ACTIONADVENTUREEndzeitepos mit emotionalem Touch
Aus eher mittelmässigen Einzelteilen schafft es «Enslaved», eine interessante Geschichte zuweben, deren Motor die emotionale Zwangs-beziehung der beiden Hauptdarsteller ist.
- von
- Michel Pescatore

Die Denkerin und das Muskelpaket – Zusammenarbeit auf unterschiedlichsten Ebenen.
Mit «Enslaved: Odyssey to the West» liefert Ninja Theory nach «Heavenly Sword» eine weitere, erzählerische Meisterleistung ab. Die Geschichte von der Flucht zweier Sklaven in einer postapokalyptischen Zukunft basiert dabei lose auf einer futuristischen Version von «Journey to the West», einer der vier grossen Romane der Chinesischen Literatur.
Nach dem Absturz ihres Sklavenschiffes verdonnert die zierliche Trip das Muskelpaket Monkey, ihr bei ihrer Rückkehr nach Hause zu helfen. Denn der Schein der idyllischen Natur in den menschenverlassenen Ruinen von New York ist trügerisch – besitzen doch die neuen Herrscher der Welt schiesswütige Roboter aller Art ohne Flair für frei herumrennende Menschen.
Nähme man «Enslaved» auseinander, bestünde es aus wunderschönen Gegenden für anspruchslose Kletterpartien, mittelmässigen Kämpfen, die erst in der zweiten Hälfte knackiger werden, obligaten Power-ups und einer 08/15-Story. Doch Ninja Theory vermochte diese Einzelteile so zu verflechten, dass ein facettenreiches und actionbetontes Adventure daraus resultierte, dessen treibende Kraft die Zwangssymbiose zweier unterschiedlicher Menschen mit ihren emotionalen Spannungen ist, die sich nicht nur in witzigen Dialogen, sondern auch in feinfühliger Mimik hervorragend ausdrückt.
Schade nur, dass der Spieler etwas zu gut durch das Spiel geführt wird, kann er doch, von sporadisch knackigen Bossgegnern einmal abgesehen, kaum Fehler machen, was die spielerische Herausforderung zu Beginn oft auf die nicht immer optimale Kameraführung reduziert.
«Enslaved: Odyssey to the West» für PS3, X360; Ninja Theory, Namco Bandai Games