fechten arbeiten die beiden Stadtberner als Kundenberater auf einer Bank.